Seit der ersten Staffel ist Katia Convents mit ihrem Team bei „Let's Dance“ dabei. Die Bonnerin schneidert alle Kostüme für die Profitänzer und Prominenten der RTL-Show. Früher hat sie selbst getanzt.
RTL-TanzshowKatia Convents ist die Frau der schillernden Kostüme hinter „Let’s Dance“

Katia Convents, Designerin Let's Dance
Copyright: Jutta Laege
Wenn sich am Freitagabend im Studio in Köln-Ossendorf Kameras und Augen auf die 14 Prominenten und 14 Profitänzerinnen und -tänzer richten, hat Katia Convents den ersten Teil ihres Jobs für die diesjährige 18. Staffel der RTL-Show „Let’s Dance“ erledigt. Durchatmen wird sie aber wohl erst nach der Show. Denn sie ist mit ihrem Team verantwortlich für die auf den Leib geschneiderten Kostüme und Outfits der Tanzpaare. Und natürlich hängt bei diesem TV-Format alles davon ab, dass von vorne bis hinten alles sitzt und funkelt und die Kreationen die Paare ins beste Licht rücken.
Katia Convents ist in der „Let’s Dance“-Familie ein Urgestein und irgendwie auch selbst schon ein Promi. Seit der ersten Staffel 2006 ist die Designerin, die ihr Atelier in Bonn hat, mit dabei. Ermüdungserscheinungen hat sie nicht. Obwohl sie in der Hochphase der Vorbereitungen manchmal gefühlt „so 20.000 Schritte in der Stunde“ absolviert. Die nötige Kondition stammt mutmaßlich aus ihrem früheren Leben als Tänzerin. In ihrer polnischen Heimat hat sie eine Tanzausbildung absolviert, war jahrelang als Tänzerin bei internationalen Turnieren am Start. „Die Kleider habe ich damals selbst genäht“, erzählt sie. Und so wurde erst das Tanzen, dann das Nähen der Tanzkleider ihre Leidenschaft.

Gutes Team: Catharina Convents unterstützt ihre Mutter Katia im Atelier. Rundes Foto: das SiegerpaarGabriel Kelly und Malika Dzumaev in Convents-Kostümen.
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Unterstützt wird Katia von ihrer Tochter Catharina Convents, die ebenfalls das Tanz-Gen in sich trägt und lange selbst getanzt hat, und einem 13-köpfigen Team, das in den Wochen der Show wie ein Uhrwerk funktioniert. Denn der Designerin geht es nur unwesentlich anders als den Profitänzern und Promis. „Wir erfahren erst freitags, wer was und zu welcher Musik tanzen wird.“ Heißt im Klartext: Nach der Show ist vor der Show. Samstags, wenn die übrig gebliebenen Promis im Wettbewerb erfahren, mit welchem Tanz sie in der folgenden Show antreten werden, um dann in den schweißtreibenden Trainingsmarathon zu starten, geht es auch für Convents & Co. in die nächste Runde. „Die Leute halten es kaum für möglich, aber es ist wirklich so“, versichern Mutter und Tochter: „Wir fangen samstags mit den Entwürfen an, donnerstags muss alles fertig sein.“
Let´s Dance: Jedes Tanzoutfit ein Unikat
Wie das funktionieren kann, vermittelt ein Blick in die Atelierräume: In den Fluren stapeln sich fein sortiert in Regalen nach Farben und Beschaffenheit die Stoffe. Ausgerollt und auf 18 Jahre hochgerechnet dürften es wohl Hunderte Kilometer sein, schätzt Convents. Im Großraum stehen die Nähmaschinen, eingerahmt von weiteren Regalen, vielen Kleiderstangen mit fertigen Kleidern und Puppen, an denen die Entwürfe drapiert werden. In großen durchsichtigen Kisten lagern alle möglichen Formen von Applikationen, Perlen, Pailletten, Rüschen und Fransen, unerlässlich für Designer und Haute Couture – aber noch mehr wohl für die Tanzmode. Verwendete Strasssteine in ihrer Karriere? „Das waren Millionen“, lacht sie.
