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Will erneut in den BundestagKarl Lauterbach kämpft für das Direktmandat

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Karl Lauterbach

Leverkusen – Listenplatz 23. Normalerweise aussichtslos. Karl Lauterbach muss wieder kämpfen. Aber das kennt er, das war noch nie anders. Nur das Direktmandat wird den Sozialdemokraten wieder in den Bundestag bringen und ihm vier Jahre mehr ermöglichen als der Kanzlerin.

Hat er es diesmal schwerer als beim vorigen Mal? Mit dem relativen Schwergewicht Serap Güler hat die CDU gut vorgelegt. Und Nyke Slawik hat zumindest innerhalb der Grünen ein gutes Standing. Konkurrenz, die Karl Lauterbach natürlich ernst nimmt, die ihn aber keineswegs irritiert. Zu den Angriffen von Güler, die ihm vorgeworfen hat, sich nur um Corona zu kümmern und nicht um Leverkusen, sagt der 58-Jährige: „Ich spreche über Konkurrenten nicht schlecht. Ich halte das weder für politisch, noch für charakterlich attraktiv.“ Nach 16 Jahren gibt Lauterbach sich staatsmännisch. Und weist auf seine tägliche Arbeit als Abgeordneter hin, der – natürlich – täglich für seinen Wahlkreis da ist, auch wenn das angesichts seiner Dauerpräsenz beim Thema Corona nicht so aussehen möge. „Zu mir kommen die Leute. Bei mir landen die schwierigen Fälle.“ Gerade eben erst habe er einem Patienten einen Platz in einer Reha besorgt. Da habe es gehakt; der Abgeordnete hat seine Kontakte bemüht, um das Problem zu lösen. Täglich Brot, sagt Lauterbach in dieser eigentümlichen Mischung aus Beiläufigkeit und Betonung.

Gut vernetzt

Gute Vernetzung – diesmal in seine SPD – lässt der Abgeordnete auch anklingen im Zusammenhang mit der Juli-Flut. Zwei Tage später traf man ihn zum Beispiel auf der Düsseldorfer Straße in Opladen. „Da hatte ich schon mit Olaf Scholz über eine Soforthilfe gesprochen“, sagt er. Überhaupt, Scholz: Der Finanzminister war einer seine Konkurrenten um den SPD-Vorsitz. Lauterbach kam im Sommer 2019 ebenso wenig zum Zuge wie der Hamburger. Dazu sagt er: „Wir haben uns beide geärgert, dass wir nicht Vorsitzende geworden sind. Wir haben uns gut respektiert.“ Probleme mit dem Mann, der im innerparteilichen Spektrum deutlich weiter rechts steht als Lauterbach? Keine, sagt er: „Wir kennen uns seit 23 Jahren.“

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Dass es in Leverkusen leichter wäre, wenn er einen großen lokalen Erfolg vorweisen könnte, räumt er ein. Aber der war ihm nicht vergönnt, wobei es nicht an ihm gelegen habe: „Mein Kampf für den Tunnel ist einzig und allein an der CDU gescheitert“, sagt er mit Blick auf das Mega-Thema Autobahn. Armin Laschet, mit dem er genauso über das Thema gesprochen hatte wie mit Hendrik Wüst, Andreas Scheuer und dessen Staatssekretär Enak Ferlemann habe eine Prüfung der Tunnelvariante „versprochen und nicht Wort gehalten“. Trotzdem werde er nicht aufgeben; nach der Wahl würden die Karten neu gemischt, die enorme Verzögerung beim Bau der Rheinbrücke spielt ihm in die Karten, denkt Lauterbach.

Dass Leverkusen keinen weiteren Ausbau der Verkehrswege erträgt und auch keinen Lkw-Rastplatz, das steht für Lauterbach seit langem fest. Allein wegen der damit einhergehenden Luft- und daraus folgenden Gesundheitsbelastung. Die Studien über die Feinstaub-Folgen „haben sich leider alle bestätigt. Leverkusen ist eine Hochrisikostadt.“ Das habe sich bei der Explosion in Bürrig in anderer Dimension gezeigt. Lauterbach findet, dass Currenta keinen fremden Chemiemüll mehr in der Anlage verbrennen sollte, „wenn sie weiter genutzt werden soll“. Für seine Kritiker erweist sich der Epidemiologe wegen seiner Haltung zu Umweltthemen ebenso als Kassandra wie in der Corona-Pandemie. Ein Vorwurf, den er abprallen lässt. Mit Blick auf Corona sagt er: „Da muss man schlicht ehrlich sein.“ Dass seine konsequente Haltung ihm nicht nur seit Monaten die ständige Begleitung durch drei Sicherheitsleute eingebracht hat, sondern ihm auch politisch schaden dürfte, kalkuliert Lauterbach ein. „Ich werde sicher den einen oder anderen Corona-Leugner verlieren. Aber an die AfD.“ Im Kampf ums Direktmandat wird das keine Rolle spielen.