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Streit um BürgerbuschWas passiert mit Leverkusens größtem Wald?

Lesezeit 4 Minuten
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Borkenkäfer, Hitze und Dürren haben dem Bürgerbusch Leverkusen stark zugesetzt. Die Fichten werden laut Zimmermann Mitte diesen Jahres tot sein.

  1. In Leverkusens „grüner Lunge“ treffen die Interessen und Vorstellungen der verschiedenen Eigentümer aufeinander.
  2. Das Bürgerforum Grünes Leverkusen nannte den Zustand des Waldes in einem Antrag "beklagenswert". Forstverwalter Ralf Pilgram und Karl Zimmermann sehen das anders.
  3. Die Natur hat im Bürgerbusch ihre Spuren hinterlassen. Der Wald regeneriere sich aber alleine wieder, so Zimmermann.

Leverkusen – Wer den Zustand des Bürgerbusches „beklagenswert“ nenne, der habe keine Ahnung – und sei wahrscheinlich nie selbst im Wald gewesen. Deutliche Worte von Ralf Pilgram, der das 320 Hektar große Areal für die derzeitigen Eigentümer in Stand hält. Die kritische Einschätzung zur Situation im größten Wald der Stadt stammt aus einem Antrag des Bürgerforums Grünes Leverkusen an OB Uwe Richrath. Die Initiative fordert darin die Verwaltung auf, den Erwerb des Bürgerbuschs durch die Stadt Leverkusen zu prüfen.

In der grünen Lunge der Stadt prallen verschiedene Eigentümer mit ihren Interessen und Vorstellungen aufeinander. Ein Großteil des Waldes war bis vor vier Jahren im Besitz von Wilfried Hilgert. Nach dessen Tod ging der Bürgerbusch an eine Erbengemeinschaft, die Ralf Pilgram als Forstverwalter eingesetzt hat. Zudem hält die Stadt einige der Hauptwege, der Schützenverein noch etwa zwei Hektar Fläche. „Es wird unter den Besitzern nicht wirklich miteinander gesprochen“, sagt Karl Zimmermann, der den Bürgerbusch als Förster bewirtschaftet hat und seit Jahrzehnten kennt. Borkenkäfer, trockene Sommer und Temperaturen von mehr als 40 Grad haben dem Wald – wie überall in Deutschland und Europa – stark zugesetzt.

Fichten sind Mitte des Jahres aus dem Wald verschwunden

Wasserundurchlässige Böden verhindern, dass Wurzeln von Bäumen tief in die Erde wachsen. Eine Quelle führt seit Jahren kein Wasser mehr. Der Borkenkäfer hat sich durch die Wälder gefressen. Ein Teil der Eichen ist tot. Schon im vergangenen Jahr sagte Zimmermann, dass der Fichtenbestand im Wald Mitte 2020 hinweggerafft sein werde. „Ich glaube nicht, dass die zu retten sind“, lautet auch jetzt noch seine Prognose.

Das Bürgerforum fordert angesichts der Lage, den Bürgerbusch „unbedingt in einen Naturwald zu überführen“. Als Grund für die Schäden nennt die Initiative in ihrem Antrag neben der Trockenheit und den Schädlingen auch maschinelle Fällmethoden. Brigitte von Bonin vom Bürgerforum spricht von „jahrelanger Ausbeutung“ des Bürgerbuschs.

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Karl Zimmermann war viele Jahre Förster im Bürgerbusch. Was abstirbt, wächst von alleine wieder nach, sagt er.

Förster Zimmermann hält dagegen. Forstwirtschaftlich sei „kaum etwas bewegt worden“, seit die Familie Hilgert im Besitz des Waldes sei. Die Zumutungen, denen der Wald ausgesetzt sei, träfen nicht vorrangig die Natur, sondern die Waldbesitzer. Umgefallene Bäume beispielsweise seien nichts grundsätzlich Schlechtes. In Bäumen, die am Wegesrand oder im Wald liegen, könnten sich Spechte und Würmer sammeln. Wildbienen begrüßen totes Holz mit Löchern, wie auch Insekten. „Die Arten helfen sich gegenseitig, den Wald zu erhalten“, so Zimmermann. Doch kaufen will das tote Holz niemand. Die Besitzer tragen den finanziellen Schaden.

Von einem "Urwald" hält Zimmermann nichts

Entlang des Weges liegt noch ein Haufen von 40 gekennzeichneten Stämmen. Überreste des Sturms Friederike, die wohl vergessen wurden. Doch dass sich niemand um den Wald kümmere und der Zustand desaströs ist, wie das Bürgerforum behauptet, das lässt Zimmermann ähnlich wie Ralf Pilgram so nicht stehen. „Die Hauptwege sind frei von Holz und Ästen. Hier ist auch ein Trampelpfad aufgeräumt“, sagt Zimmermann bei einem Rundgang. Wenn es etwas im Wald zu tun gebe, werde er informiert, sagt Forstverwalter Pilgram, der in der Nähe des Bürgerbuschs wohnt.

Wenn die vom Bürgerforum geforderte Überführung in einen Naturwald gleichbedeutend damit sei, aus dem Bürgerbusch einen „Urwald“ zu machen, halte er davon nichts, sagt Zimmermann. Dass sie reinen Wildwuchs propagiere, das möchte die Bürgerinitiative so auch nicht verstanden wissen. Von Bonin könnte sich Naturschutzbereiche vorstellen, die „einem Urwald gleichkommen“ und von der Öffentlichkeit nicht betreten werden dürfen. Hauptwege müssten aber natürlich freigeräumt sein und Gefahrenstellen behoben werden.

Stadt könnte es sich leisten, von kommerzieller Nutzung abzusehen

Das Bürgerforum kritisiert, dass Privatwald „traditionell vorrangig nach rein kommerziellen Kriterien bewirtschaftet wird.“ Daher die Forderung an die Stadt Leverkusen, den Wald zu erwerben. Ohnehin habe die Stadt das Vorkaufsrecht für den Bürgerbusch und könne sich als Eigentümer bei der Waldnutzung die Stadt Köln zum Vorbild nehmen. Köln betreibe Wald „nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern kann es sich als Stadt leisten, auf klimaangepassten Mischwald zu setzen“, lobt von Bonin.

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Auch Zimmermann sagt: „Als Stadt gibt es andere Möglichkeiten der Verwaltung. Gerade auch, von der kommerziellen Nutzung abzusehen.“ Dass die Stadt Leverkusen sich das Areal vor 20 Jahren nicht sicherte, als sie die Chance dazu hatte, ärgerte ihn schon damals. Derzeit scheint ein Eigentümerwechsel aber nicht wahrscheinlich. Die Erbengemeinschaft hat laut einer Mitteilung der Stadt kein Interesse an einem Verkauf.

Der Wald werde sich wieder regenerieren, so Zimmermann: „Was wegfällt oder stirbt, kommt von alleine wieder. Auch die Fichten wachsen von selbst nach.“ Das beste Mittel, um die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu erhöhen, sei die Pflanzung einer „möglichst bunten Mischung.“ Dann sei Geduld gefragt. Neupflanzungen wüchsen nicht von heute auf morgen – der Wald brauche Zeit. Das Bild des Bürgerbuschs werde sich komplett verändern. Wie, das regle die Natur.