Experte für Clan-KriminalitätGregor Eisenmann ist neuer Polizeioberrat in Leverkusen
Leverkusen – Allzu viel ändert sich mit „dem Neuen“ zunächst nicht. In „bekannter und vertrauter Weise“ möchte Gregor Eisenmann die Polizeiinspektion sieben der Polizei Köln führen. Der 47-Jährige tritt die Nachfolge von Norbert Latuske an. Als Polizeioberrat unterstehen Eisenmann künftig die Wachen in Opladen und Wiesdorf. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath drückte sich bei der Vorstellung der neuen Personalie so aus: Wer in Leverkusen die 110 wählt, lande bei einem Beamten aus dem Team von Gregor Eisenmann. Zuvor war der gebürtige Kölner Leiter der Polizeiinspektion eins in der Kölner Innenstadt.
Fälle von Häuslicher Gewalt und Corona
Ende April berichtete der „Leverkusener Anzeiger“ über die Mahnung von Frauenberatungsstellen, die Zahlen zu häuslicher Gewalt falsch zu interpretieren. „Die Kontrolle ist jetzt viel deutlicher“, sagte Andrea Frewer von der Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt. Betroffene hätten keine Möglichkeit heimlich zu telefonieren. Soziale Netze seien weggebrochen. Dass die Zahl an Fällen häuslicher Gewalt zurückgehe, sei unrealistisch, sagte Tanja Purucker vom Frauenhaus.
„Norbert Latuske hat ein gut bestelltes Feld zurückgelassen“, so der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob. Leverkusen sei eine sehr sichere Stadt. 2018 habe es im Mai 31 Wohnungseinbrüche gegeben, in diesem Jahr liege die Zahl im selben Monat bei 18 Fällen, schiebt er Zahlen nach. Auch die Befürchtung, dass mit Corona die Zahl an Einsätzen steige, habe sich bisher nicht bestätigt. Dass ausbleibende Anrufe allerdings nicht bedeuten, dass auch die Fälle – zum Beispiel an häuslicher Gewalt – zurückgehen, darauf verweisen Frauenverbände (siehe Kasten).
Polizeipräsenz als Schlüssel
Die Stadt Leverkusen und die Polizei Köln setzen in ihrer Zusammenarbeit auf Polizeipräsenz. „Die Polizei auf der Straße ist wichtig“, sagt dazu Jacob. Die positiven Zahlen für Leverkusen und das „Sicherheitsgefühl der Bürger seien nicht unbedingt stimmig“. Auf der Straße sichtbar und ansprechbar sein, das sei die Aufgabe der Polizei, um Unsicherheiten entgegenzuwirken. Neue Schwerpunkte und Handlungsbedarfe ergäben sich so auch aus der Bevölkerung, sagt Eisenmann. Seit 1996 ist er bei der Polizei. Er war Wachdienstbeamter in Köln, später lange Jahre beim Landeskriminalamt im Bereich Kriminalität. 2016 wechselte er in den höheren Dienst. Im Polizeipräsidium Essen war die Clan-Kriminalität ein „Herzthema“. Seine Erfahrungen im Milieu empfehlen ihn für die Stelle in Leverkusen. Mit „einer bestimmten Familie“, werde man es in Leverkusen auch künftig zu tun haben, so Uwe Jacob.
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In Essen habe er die Erfahrung gemacht, dass für eine nachhaltige Bekämpfung von Clan-Kriminalität behördenübergreifend gearbeitet werden müsse, sagte Eisenmann. „Alle müssen an einem Strang ziehen. Sich zusammensetzen, miteinander sprechen. Über den Tellerrand schauen.“ Die Ordnungspartnerschaft zwischen Köln und Leverkusen sei darum richtig und wichtig. Gerade jetzt. „Die Auswirkungen von Corona sind noch nicht sichtbar“, so Jacob. Dass die große Welle an neuen Arbeitslosen in Leverkusen bislang ausgeblieben sei, liege an der Stellung der Stadt als Industriestandort, so Oberbürgermeister Richrath. Wirtschaftliche Probleme und Erwerbslosigkeit beeinflussen die Stimmung und damit auch die Zahl an Polizeieinsätzen.
Kein struktureller Rassismus
Mit Blick auf den Umgang zwischen Polizei und Bürgern sagt Jacob, die richtige Waffe sei das Wort. Die Polizei NRW sei nicht mit anderen Standorten zu vergleichen. „Bei uns studieren Beamte und belegen Kurse in interkultureller Kompetenz.“ Fälle von Rassismus gebe es vereinzelt, ja. Die Polizei sei ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Doch die Zahl habe im letzten Jahr im einstelligen Bereich gelegen. „Ich habe in vier Jahren noch nie eine Beschwerde über die Polizei gehabt“, sagt auch Oberbürgermeister Richrath. Die Polizei in Köln sei vielfältig, die Beamten würden ihre Aufgabe mit Stolz und Verantwortungsgefühl ausüben.