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ADAC-BefragungKölner geben miese Noten für „persönliche Mobilität“ in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Radfahrer schimpfen auf Autofahrer und umgekehrt.

Allgemein kritisiert wird im ADAC-Monitor das Verhalten des jeweils anderen Verkehrsteilnehmers.

Vor allem Autofahrer stellen der Domstadt ein miserables Zeugnis aus. Aber auch andere NRW-Städte können nicht glänzen.

Bei einer ADAC-Befragung von Einwohnern und Einpendlern der 15 größten deutschen Städte zur Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität ist Köln auf dem vorletzten Platz gelandet. Nur Duisburg schnitt noch schlechter ab. Vor allem Autofahrer stellen der Domstadt ein miserables Zeugnis aus: Bei diesem Kernwert ist Köln sogar sei der letzten Befragung 2017 vom vorletzten auf den letzten Platz abgesackt. Am zufriedensten mit ihrer persönlichen Mobilität sind Einwohner und Einpendler in Dresden. Der ADAC hat in der repräsentativen Online-Befragung bundesweit mehr als 9000 Interviews durchgeführt.

Autofahrer kritisieren Parkgebühren und Parkraumangebot

Was kritisieren die Autofahrer in Köln? Zum einen die gestiegenen Parkgebühren in der Innenstadt, aber auch das dortige Parkraumangebot, weitere Ärgernisse sind das Verhalten der E-Scooter-Fahrer und das der Radfahrer sowie das Baustellenmanagement. Positiv bewerteten Autofahrer die Wegweisung an den Straßen , die Verfügbarkeit von Carsharing, das Parkleitsystem und das Verhalten der Fußgänger. Aber auch die Nutzer von Bus und Bahn, die Radfahrer und die Fußgänger stellen Köln ein schlechtes Zeugnis aus: ÖPNV-Nutzer kritisieren das Preis-/Leistungsverhältnis, fehlende Informationen bei Störungen, mangelhafte Zuverlässigkeit/Pünktlichkeit, Barrierrefreiheit und fehlende PKW-Stellplätze an Bahnhöfen und Stationen. Positiv bewerten die Befragten die Haltestellendichte, die Länge der Wege beim Umsteigen und die Beschilderung in Bahnhöfen und Stationen. Fazit: Platz 14 von 15.

Radfahrer bemängeln den Zustand der Radwege

Auch bei den Radfahrern reichtes für Köln nur für den vorletzten Platz: Negativ wird von ihnen das Verhalten der E-Scooter-Fahrer, die Verkehrssicherheit/Angst vor Unfällen, der Zustand der Radwege, das Verhalten anderer Radfahrer, die Durchgängigkeit des Radwegenetzes, das Verhalten der Autofahrer sowie die Radverkehrsführung an Kreuzungen beurteilt. Positiv bewerteten die Befragten die Zuverlässigkeit der geplanten Zielerreichung, die Verfügbarkeit von Leihfahrrädern und die Direktheit der Wege. Aber auch die Fußgänger fühlen sich nicht wohl in Köln: Kritikpunkte sind das Verhalten der E-Scooter-und der Radfahrer, aber auch der Autofahrer, Sitzmöglichkeiten , Barrierefreiheit und die Angst vor Übergriffen. Auch bei dieser Befragung reichte es nur für Platz 14 von 15.

Keine der fünf untersuchten Städte in NRW unter den Top 5

Insgesamt schaffte es laut ADAC keiner der fünf untersuchten NRW-Städte unter die Top 5. Düsseldorf belegt als Achter einen Platz im Mittelfeld. Dortmund landete auf dem 11., Essen auf dem 12. Platz und damit wie Köln im unteren Drittel der Platzierung.

„Die kommunalen Verkehrssysteme laufen am Limit. Das spiegelt sich in Staus, längeren Pendelzeiten oder vollen Bussen und Bahnen wider“, sagt Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW zum Abschneiden. „Die steigende Pkw-Dichte pro Einwohner aufgrund weiter wachsender Zulassungszahlen verstärkt zudem den Parkdruck in den Stadtvierteln.“ Zwar würden die Städte zunehmend versuchen, alternative Mobilitätslösungen zum Pkw-Verkehr zu stärken, doch die Umsetzung sei in der Regel langwierig und von kontroversen Debatten begleitet. „Das verstärkt erst einmal die Unzufriedenheit vieler Verkehrsteilnehmer mit der Mobilität in ihrer Stadt. Gerade der Rad- und Fußverkehr sind zu lange vernachlässigt worden. Und der ÖPNV leidet unter dem derzeitigen Fachkräftemangel. Dabei bräuchte es dringend mehr Zuverlässigkeit und Kapazitäten“, erklärt Suthold.

Hinzu käme auch noch ein psychologischer Effekt, denn während der Corona-Pandemie hatte das Verkehrsaufkommen vorübergehend deutlich abgenommen. „Einschränkungen der Mobilität während der Pandemie haben dazu geführt, dass Straßen meist frei von Stau sowie Busse und Bahnen leer waren. Die Rückkehr zur Normalität wird daher als Verschlechterung empfunden.“ Nicht zuletzt nehme angesichts der Vielzahl von Krisen die Zufriedenheit der Menschen mit den Lebensumständen insgesamt ab.

Für den Monitor „Mobil in der Stadt“ befragte der ADAC in Zusammenarbeit mit dem Münchner Marktforschungsinstitut „komma“ Einwohner mit Haupt- oder Zweitwohnsitz sowie Einpendler/Besucher (ab 18 Jahren).Pro Stadt fanden im September 2023 rund 600 Interviews statt. Die Beantwortung der Fragen erfolgte mit einer Schulnoten-Skala von 1 (voll und ganz zufrieden) bis 6 (überhaupt nicht zufrieden). (kmü)


ADAC-Monitor-Ranking „Mobil in der Stadt“

1. Dresden: + 26 (2017: + 30) 2. Leipzig: + 16 (+ 30) 3. München: + 15 (+ 22) 4. Nürnberg: + 14 (+ 20) 5. Hannover: + 12 (+ 25) 6. Berlin: + 11 (+ 11) 7. Frankfurt a.M.: + 8 (+ 19) 8. Düsseldorf: + 7 (+ 17) 9. Bremen: + 6 (+ 23) 10. Hamburg: + 6 (+ 15) 11. Dortmund: + 6 (+ 20) 12. Essen: + 5 (+ 16) 13. Stuttgart: + 2 (+ 13) 14. Köln: - 4 (+ 8) 15. Duisburg: - 8 (+ 9)