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Integration in ZülpichFür Ismail Laghbaba ist die Kunst ein kulturelles Bindeglied

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Ehrenamtlich arbeitet Ismail Laghbaba bereits als Illustrator und freier Künstler. 

Zülpich – „Ich habe meine Nase immer in die deutsche Kultur gesteckt“, sagt Ismail Laghbaba. Seit 2015 lebt der 31-Jährige in Deutschland, geboren ist er in Marokko.

Als er in Deutschland angekommen sei, habe er zuerst keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten – Marokko gilt als sicheres Herkunftsland. Dank einer Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik ist Ismail nun geduldet. Glücklich sei er mit dem Job aber nicht, sagt er: „Ich muss noch zwei Jahre in dem Beruf arbeiten. Dann kann ich endlich machen, was ich wirklich will.“

Sein Herz schlägt für die Kunst

Für Geflüchtete, die ihre Duldung über eine begonnene Ausbildung erhalten, gelte die Regel: Nach Abschluss der Lehrzeit muss noch eine bestimmte Zeit in dem Beruf gearbeitet werden. Ismails Leidenschaft liegt aber woanders: in der Kunst.

„Nebenbei arbeite ich ehrenamtlich als Grafikdesigner und Künstler“, erzählt er. Geld dürfe er damit nicht verdienen. „Aber ich stehe bereits in Kontakt mit einer Agentur, die mir wahrscheinlich Arbeit geben wird“, so der 31-Jährige.

„Heimat in mir“ heißt eine seiner Bildreihen

Seine Migrationsgeschichte mache einen Großteil seiner künstlerischen Arbeit aus. „Heimat in mir“ heißt eine seiner Bildreihen, in der er die gemischten Gefühle seiner Flucht verarbeite. „Es geht darum zu zeigen, dass meine Heimat nicht an einen Ort gebunden ist. Ich trage meine Heimat in mir selbst“, erklärt Laghbaba. Dennoch sei es ihm nicht immer leichtgefallen, die verschiedenen Kulturen, die ihn ausmachten, miteinander zu vereinen.

„Auf einem Bild sieht man Füße, die vom Zuschauer weggehen“, beschreibt er eines seiner Werke. Doch dort, wo sich die Fußsohlen vom Boden lösen, ziehen sich Fäden von der Haut, die den Körper weiter mit dem Boden verbinden. „Das bedeutet, dass einen etwas zurückhält, wenn man flieht. Man geht zwar, aber es ist nicht so einfach“, erklärt der Künstler.

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In seinen Werken thematisiert der Künstler meist seine Fluchterfahrungen und die Einsamkeit.

Dennoch, so Laghbaba, sei Deutschland jetzt seine Heimat. „Wenn man sein Land verlässt, verliert man sein altes Leben. Ich habe niemanden mehr in Marokko bis auf meine Familie. Meine Freunde habe ich lange nicht mehr gesehen.“

Viele neue Kontakte geknüpft

In Deutschland habe er sich ein neues Leben aufgebaut und viele neue Kontakte geknüpft. So komme es auch, dass er seine Kunst bereits in mehreren Ausstellungen in Deutschland, Italien und der Schweiz zeigen konnte. Auch im Kreis Euskirchen konnte er sein Können bereits präsentieren: in der Galerie Eifelkunst.

Laghbaba geht sogar so weit und sagt: „Die Kunst hat meine Zukunft in Deutschland aufgebaut.“ Bei seiner Ankunft in der Bundesrepublik sei er noch einsam gewesen, doch die Kunst habe ihm Trost gespendet und schließlich auch neue Freunde gebracht.

„Ankommen“ - die Serie

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

In der Serie „Ankommen“ stellen wir Menschen vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen mutig auf den Weg gemacht haben – in ein neues Land und damit in eine neue Kultur und Gesellschaft. Was gefällt ihnen an Deutschland, was bleibt fremd? Und welchen besonderen Herausforderungen mussten und müssen sie sich stellen, um am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben zu können. Integration, da sind sich alle einig, ist ein langwieriger Prozess.

Ein wechselseitiger Prozess

Das Ministerium für Integration (BMI) versteht unter gelungener Integration ein „sich einer Gemeinschaft zugehörig fühlen“. Zuwanderung könne nur als ein wechselseitiger Prozess gelingen: „Sie setzt die Aufnahmebereitschaft der Mehrheitsgesellschaft voraus wie auch die Bereitschaft der Zugewanderten, die Regeln des Aufnahmelands zu respektieren und sich um die eigene Integration zu bemühen“, schreibt das Ministerium auf seiner Homepage.

