Wildgänse haben sich in Nordrhein-Westfalen eingelebt, ob auf dem Land oder in Parks. Die Städte bemühen sich um eine Begrenzung. Reicht das?
Plage in NRWWas das „Gänsemanagement“ in Großstädten wie Köln bisher bewirkt hat
Sie schnattern laut, grasen bepflanzte Ackerflächen ab und hinterlassen ihr Geschäft in den Stadtparks: Wildgänse sind in den vergangenen Jahren auch in Nordrhein-Westfalen für manch einen zur „Plage“ geworden. Der Jagdverband in NRW hat zuletzt zwar deutlich mehr Tiere erlegt und die Großstädte werden beim „Gänsemanagement“ kreativ. Doch vielerorts bleibt das Problem.
Die schwarzhalsige Kanadagans und die etwas kleinere Nilgans sind sogenannte Neozoen, also Tiere, die in unserer Region eigentlich nicht heimisch sind. Verschiedene Umstände sorgten dafür, dass sich die Wildgänse hier in den vergangenen Jahren stark vermehren konnten. „Durch den Klimawandel und den Strukturwandel in der Landwirtschaft finden Wildgänse deutlich bessere Lebensbedingungen vor als in früheren Jahrzehnten“, erklärt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbandes NRW. Gleiches gelte für die hier heimische Graugans.
Die neueste Jagdstatistik vom NRW-Landwirtschaftsministerium zeigt bei Grau-, Kanada- und Nilgänsen allesamt einen Anstieg der Jagdzahlen. So wurden im Jagdjahr 2023/2024 vom 1. April 2023 bis zum Stichtag am 31. März 2024 in Nordrhein-Westfalen 15.419 Nilgänse erlegt. Das sind 1.526 mehr als im Vorjahr. Bei den Kanadagänsen waren es demnach 8.863, 164 mehr als im Vorjahr. Graugänse wurden im vergangenen Jagdjahr 13.938 und damit 88 mehr als im Jagdjahr 2022/2023 erlegt.
Städte setzen auf striktes Fütterungsverbot
In NRW sind Wildgänse vor allem am Niederrhein und in Teilen Ostwestfalens verbreitet. Aber auch an innerstädtischen Seen und in Parks fühlen sich die Tiere mittlerweile wohl - sie haben sich an den Menschen gewöhnt. Das größte Problem ist der Stadt Dortmund zufolge das Füttern durch den Menschen. Viele weitere Großstädte, darunter Düsseldorf, Köln und Essen verfolgen ein striktes Fütterungsverbot. Teils mit empfindlichen Geldstrafen bis zu 1.000 Euro, damit die Tiere nicht noch angelockt werden. So leide die Wasserqualität in Seen unter den vermehrten Ausscheidungen der Gänse.
„Was zur Plage wird, liegt im Auge des Betrachters“, erklärt Andreas Schneider. So fänden Badegäste im Sommer die durch Gänse verkoteten Liegewiesen stellenweise ekelig, Landwirte litten unter wirtschaftlichen Schäden. Besonders in der Stadt haben die Tiere keine Fressfeinde mehr. Die Folge: „Bedingt durch die hohe Lebenserwartung der Gänse müssen die Bestrebungen zur Reduzierung der Bestände in den kommenden Jahren fortgesetzt werden“ erklärt die Stadt Düsseldorf die Notwendigkeit, in das Leben der Wildgänse in der Stadt einzugreifen.
„Gänsemanagement“ soll Zahl der Gänse regulieren
In Düsseldorf und Köln sorgt das „Gänsemanagement“ zum Beispiel dafür, dass weniger Eier in den Gelegen bleiben und ausgebrütet werden. In Dortmund setzen die Verantwortlichen zusätzlich auf Vergrämung in Form einer abschnittsweise „gänse-unfreundlichen“ Uferbepflanzung und für die Tiere unattraktive hochwachsende Gräser auf Wiesenflächen. Und in Essen werden potenzielle Brutbiotope bereits vor der Brutzeit abgesperrt, geflutet und mit einem Drahtgeflecht bespannt. Auch die Optimierung der Lebensräume für Möwen, die unter anderem auch Gänseeier fressen, sei am Düsseldorfer Elbsee eine Strategie der Stadt.
Trotz all der Bemühungen, die in vielen Städten bereits seit mehreren Jahren laufen, bleibt ein Problem: „Die Kotbelastung ist trotz rückgängiger Anzahl in einigen Parks immer noch hoch“, bilanziert die Stadt Düsseldorf. Die Parkanlagen müssten daher häufiger gesäubert und gepflegt werden. Leichte Schwankungen bei der Population der Tiere sind den Städten zufolge normal. Wichtig sei - darum gebe es das „Gänsemanagement“ eben auch - dass sich die Gänse nicht unkontrolliert weiter vermehren.
Geschossene Gänse werden weiter vermarktet
Und was passiert mit den vielen in NRW erlegten Gänsen? Viele werden gegessen. Jedoch nicht unbedingt als Martins- oder Weihnachtsgans: „Wildgänse sind nicht so mit Fett bestückt, wie die Hausgans“, erklärt Jäger Konrad Niehues. Das Fleisch werde beim Garen schnell trocken. Der Jagdverband im Kreis Wesel, zu dem Niehues gehört, hat jüngst eine Vermarktungsgemeinschaft für die geschossenen Tiere gegründet. Sie zeigen in Kooperation mit einer Metzgerei, wie Kanada-, Grau- und Nilgans „veredelt“ werden können. Auch ältere Vögel, deren Fleisch unter Umständen schon etwas zäh sei, seien als Gänseschinken oder Gänsewürstchen durchaus schmackhaft. (dpa)