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Einwohnerzahlen steigenDer Platz an den Zülpicher Schulen wird knapp

Lesezeit 4 Minuten
Ein Auto fährt an dem fast fertigen Erweiterungsbau am Schulcampus Zülpich vorbei. Das Gebäude steht hinter einem Bauzaun, rechts im Bild sind Mülltonnen zu erkennen.

Der Erweiterungsbau am Schulcampus soll Anfang Februar 2025 bezogen werden.

Trotz sinkender Geburtenrate steigt die Einwohnerzahl der Stadt Zülpich. Das wirkt sich auf die Schulen aus – nicht überall reicht der Platz.

Der Erweiterungsbau am Schulcampus ist noch nicht ganz fertig, da steht schon die Frage im Raum, ob er überhaupt reichen wird. Aufgeworfen hat sie Raimund Patt vom Beratungsbüro Schulhorizonte, der für die Stadt Zülpich eine Raumbedarfsplanung für die Schulen vorgenommen hat. Die Ergebnisse stellte er im Ausschuss für Schulen, Soziales, Sport und Kultur vor.

Sein Fazit: Vor allem der Realschule fehlt es an Platz. Aber auch am Frankengymnasium und der Chlodwigschule könnte es eng werden.

Die Realschule in Zülpich wird fünfzügig

Dass die Karl-von-Lutzenberger Realschule zu wenig Räume hat, ist schon lange klar. Einige Klassen werden in Containern unterrichtet. Hinzu kommt, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt. Laut dem Schulentwicklungsplan, der ebenfalls in der Ausschusssitzung vorgestellt wurde, wird die Realschule ab dem Schuljahr 2027/2028 fünf- statt vierzügig sein.

Patt geht von einer stabilen Fünfzügigkeit aus. Das hat Folgen: „Die Realschule braucht bei Fünfzügigkeit allein zehn Räume mehr.“ Es fehlten vor allem Fachräume – und das unabhängig von Fünf- oder Vierzügigkeit.

Durch die Rückkehr zu G9 steigen die Schülerzahlen am Gymnasium

Der Erweiterungsbau werde da erst einmal Abhilfe verschaffen, berichtetet Patt. Allerdings könne es auch hier eng werden, wenn das Frankengymnasium ab 2026/2027 komplett zu G9 zurückgekehrt sei. Denn auch im Gymnasium zeichnet sich eine durchgängige Fünfzügigkeit ab. Dies plus die Rückkehr zu G9 bedeute größeren Raumbedarf.

Für die steigenden Raumbedarfe von Gymnasium und Realschule zusammen könnte der Erweiterungsbau zu klein sein. Die Betonung lag in Patts Ausführung dabei auf „könnte“. Konjunktiv. Die Aufstellung eines Schulentwicklungsplans habe immer etwas von Glaskugelschauerei. Deshalb sei es wichtig, die Schülerzahlen in den kommenden Jahren genau zu beobachten.

Experte rät, Konzept von Offenem Ganztag in Zülpich zu ändern

Dem Gebäude des Gymnasiums stellte Patt kein gutes Zeugnis aus: „Viele Unterrichtsräume sind zu klein.“ Es mangele an Platz für die Studien- und Berufsorientierung, die Schülervertretung und die Bibliothek. Eine bauliche Vergrößerung sei aber aufgrund der Architektur kaum möglich. „Es ist leider so, wie es ist“, zog Patt ein nüchternes Fazit.

Möglichkeiten zur Neugestaltung sieht er bei der Chlodwig-Schule. Für die aktuelle Vierzügigkeit der Grundschule bestehe zwar kein dringender Raumbedarf, aber in Sachen Offener Ganztag (OGS) brauche es ein neues Konzept. Statt eines nebenher von Schule am Vormittag und OGS-Betreuung am Nachmittag plädiere er für ein integratives Konzept, so Patt. Das bedeute: ein Team und gemeinsam genutzte Räume. Statt OGS als Hausaufgabenbetreuung mit einem komplett anderen Team zu verstehen, gelte es, Trainingszeiten als Unterrichtsstunden in den Tag zu integrieren und ein gemeinsames Team einzusetzen. Das sei das Konzept von „Wir sind eine OGS“.

