AboAbonnieren

„Hätte nichts anders gemacht“Ex-Organisator Meszelinsky über die Jazztage zu Corona

Lesezeit 3 Minuten

Eckhard Meszelinsky, Ex-Jazztage-Organisator, ist zufrieden mit seinem Nachfolger.

Eckhard Meszelinsky war 20 Jahre lang Veranstalter der Leverkusener Jazztage und bildete seinen Nachfolger Fabian Stiens, der 2015 übernahm, aus. Was er über Jazztage in Pandemiezeiten und den neuerlichen Lockdown denkt, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Herr Meszelinsky, die Leverkusener Jazztage 2020 standen lange auf der Kippe. Jetzt finden sie statt – ohne Publikum. Wie erleben Sie dieses eine Drama von vielen Dramen während der Pandemie?

Ich bin ja selber betroffen – zumindest in Sachen Musik. Denn: Wir hatten erst im Frühjahr mit meiner Band Noise Adventures und dem zypriotischen Musiker Okan Ersan eine gemeinsame Tour mit Al Di Meola durch wunderschöne Konzerthäuser in Deutschland geplant. Das war ein Lebenstraum von mir. Diese Tour aber ist wegen Corona ins Wasser gefallen. Dann wollten wir bei den Jazztagen auftreten – und auch dieser Auftritt wurde schließlich abgesagt – aufgrund der Sicherheitsbestimmungen. Und weil Al Di Meola quasi gar nicht aus den USA herauskommt.

Als Alternative hatten wir dann kurzzeitig über einen Auftritt mit Rafael Cortéz und dessen Streichern nachgedacht. Und am 1. November hätten wir den ersten Probentermin gehabt. Aber: Da wären dann sieben Musiker zusammengekommen. Und nach den derzeitigen Regeln wäre ein Treffen unter diesen Voraussetzungen weder möglich noch irgendwie zu verantworten gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Ich hoffe, dass der Rest der Musiker bei der Stange bleibt“

Hätten Sie an Stelle ihres Festival-Nachfolgers Fabian Stiens denn genauso gehandelt und die Jazztage durchgezogen?

Fabian hat es enorm schwer – und hat alles richtig gemacht. Beziehungsweise: Ich hätte nichts anders gemacht. Er steht ja seit geraumer Zeit jede Woche vor einer neuen Situation. Und ich hoffe inständig, dass der Rest der Musiker, die jetzt auftreten wollen, bei der Stange bleibt. Das ist eine Notwendigkeit – allein um die Sponsoren zu halten. Zudem arbeiten beim WDR ja auch Menschen etwa in der Musikredaktion oder in der Technik, die durch die Livestreams jetzt zumindest irgendwie ihrer Tätigkeit nachgehen können. Und noch etwas: Ich denke, dass es für Fabian sehr wichtig und gut ist, im vergangenen Jahr die Kooperation mit der Bayer-Kultur eingegangen zu sein. Da merkt man, dass die ihm wirklich helfen können.

Bisherige Krisen nicht vergleichbar mit dem, was jetzt passiert

Sie haben die Jazztage 20 Jahre geleitet. Hatten Sie damals als Chef für solche Krisenfälle eigentlich immer einen Plan B in der Tasche?

Man muss sagen, dass es so eine Krise ja noch nie gab. Bei uns ging es damals maximal um Ausfälle von Künstlern. Einmal beispielsweise sollten an den letzten beiden Tagen des Festivals Herbie Hancock und Al Jarreau spielen. Aber: Al Jarreau wurde krank. Und Hancock kam kurz vorher plötzlich mit einer Preisverleihung in Los Angeles um die Ecke – und wir mussten umplanen. Das war heikel. Aber ja: Wir hatten einen Plan B, unter anderem mit Miriam Makeba, die auch Hochkaräterin war. Dennoch: Es ist nicht vergleichbar mit dem, was nun passiert.

Zuletzt begehrten immer mehr Künstler und Kulturanbieter gegen den erneuten Lockdown auf, der vor allem sie hart trifft. Sie kennen viele aus diesem Geschäft und müssten entsprechend großes Verständnis dafür haben.

Ja. Ich kann den Unmut absolut verstehen und kennen viele der Betroffenen, deren Ängste und Sorgen ich teile. Aber ich muss auch sagen: Man kann keinem Politiker einen Vorwurf machen. Dafür ist die Lage einfach zu unübersichtlich. Sprich: Schlimm ist vor allem diese Perspektivlosigkeit. Und die betrifft nicht nur Künstler und Gastronomen. Die betrifft alle.