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Betrieb soll verkauft werdenPriogo AG aus Zülpich hat Insolvenz angemeldet

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das Dach der Sankt Peter Kirche in Zülpich, auf dem Solarzellen installiert werden.

Auf dem Dach der Kirche St. Peter in Zülpich hat die Firma Priogo Im Januar 2022 „All Black“-Solarzellen installiert. Diese spiegeln nicht und fallen dadurch weniger ins Auge.

Die Priogo AG aus Zülpich hat Insolvenz angemeldet. Derzeit ist unklar, was mit den 70 Projekten geschieht, die derzeit in den Büchern stehen.

Die Priogo AG mit Sitz an der Römerallee in Zülpich ist insolvent. Der Euskirchener Insolvenzverwalter Dr. Franz Zilkens versucht bereits zu retten, was zu retten ist. Im Gespräch mit dieser Zeitung betonte er, dass von der Insolvenz nur der Standort in Zülpich des 2007 gegründeten Unternehmens betroffen und zahlungsunfähig ist. Die Unternehmenstöchter seien im Moment nicht betroffen.

Die Priogo AG hatte sich bis zuletzt auf die Fahnen geschrieben, die Energiewende voranzutreiben. Mit ihrem ganzheitlichen Energieberatungskonzept gewann das Unternehmen 2021 den „Rheinland-Genial-Preis“ für sein besonders innovatives Geschäftsmodell.

Unter anderem verbaute die Priogo AG Photovoltaik-Anlagen auf der Kirche St. Peter in Zülpich oder dem Parkhaus an der Spiegelstraße in Euskirchen. Im vergangenen Jahr sorgte das Unternehmen für Aufsehen, weil es unter anderem mithilfe einer großen Freiflächen-Photovoltaik-Anlage die Skihalle bei Neuss klimaneutral gestaltet hat.

70 Projekte stehen noch in den Büchern des Zülpicher Unternehmens

Keine zwölf Monate später hat sich das Bild komplett gewandelt: Priogo hat den entsprechenden Insolvenzantrag Mitte der vergangenen Woche eingereicht. Laut Insolvenzberater Zilkens stehen 70 Projekte in allen Größenordnungen – vom Einfamilienhaus bis hin zu Großanlagen von der Dimension etwa des Projekts an der Skihalle Neuss – noch in den Auftragsbüchern. „Wir sondieren gerade, welche Projekte wir nun fortsetzen können und welche nicht“, sagt Rechtsanwalt Zilkens.

Für die 70 Projekte, die noch nicht begonnen worden sind, seien mitunter schon Anzahlungen der Kunden geflossen, so Zilkens: „Da müssen wir schauen, welche wir mit einem Deckungsbeitrag weitermachen können.“ Konkret bedeute das, dass die Anzahlungen, die die Priogo AG eingenommen hat, zunächst weg seien und es jetzt darum gehe, zu eruieren, ob „mit dem ausstehenden Betrag kostendeckend das Projekt zu Ende gebracht werden kann.“

Ein größerer Teil der Priogo-Mitarbeiter hat wohl schon gekündigt

Eine weitere Herausforderung sei es nach Angaben Zilkens', dass die Lieferanten bei der Stange bleiben. Eine Prognose dazu gab Zilkens noch nicht ab: „Das kann ich noch nicht abschätzen, weil ich noch nicht mit allen gesprochen habe.“

Und noch etwas beeinflusse die Zukunft der Projekte: die Mitarbeiter. „Das ist der schwierigste Part. Ein größerer Teil der Mitarbeiter hat wohl schon gekündigt“, erklärt der Insolvenzberater.

Gibt es denn Projekte, die auf jeden Fall fortgesetzt werden können? „Das ist nicht so leicht zu beantworten, weil bei jedem Projekt eine rote Fahne weht. Wir müssen uns jedes Projekt intensiv anschauen. Das ist nicht trivial“, so Zilkens. Wartungen beispielsweise für Photovoltaik-Anlagen, die schon verbaut, im Idealfall sogar schon am Netz sind, seien dabei noch das geringste Problem. Das bekomme man schon geregelt, so der Insolvenzberater.

Die Insolvenz Priogos ordnet er folgendermaßen ein: „Die Branche ist extrem im Umbruch. In den vergangenen zwei Jahren hat sich eine Goldgräberstimmung breitgemacht, die nun zu den Problemen in der Branche führt. Viele Unternehmen wachsen schnell, die Strukturen aber nicht und kippen dann hinten runter.“ Der Plan sei nun laut Zilkens, „mit einer Rumpfmannschaft weiterzumachen und zu versuchen, den Geschäftsbetrieb samt Aufträgen und den verbleibenden Mitarbeitern zu verkaufen.“