Leverkusens erstes ImpfpaarIrma und Walter Westmeier sind seit 70 Jahren verheiratet
- Sie waren das erste Paar im neu eröffneten Impfzentrum: Jetzt feiern sie ihre Gnadenhochzeit: Die Westmeiers.
Leverkusen – „Die Dinge nahmen ihren Lauf: Freundschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl, Liebe und Verlobung“. In diese Worte fasst Walter Westmeier in seiner Biografie ein großes Stück Lebensglück. Denn auf die Verlobung mit seiner Irma folgten die Hochzeit am 9. März 1951 und 70 gemeinsame Ehejahre. Heute feiert das Paar seine Gnadenhochzeit.
Wie schafft man es, über sieben Jahrzehnte miteinander glücklich zu sein? Sohn Peter, der im November 1951 auf die Welt kam, weiß eine Antwort: „Meine Eltern haben viele gemeinsame Interessen, sich aber gegenseitig auch immer Freiräume gelassen“. Irma und Walter Westmeier stammen beide aus Ibbenbüren, besuchten dieselbe Schule. Als Kinder nahmen sie außer auf dem gemeinsamen Schulweg nicht groß Notiz voneinander. Das änderte sich mit den ersten Tanzveranstaltungen nach dem Krieg. „Da haben sie es mal miteinander auf der Tanzfläche probiert“, erzählt Peter Westmeier, „sie sind dann öfter hingegangen und so wuchs die Zuneigung“.
Als Näherin im Betrieb
Irma Westmeier absolvierte nach der Volksschule eine Hauswirtschaftslehre, blieb als Näherin im Betrieb und war später auch Betriebsratsvorsitzende. Ihr späterer Mann hatte zunächst eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten in Tecklenburg angefangen. Als er sich kritisch über den Krieg äußerte, wurde er jedoch im Januar 1945 fristlos entlassen und mit gerade 16 Jahren zum Wehrdienst eingezogen. „Er hat viele gefährliche Situationen erlebt, geriet auch in Gefangenschaft. Aber er hatte Glück und kam im August nach Hause“, beschreibt Sohn Peter die damaligen Ereignisse.
Zurück in der Heimat setzte Walter Westmeier seine Ausbildung fort, trat im Januar in die SPD ein und war später als Personalratsvorsitzender in der Stadtverwaltung Ibbenbüren tätig. Auch Irma Westmeier wurde SPD-Mitglied. Soziales Miteinander und Gemeinschaft war beiden schon in jungen Jahren wichtig, so waren sie in der Gewerkschaftsjugend und in der Falkenjugend.
Berufliche Gründe führten die Familie 1962 nach Leverkusen, wo Walter Westmeier als Beamter bei der Stadt arbeitete. Mehrere Jahre war er zunächst Leiter des Bauförderungsamts, später führte er das Einwohnermeldeamt. 1976 bezogen die Westmeiers ihr eigenes Reihenhaus in Küppersteg, in dem die beiden 92-Jährigen noch weitestgehend selbstständig leben – das Treppensteigen über drei Etagen hält laut Sohn Peter eben jung.
Irma Westmeier betreute bei der Arbeiterwohlfahrt Leverkusen lange ehrenamtlich Nähkurse und war zudem ganze 16 Jahre lang als Schöffin beim Landgericht Köln tätig. Auch im Ruhestand wurde es im Hause Westmeier nicht langweilig, das Paar leitete einige Awo-Gruppen wie Tischkegeln und war bei der SPDler „60plus“ aktiv.
Reisen ist das große Hobby
Zum großen Hobby wurde das Reisen, unter anderem besuchten sie Moskau und machten eine Nil-Kreuzfahrt. Viel Zeit verbrachte Irma Westmeier bei Tagesfahrten mit Freundinnen, während ihr Mann gerne wanderte. Die Corona-Pandemie hat das Reisen und geselliges Miteinander leider eingeschränkt.
Doch die ganze Familie, zu der heute zwei Enkel, zwei Urenkelinnen und ein Urenkel gehören, ist erleichtert, dass beide bereits ihre Impfung erhalten haben. So können die beiden nun schon etwas entspannter auf ihre Gnadenhochzeit anstoßen. „Aber klar ist auch: Sobald das wieder geht, wollen sie eine große Feier nachholen“, sagt Peter Westmeier und lacht. Man will in der Übung bleiben, denn das nächste Ziel steht schon fest: 100 Jahre alt werden!