Flut im Leverkusener Kinder-ZeltlagerSuche nach Betreuer in Frankreich geht weiter
Leverkusen/Saint-Julien-de-Peyrolas – In Frankreich geht die Suche nach einem 66-jährigenKölner weiter. Der Betreuer des leverkusener Kinder-Zeltlagers Sankt Antonius wird seit Donnerstag vermisst, nachdem heftige Regenfälle das Zeltlager der Jugendförderung Leverkusen verwüstet hatten.
Die französischen Behörden haben am Freitag den Vorsitzenden und den stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins festgenommen. Sie ermitteln gegen die beiden Männer wegen fahrlässiger Körperverletzung, Gefährdung des Lebens anderer und wegen Betreibens eines nicht genehmigten Camping-Platzes. Dieser soll zudem zu nah an der Ardéche gestanden haben. die Behörden geben an, 48 Stunden vor dem Unwetter vor möglicher Überschwemmung gewarnt zu haben.
Die 119 Kinder der Gruppe aus Leverkusen wurden nach früheren Angaben der Präfektur in Sicherheit gebracht. Einige Kinder und Betreuer wurden kurzzeitig im Krankenhaus betreut, ihnen geht es aber nach Angaben einer ehrenamtlichen Sprecherin des Vereins in Leverkusen gut, die drei Kinder und fünf Betreuer seien inzwischen entlassen worden.
„Die ersten Eltern sind vor Ort und holen ihre Kinder ab“, teilte der Veranstalter, das Leverkusener Zeltlager St. Antonius, am Freitagmorgen auf seiner Facebook-Seite mit. „Die Nacht war unruhig, dennoch konnten alle ein bisschen schlafen.“
Die Kinder sollen noch am Freitagabend mit Bussen nach Leverkusen gebracht werden.
Heftige Regenfälle im französischen Zentralmassiv hatten am Donnerstag dafür gesorgt, dass das Zeltlager der Jugendförderung Sankt Antonius an der Ardèche überschwemmt und völlig zerstört worden ist.
Nichts als sich selbst retten können
Die Kinder und Jugendlichen aus Leverkusen-Wiesdorf sind nach einer dramatischen Rettungsaktion im Gemeindesaal von Saint-Julien-de-Peyrolas in Sicherheit gebracht worden und werden dort weiter versorgt. Sie konnten nichts als sich selbst und die Kleider am Leib retten.
Auch eine Gruppe, die auf Kanutour von dem Unwetter überrascht worden war, ist dort eingetroffen und versorgt, heißt es.
Panische Flucht vor dem Wasser
Ein Betreuer wird auch am Freitagmorgen noch vermisst. Er war zuletzt auf dem Zeltplatz gesehen worden, als das Wasser den Platz komplett überschwemmte. Sein Wohnmobil sei – wie mehrere andere Fahrzeuge – vom Wasser mitgerissen und zerstört gefunden worden, teilte die örtliche Gendarmerie mit. Trotz eines Hochwasser-Warnsystems, das einen lauten Alarmton auslöste, kam das Wasser aus einem Bach, der in die Ardèche mündet, so stark und plötzlich, dass die Bewohner des Camps nur noch davonrennen konnte. Einige erlitten auf dieser Flucht leichte Verletzungen.
Die Region Ardèche, ein beliebtes Urlaubsziel unter anderem für Kanufahrer und Wanderer, war am Mittwoch von heftigen Regenfällen getroffen worden. Auf den betroffenen Campingplätzen richteten die Wassermassen schwere Zerstörungen an: Zahlreiche Zelte wurden weggerissen, der Boden verwandelte sich in Schlamm. Fast 270 Feuerwehrleute sowie vier Helikopter waren im Einsatz. Insgesamt wurden rund 160 Menschen von drei Zeltplätzen nach Angaben der Einsatzkräfte mit Hilfe von Hubschraubern und Tauchern in Sicherheit gebracht.
Die Veranstalter teilten mit, dass alle Kinder „soweit wohlauf“ seien und in der Mehrzweckhalle betreut würden. Auch Seelsorger seien daran beteiligt. Das Zeltlager war nach Angaben der Präfektur von Nîmes wegen des Unwetters geräumt worden.
Säckeweise Hilfsgüter gebracht
Die Veranstalter gaben am Donnerstagabend einen dringenden Hilferuf mit der Bitte nach Sachspenden heraus. Kleider, Isomatten und Schlafsäcke wurden benötigt. Zahlreiche Leverkusener folgten dem Aufruf und brachten säckeweise Hilfsgüter zu „Leo’s Treff“, dem früheren Gemeindezentrum an der Großen Kirchstraße. Am späten Abend startete ein Lkw, den eine Langenfelder Spedition kostenlos zur Verfügung stellte, mit den Hilfsgütern nach Frankreich.
Beim Untergang des Zeltlagers war auch dessen Gründer, der inzwischen 90-jährige Pfarrer Leo Verhülsdonk, am Ort; er blieb unverletzt. Die Feuerwehr arbeitet in dem von der Polizei abgesperrten Zeltlager unterdessen daran, die Lage unter Kontrolle zu bekommen, die, so ein Polizeisprecher am Abend, noch immer unübersichtlich war. (mit dpa, afp, red)