Kontaktaufnahme erwünscht

Kennen Sie jemanden, der gut zu unserer Serie passen würde? Dann rufen Sie uns gerne an unter Tel. 02251/70045410 oder schreiben eine Mail in die Redaktion: redaktion@ksta-kr.de

Auch in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit kann er die Kunst und seine Migrationsgeschichte verbinden: Für das Deutsche Rote Kreuz des Kreises illustriert Laghbaba Broschüren für Kinder und Eltern. Die Broschüren thematisieren etwa Vielfalt im Klassenzimmer oder erklären geflüchteten Eltern, was ein Kindergarten ist und wie der Alltag sich dort gestaltet. „In vielen Ländern gibt es nämlich gar keine Kindergärten, und man muss den Eltern erstmal erklären, dass das etwas anderes als die Schule ist“, weiß der Künstler.

Freiheit der Kunst in Deutschland ist entlastend

Eine große Entlastung für Laghbaba sei der Umgang mit der freien Kunst. In Marokko sei die Malerei nicht so frei, weil etwa Nacktheit kulturell und religiös als anstößig gelte. Den 31-Jährige, der nach eigenen Aussagen bereits als Jugendlicher gewusst habe, dass er Künstler werden wolle, hat das aber nie aufgehalten.

Auch wenn er durchaus gläubig sei, habe er sich Regeln und Konventionen gerne widersetzt: „George Orwell hat mal geschrieben, dass es in jeder Gesellschaft Würmer gibt, die Löcher fressen, sich durch die Gesellschaft bohren. Ich bin auch so ein Wurm.“ Laghbaba sagt auch: „Gott liebt das Schöne. Die Menschen suchen sich das aus dem Koran oder der Bibel, was ihnen passt. Aber es steht nirgendwo, dass das Schöne verboten ist.“

Der Versuch, zwei Kulturen miteinander zu vereinen

Wenn man Ismail Laghbaba fragt, was er anderen Geflüchteten an die Hand geben möchte, muss er nicht lange überlegen: „Sie sollten ihre Nase auch in die deutsche Kultur stecken, so wie ich.“ Zwei Kulturen zu kennen und miteinander zu vereinen, könne eine Bereicherung sein, ist Laghbaba überzeugt.

„Viele Geflüchtete denken, sie kehren nach ein paar Jahren zurück in ihre Heimat und dass sie deshalb zum Beispiel die Sprache nicht lernen müssen. Aber das ist ein Fehler“, sagt der 31-Jährige, eben weil man mit der Zeit das alte Leben im Herkunftsland verliere. Ihm ist durchaus bewusst, wie schwer es sein kann, das zu akzeptieren – weshalb er es auch in seiner Kunst thematisiert.

Die Liebe zum Backen vereint Marokkaner und Deutsche

Laghbaba versucht immer, sich auf die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und seinem ersten Heimatland zu konzentrieren: „Es gibt einen Punkt, an dem kommen wir alle zusammen.“

Für Deutsche und Marokkaner sei das übrigens die Liebe zum Backen. „Marokkaner backen gerne, aber Deutsche backen lieber“, erklärt er und lacht. Esskultur verbinde: Sein deutsches Lieblingsessen seien Reibekuchen. Eine marokkanische Speise, die jeder seiner Meinung nach probieren sollte: Tajine. Das beschreibt Gerichte, bei denen Gemüse und Fleisch in einem besonders geformten marokkanischen Schmortopf zubereitet werden.

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Etwa einen Monat hat Ismail Laghbabas Flucht gedauert. Er sei hauptsächlich über Land geflohen, aber auch kurze Strecken mit dem Boot gefahren. Die gesamte Reise habe er gemeinsam mit einer irakischen Familie unternommen. „Es gab drei Kinder, ein Baby und Zwillinge“, erinnert er sich. „Ich habe mich während der Flucht um die Kinder gekümmert und für sie gemalt, weil die Situation für die Mutter sehr belastend war.“ Kontakt habe er nicht mehr zu der Familie. Aber seines Wissens sei diese Familie nicht in Deutschland geblieben, um ein neues Leben zu beginnen.