Grüne schlagen Neubau einer Grundschule in den Seeterassen vor

Langfristig ergibt sich bei der Chlodwig-Schule allerdings auch ein Raumproblem: Laut Schulentwicklungsplan werden schon 2025 sechs Eingangsklassen erwartet, auch in den darauffolgenden Jahren sollen es fünf bis sechs sein, so die Berechnungen. Für eine durchgängige Fünfzügigkeit sei das Gebäude nicht ausgelegt, so Patt.

„Wir müssen Platz schaffen“, sagte Bernd Schierbaum (Grüne) im Ausschuss. Sein Vorschlag: im Baugebiet Seeterrassen eine neue Grundschule bauen. Rene Bohsem (FDP) konnte dem etwas abgewinnen. Die Liberalen seien für kleinere Schulen mit kurzen Anfahrtswegen. Bürgermeister Ulf Hürtgen sagte, es sei zu früh, über einen Neubau nachzudenken. Grundsätzlich stiegen die Schülerzahlen nicht ewig weiter: „Irgendwann gibt's einen Peak.“ Dass Platz benötigt werde, sei unstrittig. Doch es gelte, geschickt zu agieren, damit die Stadt nicht in zehn Jahren mit leeren Schulgebäuden dastehe.

Viel Lob für Zülpichs Hauptschule

Kurzen Szenenapplaus erhielt Raimund Patt, als er sich der vierten Schule am Keltenweg widmete. „Sie haben eine tolle Hauptschule“, sagte er. Die Schule habe einen sehr guten Ruf und sei ein regionales Alleinstellungsmerkmal.

Patt empfahl allerdings, die baulich abgetrennten Nebenbereiche in den Unterrichtsräumen aufzulösen, um größere Räume zu erhalten. Grundsätzlich sei das Gebäude auf eine Zweizügigkeit ausgerichtet, temporär sei Dreizügigkeit umsetzbar. Das könnte ab dem Schuljahr 2028/2029 zum Problem werden: Ab dann prognostiziert der Schulentwicklungsplan eine durchgängige Dreizügigkeit.

Die Ausführungen Patts und der Schulentwicklungsplan machen deutlich, dass die Schulen in Zülpich mehr Platz benötigen. Gut möglich also, dass der noch nicht bezogene Erweiterungsbau auf dem Schulcampus nicht der letzte seiner Art ist.


Viel Lob für Verwaltung

Zülpich wächst trotz leicht sinkender Geburtenrate – das ist die Quintessenz des Schulentwicklungsplans (SEP), den Geschäftsbereichsleiterin Barbara Breuer dem Schulausschuss vorstellte. Diese Prognose hänge vor allem mit den Baugebieten in der Kernstadt wie in den umliegenden Orten zusammen.

Das wirkt sich auch auf die Schulen außerhalb der Kernstadt aus: Für die Grundschule Sinzenich prognostiziert der SEP ab 2025 eine stabile Zweizügigkeit, die Grundschule Ülpenich werde künftig vier- bis fünfzügig sein (aktuell zweizügig), die Grundschule Wichterich drei- bis vierzügig (aktuell 1,5-zügig).

Einstimmig beschloss der Ausschuss zudem eine Änderung der Zuordnung der Orte zu den Grundschulen. Bessenich, Füssenich, Geich und Juntersdorf werden nun nicht mehr der Grundschule Wichterich, sondern der Chlodwig-Schule Zülpich zugeordnet.

Ein „beeindruckendes Zahlenwerk“ nannte Bernd Schierbaum (Grüne) den SEP. Seinem Lob für die Verwaltung schlossen sich die andern im Schulausschuss an. Bürgermeister Ulf Hürtgen betonte, dass es nicht selbstverständlich sei, dass eine Verwaltung den Plan selbst aufstelle. Auch er bedankte sich bei Barbara Breuer und ihrem Team.