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Großfamilie hielt sich an AuflagenSo verlief die Beerdigung in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten

Presse, Funk und Fernsehen wurden nicht enttäuscht: Das Familienoberhaupt Jan Goman kam im Rolls Royce.

  1. Am Freitag wurde auf dem Friedhof Reuschenberg ein Mitglied der Leverkusener Großfamilie beerdigt.

Leverkusen – Das Familienoberhaupt war für alle leicht zu erkennen: Es rollte in einem glänzend polierten Rolls Royce zur Beerdigung seines verstorbenen Bruders Adam Goman auf dem am Freitag vorsorglich gesperrten Parkplatz vor dem Friedhof Reuschenberg. Dort warteten mehrere Dutzend Journalisten, Fernsehleute und Blogger auf den inzwischen als „Clanchef“ nicht mehr nur stadtbekannten Mann.

In der Stadt wunderte sich vermutlich kaum jemand über die vielen Mannschaftswagen der Polizei. Der Beerdigungstermin stand seit Tagen fest. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt sollten die Einsatzkräfte für die Einhaltung der Corona-Bestimmungen sorgen auf dem Friedhof und in der Umgebung. Üblicherweise kommen zu ähnlichen Beerdigungen hunderte Personen, diesmal waren 25 Erwachsene und 25 Kinder zugelassen. Man befürchtete – nach einer Ansage aus der Großfamilie – mehrere Hundert. Die kamen nicht.

Vorwürfe gegen die Ärzte

Gemeinsam mit dem Oberhaupt saß die Witwe des an Corona Verstorben in der Nobelkarosse mit Schweizer Kennzeichen. Nach dem Aussteigen dauerte es keine zwei Minuten, bis es von ihr und einem Sohn schwere Vorwürfe gegen das Klinikum hagelte, in dem ihr Mann auf der Intensivstation vor etwa zwei Wochen gestorben war: Die Familie sei dort verhasst, man habe ihn da sterben lassen. Die Ärztin, deren Namen der Sohn nannte, habe nicht genug für ihn getan. Dabei, sagte sie, sei ihr Mann kein Betrüger gewesen, er sei Christ und Sänger gewesen.

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Mitglieder der Großfamilie kennen Medienaufläufe, manche reden mit Fernsehteams. Das Oberhaupt Jan „Morro“ drehte sich am Friedhofstor noch einmal zu den Kameraleuten um und sagte, er wolle den Oberbürgermeister und das Ordnungsamt verklagen. Der Anlass: dass in Leverkusen nur 25 Personen und 25 Kinder zur Beerdigung zugelassen seien. Er fühle sich ungerecht behandelt. Auch ein Nazi-Vergleich soll gefallen sein.

Ein Kraftakt

Der Sarg kam im Leichenwagen des Bestatters Frentzen aus Mönchengladbach. Eine Kutsche mit zwei nervösen Pferden stand bereit. Die Träger hatte der Bestatter engagiert. Mit einem metallenen Quietschen zogen die älteren Herren den Sarg aus dem Leichenwagen. Er sollte auf die Trauerkutsche umgeladen werden. Der Sarg aus Metall, weiß und sehr schwer machte den Trägern mächtig Mühe. Auch der Verstorbene soll mit weit über 100 Kilogramm kein Leichtgewicht gewesen sein. Schließlich gelang der Kraftakt mit der Hilfe junger Männer.

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Die Gruft am Freitagabend.

Die Szene kann auf Facebook nachgesehen werden, denn ein Neffe hat die Beerdigung auf Facebook gestreamt, das Video ist dort abrufbar. Nach der Eingangskontrolle zogen die Pferde den Wagen auf den Friedhof, dahinter die Trauergemeinde. Erst ertönte laut die bekannte Erkennungsfanfare aus Paramount-Filmen, danach zog der Trauerzug mit Musik auf den Reuschenberg. Der Verstorbene war Sänger. Er hatte Anfang der 80er-Jahre unter dem Künstlernamen Andy Morro selbst einige Singles eingesungen.

Für alle anderen war der Friedhof am Freitag bis 18 Uhr geschlossen und es gab doch Leute, die das nicht wussten und am Friedhofseingang von den Ordnungskräften abgewiesen wurden.

Weil Feiern und Treffen am Grab verhindert werden sollen, werden der Friedhof und die Wohnorte der stadtbekannten Großfamilie vermutlich auch am Wochenende noch bewacht. Als der Friedhof um 18 Uhr wieder öffnete, war er schnell belebt, viele kamen zum gießen. Nur beim Grab der Großfamilie blieb es ruhig.