Demonstration gegen RassismusKniefall in der Innenstadt
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Leverkusen – Gut einhundert Menschen haben sich auf dem Rathausvorplatz zur Demonstration „Vielfalt statt Rassismus“ versammelt. Alle tragen Masken, halten Abstand. Sie tragen „Black Lives Matter“-Schilder, weiße Schrift auf schwarzem Grund. Auch „I Can’t Breathe“ steht auf Bannern und Pullovern: In Solidarität mit dem Schwarzen George Floyd, der Ende Mai in den USA durch Polizeigewalt getötet wurde. In den Wochen seit dem Vorfall sind in Nordamerika verzweifelte Proteste ausgebrochen. Am heutigen Samstag finden weltweit Demonstrationen statt; so auch in Leverkusen.
Die Kundgebung am Samstagmittag in Wiesdorf wurde vom Bündnis „Lev ist bunt“ organisiert, ein Zusammenschluss verschiedener Parteien, Vereine und Verbände. Keneth Dietrich, Sprecher des Bündnisses, hat die Redner organisiert, die mit Dringlichkeit ihre Verzweiflung ins Megafon rufen. Die junge Schwarze Grace Epolo ist entsetzt von den Ereignissen in Nordamerika. „Das Verhalten der Polizisten war würdelos, grauenhaft und unmenschlich.“ Es tue ihr weh, zu sehen, wie frustrierte und hilflose Menschen in den USA nun Geschäfte anzündeten, um auf sich aufmerksam zu machen. Und dass selbst kleine Kinder schon für Gleichberechtigung auf die Straße gingen.
"Wir müssen kämpfen"
„Es schmerzt, dass ein Mensch daran stirbt, weil er einfach nur schwarz ist. Und das in einem Land, in das zu gehen wir schon als Kinder geträumt haben.“ Es sei wichtig, jedoch schon Alltagsrassismus nicht zuzulassen. Viele Menschen können sich zum Beispiel nicht vorstellen, dass es schon schrecklich ist, wenn man ungebeten in die Haare gefasst wird. „Wir müssen unermüdlich für die Dinge kämpfen an, die wir glauben!“ schließt die 19-Jährige.
Auch Sam Kofi Nyantakyis bewegte Stimme schallt über den Rathausvorplatz. Er ist Mitglied im Leverkusener Integrationsrat und hält eine achtseitige Liste in die Höhe: Menschen, die seit 1996 in Deutschland ihr Leben wegen Rassismus verloren haben. „Es ist genug.“ Alle fallen auf ein Knie, aus Demut; eine Wiederholung der Geste, mit der sich „People of Color“ in den USA gegen das Trump-Regime auflehnten. Die Schweigeminute auf dem harten Steinboden lässt die Demonstrierenden einen kleinen Teil der Realität spüren.
Oberbürgermeister solidarisch
Auch Bella Buchner, Vorsitzende des Integrationsrats und Oberbürgermeister Uwe Richrath knien mit den Massen. Erst, als Nyntakyi aufsteht, erheben sich alle wieder.
Ein Vater erklärt seinen Söhnen, was gerade geschehen ist. „Black Lives Matter“ wird skandiert, eine kleine Gruppe singt „Black And White Together.“ Rassismus ist keineswegs nur ein amerikanisches Problem. Wir dürfen ihn nicht tolerieren.