Fachgeschäfte in LeverkusenEinzeln handeln ist keine Lösung
Leverkusen – Der Lockdown der vergangenen Monate hat es noch einmal gezeigt: Um die Digitalisierung kommt der lokale Einzelhandel nicht herum. Doch der Social Media Auftritt, die eigene Webseite oder sogar ein Web-Shop stellen Herausforderungen für Händler und Händlerinnen da.
Die Wirtschaftsförderung Leverkusen (WfL) unterstützt, wo sie gefragt ist, und bot am Donnerstag eine Diskussionsrunde zum Thema an. „Wir haben ganz starke Inhaber-geführte Geschäfte“, beschrieb Geschäftsführer Markus Märtens den Standort. Für sie könne Digitalisierung eine Antwort auf die Krise sein, präzisierte Moritz Genschel: Der digitale Raum verfüge über die klassischen Funktionen einer früheren Innenstadt. Für Unterhaltung, soziale Verbindungen, den Einkauf und Nachrichten seien die Menschen damals an zentrale Orte der Stadt gegangen, sagte der studierte Geograph. Nun fänden sie all diese Funktionen vernetzt online. „Wie kann ich den digitalen Raum für mich nutzen und das zielgruppenspezifisch?“, fragte Genschel in der Zoom-Diskussion.
„Es ist leider noch immer so, dass der Einzelhändler einzeln handelt“, gab Ulrich Kämmerling von der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch zu bedenken. Er führte das Beispiel eines Brillenkaufs ein, das sich immer wieder als treffend erwies. Nicht nur im Onlinehandel, auch auf der Straße müsse den Kunden hierzu die passende Handtasche im nächsten Laden empfohlen werden. Lokale Verknüpfung sei also nötig, die aber auch über das Digitale passieren kann. Etwa durch Zusammenarbeit in den sozialen Netzwerken. Das schlug die ehemalige Stadtteilmanagerin für Opladen, Silke de Roode, vor, die nun das Wiesdorfer Gebiet mit neuem Stadtteilladen übernimmt.
Ein Portal gibt es schon
Eine Antwort auf Genschels Frage bietet bereits das lokale Einkaufsportal „Shopinlev“ der Leverkusener Kommunikationsagentur von Christiane Kuhn-Haarhoff. Es soll den Boom des E-Commerce mitnehmen, aber auch die persönliche Beratung fördern: „Die Geschäfte im Zeitgeist sinnvoll ergänzen“ sei das Ziel. Beim Start im März waren vier lokale Läden dabei, jetzt sind es acht, doch die Multi-Vendor-Plattform soll weiter wachsen. „Wir holen den Händler wirklich genau an der Stelle ab, wo er es wünscht“, versichert man in der Agentur. Es müsse auch keinesfalls das gesamte Sortiment online gestellt werden, besondere Teile, die Kunden locken, reichten aus: „Appetizer, um die Kunden zu locken.“
„Das Spezielle vor Ort, ergänzt durch ein weiteres Angebot im Online-Handel“ ist laut WfL-Chef Märtens eine zukunftsträchtige Strategie. Für die Brille bedeutet das: Ein Modell mit Sehstärke gibt es nach wie vor beim Fachmann in der City, die passende Sonnenbrille aber vielleicht online hinterher.
Stoffe sind nicht gut geeignet
Die Opladener Stoffhändlerin Ulrike Walter war eine von wenigen lokalen Ladenvertreterinnen, die teilnahmen. Sie gab zu bedenken, dass sich nicht jedes Produkt leicht im Netz anbieten lasse. Ihre Stofffarben etwa könne sie nicht adäquat abbilden, die Online-Präsenz erfordere viel Zeit, Geld und Fachwissen. Dennoch empfahlen die Experten: „Reichweite erhöhen und Kunden in die Innenstadt ziehen.“ Es komme auf das „Sowohl als auch“ an.
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Walters Beispiel zeigte aber, wie individuell auf die Händler und Händlerinnen eingegangen werden muss. Es braucht differenzierte Digitalisierungsstrategien, um die „Renaissance der Innenstädte“, die manche nach dem Corona-Lockdown meinen, beobachten zu können, auch zu erreichen. Die WfL bietet sich mit Informationen zu Förderprogrammen oder ihren kostenfreien Digitalisierungslotsen als Anlaufstelle für den Leverkusener Einzelhandel an.