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Schönes und Trauriges erlebtSeit Jahrzehnten als St. Nikolaus in Leverkusen unterwegs

Lesezeit 3 Minuten

Seit 35 Jahren hat Peter Odenthal die Mission übernommen, einen nicht-kommerziellen, gemeinnützigen Beitrag im Advent zu leisten: Im Bischofsgewand des heiligen Nikolaus.

  1. Der Bürriger Peter Odenthal verkörpert seit 35 ehrenamtliche den St. Nikolaus
  2. Der Karnevalist mag die gebende Rolle des Nikolaus
  3. Die Adventszeit ist stressig für ihn – bis zum 14. Dezember ist er in weihnachtlicher Mission unterwegs

Leverkusen – Seit 35 Jahren hängt ein besonderes Gewand in der Wohnung von Peter Odenthal. Und in der Vorweihnachtszeit hat es der Bürriger oft am Leib. Dann schlüpft er in die Rolle eines katholischen Bischofs mit Mitra und Krummstab. „Es ist Jahrzehnte Brauch der KG Steckepääd , dass der Nikolaus zu den Kindern in die Familie kommt“, so Odenthal, der sich klar abgrenzen will „von dem Weihnachtsmann von Coca Cola.“

Als Begleiter hat er Knecht Ruprecht an seiner Seite. „Aber nicht als einer, der straft, sondern als einer, der dem Nikolaus hilft“, betont Odenthal: „In dem Moment, in dem ich die Robe anhabe, bin ich ein anderer Mensch.“

Der Brauch des Gebens

Die Figur des Bischofs aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts aus dem damaligen Myra als Teil des römischen Reiches stehe für den Brauch des Gebens. „Weg vom Kommerzweihnachten – der Sinn liegt im Miteinander“, meint der Karnevalist. Und so zieht er bereits seit Dienstag durch Kindertagesstätten, Altenheime und besucht Familien zu Hause. Auch bei der Feuerwehr und in Schützenvereinen stoppt er. „Wir werden richtig erwartet und sobald wir in den Raum reinkommen, verstummen die Menschen“, erzählt der Bürriger.

Nikolaus Peter Odenthal 3

Mütze, Handschuhe, Glocke – die Utensilien von Peter Odenthal als St. Nikolaus.

Für die Kinder hat er einen Schoko-Nikolaus dabei. Aber am wichtigsten seien die Gespräche. Darum bringe er Zeit mit. „Wenn ich in ein Haus komme, in dem zehn Kinder warten, und eins sagt ein Gedicht auf, wollen das die anderen auch. Da kann ich nicht einfach wieder schnell weggehen.“ Er wolle den Kindern zeigen, dass ein freundliches Lächeln eines der größten Geschenke sein kann, das ein Mensch einem anderen gebe könne. Dass berühre sie oft so sehr, dass er schon viele kleine Tränen hat übers Gesicht kullern sehen.

Unterwegs bis zum 14. Dezember

Diesen Ansatz will er sich nicht nehmen lassen, auch wenn die Nikolaus-Einsätze ganz schön stressig werden können. Bis zum 14. Dezember ist er unterwegs. Neben Odenthal sind noch drei weitere Nikoläuse in Leverkusener Häusern im Einsatz. Manchmal besucht er allein an einem Abend zehn Veranstaltungen.

Nicht immer ist es voller Freude, aber stets intensiv. Odenthal erinnert sich an eine Begebenheit mit einem Jungen, der fragt, ob der Nikolaus seinen Opa gesehen habe. „Ich wusste zunächst gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Und da fiel mein Blick auf das Foto eines Mannes“, sagt der 72-Jährige, der passend zu seiner Passion am 25. Dezember Geburtstag hat. Er antwortet daraufhin zu dem Jungen: „Ja, der Opa denkt an dich.

Ganz ohne Gewand: Peter Odenthal in zivil

Du bist nicht allein.“ Später erfährt Odenthal, dass der Mann auf dem Bild der gerade verstorbene Großvater des Jungen gewesen ist, und er ihm gesagt habe, dass er immer an ihn denken werde. „Ich wusste zunächst nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Nun stellte sich aber heraus, dass es gut gewesen war. Ich konnte so dem Jungen ein Stück Vertrauen in die Welt geben.“

Der Bürriger im Bischofsgewand erinnert sich auch noch an eine andere traurige Situation: „Ein Junge sagte zu mir: Ich bekomme immer so viel geschenkt, aber ich würde viel lieber mit meinem Papa Fußball spielen.“

Odenthal und seine Mitstreiter heben die Nikolaus-Aktion aber noch auf eine höhere Stufe. Sie sind ehrenamtlich unterwegs. Wer sie bucht, bezahlt neun Euro pro Kind. Für Kindertagesstätten ist es günstiger. Der Reinerlös der Aktion geht später als Spende an die „Aktion Leverkusen hilft krebskranken Kindern“.

Kontakt zu den Nikoläusen: Lieber-St-Nikolaus@web.de