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Johanneskirche in ManfortKirchenbänke an Selbstabholer verschenkt

Lesezeit 3 Minuten
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Tim Meuser (links) und Johannes Janski aus Opladen haben sich drei Bänke aus der Johanneskirche geholt. 

  1. Der Evangelische Kirchenkreis hat 38 Bänke aus der Johanneskirche verschenkt.
  2. Alle Bänke waren innerhalb eines Tages Interessenten versprochen.
  3. Im Manforter Kirchengebäude entsteht nun eine Kita für 90 Kinder.

Leverkusen – So etwas hat Tanja Deiters noch nicht erlebt. Seit der Evangelische Kirchenkreis Leverkusen in der vergangenen Woche mitgeteilt hat, das er die Kirchenbänke der Johanneskirche in Manfort kostenfrei an Interessierte abgeben will, ist die Hölle los. „Mein Telefon steht nicht still. Seit Mittwoch klingelt es nur noch und mein E-Mail-Eingang quillt über“, berichtet die Manforter Quartiersmanagerin begeistert.

Stadtteilmanagerin Tanja Deiters hat auch die Aktion mit den Kirchenbänken gemanagt.

„Dass es solch einen Ansturm geben würde, damit hatte wirklich keiner gerechnet.“ Schließlich gebe es beim Internet-Portal Ebay alte Kirchenbänke wie Sand am Meer. Aber eben nicht diese speziellen aus Manfort. So waren die insgesamt 38 Kirchenbänke bereits nach einem Tag vergeben, doch die Nachfragen gehen munter weiter.

Nachfrage angestachelt

„Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Umbau zum Terrassenmöbel oder Nutzung des Holzes für andere handwerklich-künstlerische Vorhaben. Wir freuen uns, wenn sie kreativ und im Andenken an die Johanneskirche als Ort für Gottesdienste genutzt werden“, so hatte der Kirchenkreis die nachfrage weiter motiviert.

Die 1954 als Luther-Notkirche errichtete Johanneskirche an der Scharnhorststraße in Manfort steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Sie entstand nach einem Entwurf des Architekten Otto Bartning, Direktor der Bauhochschule Weimar und einer der wichtigsten Kirchenbaumeister seiner Zeit. Im vergangenen Herbst ist sie offiziell entweiht worden. Das Innere des Gebäudes soll von diesem Jahr an zu einer Kindertagesstätte für bis zu 90 Kinder umgebaut werden, die im Sommer 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Ein Sechs-Millionen-Euro-Projekt.

Nicht jede Bank verlässt die Johanneskirche vollständig, manche werden auch zerlegt. 

Nun müssen eben auch die Kirchenbänke weichen. Tanja Deiters hat alle damit Beschenkten in einer Datei aufgelistet und die Bänke durchnummeriert. Die ersten Abholer, Ehrenamtler aus dem Manforter Umsonstladen, haben sich ihre Bank schon geschnappt und eigenhändig über die Straße getragen. Eine frühere Organistin der Johanneskirche, die dort auch schon ihre Taufe erfahren hatte, hat sich eine Bank gesichert.

Handlungskonzept für Manfort soll endlich kommen

Ein Integriertes Handlungskonzept (InHK) für den Stadtteil Manfort, wie es bereits in Opladen, Hitdorf und Wiesdorf angewandt wird, um an Landesmittel zur Städtebauförderung zu gelangen, soll sobald wie möglich auch für Manfort erarbeitet werden. Dies hat die zuständige Bezirksvertretung I in ihrer jüngsten Sitzung auf Antrag von CDU und SPD einstimmig beschlossen. Vor fünf Jahren war das Handlungskonzept schon beantragt, aus Personalmangel aber bisher vertagt worden.

Wenn das InHK Opladen Ende 2021 ausläuft, soll sich die Stadtverwaltung im Anschluss direkt Manfort vornehmen. Dann soll das bestehende Konzept des Programms „Gut leben in Manfort“ (Glim), das bisher vor allem soziale Aktivität entfaltet und in dessen Rahmen auch Stadtteilmanagerin Tanja Deiters als Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes beschäftigt wird, entsprechend der inzwischen veränderten Förderrichtlinien aktualisiert und um den Aspekt Stadterneuerung erweitert werden.

Für Manfort soll die Arbeit am Handlungskonzept noch in diesem Jahr beginnen und Mitte 2022 abgeschlossen werden, so dass bis zum Herbst die entsprechenden Förderanträge an das Land für die Jahre 2023 und folgende gestellt werden können. Vom räumlichen Geltungsbereich soll das InHK Manfort sich lückenlos an das Wiesdorfer Konzept anschließend und somit auch den schon als Wiesdorf geltenden Bereich um Konrad-Adenauer-Platz und Lindenhof mit umfassen. (ger)

Auch ein Künstler hat sich beworben, der das Massivholz zweier Bänke zu handgedrechselten Stiften verarbeiten will. „Bänke to go.“ Schreiner haben sich ebenfalls gemeldet, die Kirchenbänke zu Tischen umarbeiten wollen und ein Schulbauernhof hat sich Bänke für ein nach-pandemisches Upcycling-Projekt mit Schülern gesichert .

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Viele der meist 5,70 Meter langen Bänke werden aber auch ganz einfach in privaten Gärten und auf Terrassen landen. Zumeist haben die neuen Besitzer, die sich bei der Stadtteilmanagerin gemeldet haben, einen ganz persönlichen Bezug zu der Kirche, die dem Stadtteil als Gotteshaus verloren geht. Sie werden sich in den nächsten Tagen ihr Erinnerungsstück an ihre Johanneskirche abholen. Denn den Abtransport müssen sie selbst organisieren.