Gesprengte Geldautomaten in NRWNeuer Höchststand bei Sprengstoff-Attacken auf Banken
Düsseldorf – Die Zahl der Sprengattacken auf Geldautomaten hat in Nordrhein-Westfalen einen neuen Höchststand erreicht. Im ersten Halbjahr, das am Dienstag endete, schlugen die Panzerknacker 106 Mal zu, berichtete ein Sprecher des Landeskriminalamts in Düsseldorf am Mittwoch. In 62 Fällen scheiterten die Angriffe und es blieb beim Versuch.
Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es 46 Taten. Damit hat sich ihre Zahl nicht nur mehr als verdoppelt, sondern bereits die Gesamtzahl des Vorjahres von 104 Attacken überschritten. Die „NRZ“ hatte zuvor berichtet.
Erst in der Nacht auf Mittwoch sprengten unbekannte Täter erneut einen Geldautomaten im niederrheinischen Niederkrüchten an der Grenze zu den Niederlanden. Mindestens drei Männer seien mit einem schnellen Auto und ihrer Beute geflohen, berichtet die Polizei.
Mindestens zwei Männer gingen am frühen Morgen zur Bankfiliale während das spätere Fluchtauto nach Polizeiangaben unbeleuchtet und mit geöffneter Heckklappe in einem Kreisverkehr Runden drehte. Nach der Detonation liefen die beiden Männer in die Filiale, kehrten Sekunden später zurück, verluden von der Polizei nicht näher beschriebene Gegenstände in den Wagen, stiegen ein, dann raste der PS-starke schwarze Audi davon.
Eine sofortige Fahndung nach den dunkel gekleideten Tätern unter Beteiligung der niederländischen Polizei blieb erfolglos. Wie hoch die Beute war, blieb zunächst offen.
Umstieg von Gas auf Sprengstoff
Die Häufung der Taten führen die Ermittler auch auf die Corona-Pandemie zurück: Weil die Grenzen nach Belgien und Frankreich zeitweise geschlossen oder stark kontrolliert waren, blieb den nächtlichen Sprengkommandos nur die offene Grenze von den Niederlanden nach Deutschland für ihre Beutezüge.
Immer häufiger leiten die Täter nicht mehr Gas in die Geldautomaten, sondern greifen zu Sprengstoff. Während im vergangenen Jahr zehn Mal Sprengstoff zum Einsatz kam, waren es bis Mitte Juni diesen Jahres bereits 36 Sprengstoffanschläge auf Geldautomaten.
Die Ermittler vermuten, dass dies eine Reaktion auf die immer besser gesicherten Automaten ist. Zuvor war eine zunehmend größere Anzahl von Gas-Attacken gescheitert. In Bonn war vor einigen Wochen sogar ein Anwohner leicht verletzt worden. Er erlitt bei der Sprengung, die wie immer nachts erfolgte, ein Knalltrauma.
Große Gangsterbande als Täter vermutet
Die Ermittlungskommission „Heat“ des Landeskriminalamts ist überzeugt, dass hinter den Explosionen eine mehrere hundert Mann starke Gangster-Szene nordafrikanischer Einwanderer aus dem Raum Utrecht und Amsterdam steht. Die Sprengkommandos zeigen sich seit Jahren unbeeindruckt von Festnahmen, hohen Haftstrafen, tödlichen Unfällen auf der Flucht und missglückten Versuchen.
Die Gangster türmen bevorzugt mit hochmotorisierten gestohlenen Autos der Marke Audi und extrem rücksichtslosem Fahrverhalten. Die „Audi-Bande“ hat auf diese Weise in den vergangenen Jahren etliche Millionen Euro erbeutet, wie aus Gerichtsprozessen hervorging.
In diesem Jahr summieren sich die Sachschäden in NRW bereits auf fünf Millionen Euro. Zur Höhe der Beute machen die Ermittler keine Angaben.
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Zwei mutmaßliche Gangster waren im Februar nach einem missglückten Coup in Emmerich auf dem Rückweg in den Niederlanden in den Tod gerast. Ihr Audi fuhr mit bis zu 250 Stundenkilometern vermutlich ohne Licht nachts über eine Autobahn, als ein Lastwagen vor dem Fluchtwagen ausscherte.
Vor wenigen Tagen war im Beisein nordrhein-westfälischer Polizisten im niederländischen De Hoorn ein mutmaßlicher Geldautomatensprenger festgenommen worden. Er wird verdächtigt, im vergangenen Jahr Sprengungen im hessischen Bad Vilbel und in Wuppertal begangen zu haben. (dpa)