Jedes Tanzoutfit ist ein Unikat und wird eng mit der Produktionsfirma und den Tanzprofis abgestimmt. Für die Promis bleibt es zunächst eine Überraschung. Für Katia Convents beginnt die „Let’s Dance“-Staffel schon im Dezember. Dann besucht sie die von der Produktionsfirma und Redaktion ausgewählten Prominenten, um deren Maße zu nehmen. Vor der ersten Show werden dann individuelle Puppen angefertigt, an denen die Kreationen ausgefeilt und kreiert werden. Die Entwürfe zeichnen die Frauen seit zwei Jahren alle auf Tablets.
„Wir müssen komplett anders denken und schneidern als bei der Haute Couture“, erzählen Katia und Catharina Convents. Doppelte Nähte und die richtige Mischung aus fließenden und elastischen Stoffen sind ein Muss. „Damit alles hält und Tanzbewegungen uneingeschränkt möglich sind“, erklärt Catharina. Nadel und Faden sind während der Shows immer griffbereit, denn es kommt auch schon mal vor, dass etwas noch mal festgenäht werden muss. Die Applikationen werden, anders als in der Luxusmode, bei den „Let’s Dance“-Kostümen alle mit Textilkleber befestigt. Stressig wird es, wenn die Maße der Prominenten sich verändern. „Bei Maite Kelly (die die Staffel 2011 gewann, Anm. d. Red.) war das so“, erinnert sich die Designerin. Die Sängerin nahm während der Staffel so ab, dass immer wieder neu ausgemessen und kurzfristig abgenäht werden musste. Wobei das Abnähen deutlich leichter sei als etwas dranzufügen. Ein Lieblingskleid hat die Designerin nicht. „Es sind inzwischen einfach zu viele!“ Aber die Rumba-Kreationen, meist sehr elegant und körperbetont, gehören zu ihren Favoriten.
In ihrem Atelier sind die früheren Roben von „Let’s Dance“ nicht zu sehen. Sie gehören der Produktionsfirma. Und einige der Profitänzerinnen übernehmen die Outfits gerne nach den Staffeln, „denn sie können sie ja super weiter in ihrem Beruf verwenden“, berichtet Katia Convents. Manche Kostüme landen im Fundus, wieder andere sind von der Größe oder Idee zu speziell, um weiter getragen zu werden. „Da gibt es dann keine Abnehmer und sie werden entsorgt“, so die Designerinnen. Neben den Kleidern für die Damen muss für „Let’s Dance“ natürlich die gleiche Anzahl an Herren-Kostümen designt werden.
Herrenhemden mit Höschen
Damit vor allem bei den Promi-Kandidaten alles sitzt und nichts hochrutscht, wird den Hemden gerne mal ein Höschen angenäht. Sie tragen also einen Body, damit nicht das ein oder andere Bäuchlein auf den Fernsehbildschirmen durchblitzt. Während, je nach Trainingsehrgeiz, die Pfunde im Laufe der Folgen fallen, nehmen die blauen Flecken häufig zu. „Wie helfen da aus mit hautfarbenen Stoffen, so genanntem Hautnetz, und Netzstrümpfen“, erzählt Catharina.
So manches hautfarbene Teil wirkt auf dem gut ausgeleuchteten Studioparkett in Ossendorf und auf dem heimischen Bildschirm dann eher wie ein Hauch von nichts. Sexy darf es sein, aber natürlich nur, wenn sich der Promi in seiner zweiten Haut wohlfühlt. „In all den Jahren haben wir uns da ein großes Vertrauen aufgebaut“, sagt Katia Convents, die bei jeder Sendung mit ihren „Let’s Dance“- Paaren mitfiebert. Am Ende ist es für sie und ihr Team positiver Stress auf höchstem Niveau. Oder, wie Catharina mit leuchtenden Augen feststellt: „Wenn du es nicht liebst, machst du es nicht.“