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Ohne Aufzug geht nichtsSo steht es um Leverkusens Barrierefreiheit

Lesezeit 4 Minuten

Was auf der Anzeige steht, kann man sich vorlesen lassen, demonstriert Brigitte Prämaßing am Opladener Busbahnhof.

Leverkusen – Manchmal muss man einfach nur wissen, wo der Schalter ist. Am Opladener Busbahnhof zum Beispiel kann man sich vorlesen lassen, was gerade oben auf der elektronischen Tafel angezeigt wird. Für Sehbehinderte ist das eine echte Hilfe – auch wenn man sehr genau hinhören muss, sobald nebenan ein Bus steht.

Barrieren beseitigen, das ist ein weites Feld für Bauherren, gerade auch für die von der Stadt. Seit Jahresbeginn ist dieses Feld zudem noch viel größer geworden: Die neue Landesbauordnung stellt das Nachdenken über Barrierefreiheit an den Anfang jeder Planung (siehe „Neue Vorschriften“).

Neue Vorschriften

Seit Jahresbeginn gilt eine neue Landesbauordnung. Darin werde Barrierefreiheit an den Anfang jeder Planung gestellt, sagt Alfred Görlich, Chef der Bauaufsicht in der Stadtverwaltung. Inzwischen müssten Neubauten mit mehr als drei Etagen über einen Aufzug verfügen, nennt Görlich ein Beispiel. Häuser, die aus mehr als zwei Einheiten bestehen, müssen ab jetzt barrierefrei sein – was jedoch nicht mit Rollstuhl-gerecht zu verwechseln ist. (tk)

Das ist auch gut so, sagt Maria Kümmel, als sie am Freitag in der Sekundarschule an der Neukronenberger Straße steht: „Es ist besser, von vornherein daran zu denken, dass man ohne Stufen in ein Gebäude kommt.“ Spätere Nachbesserungen werden meist sehr teuer. Allerdings könnte es gerade an der Schule dazu kommen: Auf dem Gelände gibt es kein Leitsystem für Sehbehinderte. Es wäre aber gut, so etwas zu haben.

Ohne Aufzug geht nichts mehr

Die Schule wurde seit ihrer Umwidmung gehörig vergrößert; jetzt kommt auf das Haus mit der Mensa ein weiteres Geschoss. Der Aufzug wird gerade umgebaut, damit er auch in Zukunft das oberste Stockwerk erreicht. Ohne Aufzug geht im Schulbau heute ohnehin nichts mehr. Auch das gehört zum Thema Barrierefreiheit.

In einen ganz anderen Zusammenhang stellt es Wolfgang Herwig. Der Vorstand der Technischen Betriebe Leverkusen führt zu einem Wupper-Deich in Opladen an der Autobahn 3. Ginge es nach den TBL würden drei Breschen in den Hochwasserschutz geschlagen. Damit wären rund 32 Hektar Grünland als Überflutungsfläche bei Wupper-Hochwasser gewonnen.

Fluten auf die Felder

Laut Statistik kommt das alle zwei Jahre vor, richtig hoch steigt die Wupper nur alle zehn Jahre. Für Herwig zählt, dass die Fläche am Kämper Weg problemlos unter Wasser stehen kann. Nur Felder werden überflutet. Und weil das Wasser später nicht nur in die Wupper zurückfließt, sondern auch im Boden versickert, reichert es auch noch das Grundwasser an.

Dazu kommt: Für die Unterhaltung des Deichs fallen jedes Jahr rund 10 000 Euro Kosten an. Die drei Breschen zu schlagen würde auch nicht mehr kosten. Das Problem, lässt der TBL-Vorstand durchklingen, ist auch eher der Wupper-Verband. Dort muss einer, der einen Deich durchlöchern will, ein ziemlich dickes Brett bohren.

Der Spielplatz in der Rehbock-Anlage ist gut zu erreichen, sagt Manfred Witowski von Stadtgrün.

Da hat es Manfred Witowski schon leichter. Der Vize-Chef von Stadtgrün ist sein eigener Herr, wenn es um die Planung von Spielplätzen geht. Darüber, wie barrierefrei der in der Ludwig-Rehbock-Anlage ist, kann man womöglich streiten: Weite Sandflächen sind nichts für Kinderwagen und Rollstühle.

Aber es komme auch darauf an, auf welchen Wegen ein Spielplatz zu erreichen ist, betont Witowski. Und in der Hinsicht sei der Platz in der Ruhlach sehr gut eingebunden, vor allem, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Keine Kanten in der Fußgängerzone

Vieles, was die Stadt als Bauherr in in die Wege zu leiten hat, um Barrieren einzureißen, hat aber mit Fußgängern zu tun. Deshalb bieten die Fußgängerzonen ein breites Betätigungsfeld. Auf der Kölner Straße sei es gelungen, ein paar Ladeneingänge von Stufen zu befreien, als die Opladener Flaniermeile umgebaut wurde, berichtet Stefan Karl, Vize-Chef der Stadtplanung.

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Auf der Bahnhofsstraße sei das nicht möglich gewesen, aber dort habe man darauf geachtet, keine Kanten einzubauen. Auch das helfe Leuten, die nicht mehr gut sehen und mit einer Gehhilfe unterwegs sind.

Bleiben weitere Bushaltestellen. Die auf der Ostseite der Bahnstadt an der Stauffenbergstraße ist die Blaupause dafür, wie sie irgendwann überall in der Stadt aussehen sollen: Die 18 Zentimeter hohen Bordsteine erleichtern den Einstieg, die Rippenplatten im Boden leiten Sehbehinderte bis zum Taster, der auch dort den Fahrplan-Lautsprecher auslöst.