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Flutkatastrophe im Ahrtal„Einsatzleitung war in der Flutnacht permanent überfordert“

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Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurden in den Trümmern dieser Brücke in Kreuzberg mehrere Todesopfer gefunden.

Meterhoch türmten sich nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg (Luftaufnahme mit einer Drohne).

Ein Gutachter im Auftrag der Staatsanwaltschaft Koblenz hat im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe 2021 dem Katastrophenschutz im Landkreis Ahrweiler ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

Der Katastrophenschutz im Landkreis Ahrweiler ist zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe 2021 schlecht organisiert gewesen. Das geht aus einem von der Staatsanwaltschaft Koblenz in Auftrag gegebenen Gutachten hervor, dessen Ergebnisse sie am Dienstag mitteilte. Das Einsatzkonzept des Landkreises sei nicht ausreichend entwickelt gewesen. Der Landkreis habe kein ausreichendes Konzept gehabt. Es habe keine Stabsdienstordnung, kein Einsatzführungskonzept, keinen Verwaltungsstab und keine systematischen Abläufe oder Regelungen gegeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das Modulare Warnsystem MoWaS sei als Verteiler nicht genutzt worden. Die Technische Einsatzleitung habe zu wenig Personal für solch ein Ereignis gehabt und das eingesetzte Personal sei nicht ausreichend aus- und fortgebildet gewesen, heißt es. In der Flutnacht habe eine permanente Überlastung der Technischen Einsatzleitung geherrscht.

135 Tote im Ahrtal, zwei Personen werden noch vermisst

Bei der Flutkatastrophe 2021 waren in Rheinland-Pfalz mindestens 136 Menschen ums Leben gekommen, davon 135 in der Ahr-Region und einer im Raum Trier. Zwei Menschen werden weiter vermisst. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ehemaligen Ahr-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und einen Krisenstab-Mitarbeiter des Kreises wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Pföhler hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Laut Staatsanwaltschaft sieht der Gutachter die Schuld allerdings nicht persönlich bei den einzelnen Mitgliedern der Technischen Einsatzleitung, sondern „im aufbau- und ablauforganisatorischen Bereich“. „Die anwesenden Personen haben alles gegeben – das Führungssystem ließ nur nicht mehr zu“, wird der Sachverständige zitiert. Ein „regional-risikospezifiziertes, leistungsfähiges, vollständig entwickeltes Einsatzführungssystem“ hätte die Chancen, Menschenleben zu retten, verbessert.

Dilemma des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens offengelegt

„Das Gutachten legt das Dilemma des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens offen“, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler mit. Einerseits habe es im Landkreis kein ausreichendes Einsatzführungssystem gegeben, andererseits könne der Gutachter keine Aussage darüber treffen, welche Maßnahmen in einem besseren System konkret welche Schäden abgewandt und Menschen gerettet hätten. „Dies gilt es nun juristisch zu bewerten.“ Zunächst werde nun den Verteidigern und der Nebenklage Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, hieß es. Danach erfolge die abschließende Prüfung der Ermittlungen. „Diese Bewertung wird aufgrund der Komplexität und des Umfangs der Ermittlungen einige Zeit in Anspruch nehmen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Weitere Knochen an der Ahrmündung gefunden

Nach dem mutmaßlichen Fund von menschlichen Knochen bei einer Müllsammlung im Bereich der Ahrmündung hat die Polizei am Montag in dem Bereich weitere Knochen gefunden. „Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es sich um Teile eines menschlichen Körpers handelt“, so ein Polizeisprecher. Gewissheit soll die Untersuchung der Rechtsmedizin bringen, auch ob es sich um einen der nach der Flutkatastrophe von Juli 2021 noch vermissten Personen handelt. (dpa/kmü)