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Neues Buch vorgestelltBernhard Wißmann blickt tief in die Zülpicher Stadtgeschichte

Lesezeit 3 Minuten
Bernhard Wißmann und Hans-Gerd Dick sitzen nebeneinander an einem Tisch, vor ihnen Publikum.

Der Historiker Bernhard Wißmann (l.), hier mit Hans-Gerd Dick, stellte sein zweites Buch über Zülpichs Geschichte vor

Bernhard Wißmann widmet sich erneut der Zülpicher Vergangenheit. Sein Buch basiert auf einem Manuskript von 1602.

Mit „Heinrich Rosts Zülpicher Anthologie von 1602“ hat der Historiker Bernhard Wißmann aus Brühl sein zweites Buch über die Zülpicher Stadt- und Ratsgeschichte von der Karolingerzeit bis ins 16. Jahrhundert präsentiert. Übersetzung und Kommentierung des Manuskriptes „Spicilegium in Tolbiacum“ bieten Einblicke in das einstige Leben der Römerstadt, in ihre Geschichte und Verfassung bis in die frühe Neuzeit.

Der aus Euskirchen stammende Heinrich Rost war in Zülpich Hochgerichtsschöffe und Bürgermeister. Sein umfangreiches Wissen hielt er für die Nachwelt fest. Autor Bernhard Wißmann war während der Recherchearbeiten für seinen ersten Band „Neue Beiträge zur Geschichte Zülpichs“ auf Rosts Manuskript gestoßen und konnte viele Informationen verwerten.

Die Zülpicher Vizebürgermeisterin würdigte Wißmanns Forschungen

Jedoch gab es bislang nur eine mehr als 100 Jahre alte, lücken- und fehlerhafte Übersetzung. Die Corona-Pandemie samt Lockdown bot laut Wißmann die perfekte Gelegenheit, sich dem Schriftstück noch einmal zu nähern, es zu transkribieren und auszuwerten.

Den Ort der Buchvorstellung, die Bürgerbegegnungsstätte Martinskirche, habe man sich deshalb ausgesucht, so der Vorsitzende des Kreisgeschichtsvereins, Hans-Gerd Dick, weil Heinrich Rost ganz in der Nähe beerdigt liege. Zülpichs Vizebürgermeisterin Silvia Wallraff betonte, wie wertvoll die Arbeiten Wißmanns für die Stadt seien.

Das Manuskript enthält auch Informationen zu Euskirchen und Bad Münstereifel

Der ehemalige Schuldirektor Wißmann, der sich inzwischen voll und ganz seinen Forschungen widmet, gab einen kurzen Überblick über den Inhalt des „Spicilegium in Tolbiacum“. Er bezeichnete es als eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Zülpichs. Es umfasse detaillierte Beschreibungen zur Gründung und den Anfängen Zülpichs, zu kirchlicher Organisation, Verfasstheit und Siegel, zu Rechtssprechung, Märkten, Landstraßen, Abgaben, Steuern, Maßen und Münzen. Doch auch Abschweifungen in ganz andere Gebiete sind bei Rost zu finden, etwa Informationen über die benachbarten Städte Euskirchen, Düren und Bad Münstereifel.

„Weil das Manuskript keine geordnete zeitliche Abfolge der Geschichte wiedergibt, darf man es, genau genommen, nicht als Chronik bezeichnen“, so Wißmann. Er bezeichnete es als „Spicilegium“, zu Deutsch Ährenlese. Das entspreche in etwa dem griechischen Wort Anthologie (Blütenlese) und stelle mehr eine Sammlung von Zitaten, Textauszügen oder anderen wissenswerten Informationen dar.

Die mehr als 400 Jahre alte Grabplatte zerbrach beim Umzug

In seinem etwa einstündigen Vortrag gab Wißmann Detailwissen über die Lebensumstände Rosts bekannt und erläuterte den Vorgang seines Transkribierens. Das Manuskript sei überwiegend in Latein und einem „kölschen Mittelhochdeutsch“ verfasst, gespickt mit Wörtern und Redewendungen, die heute nicht mehr gebräuchlich seien. Das habe die Übersetzung einigermaßen erschwert. Auch diese werden in dem umfangreichen Buch erläutert.

Beim „Spicilegium“ habe es sich voraussichtlich um einen ersten Entwurf gehandelt, der noch auf eine saubere Abschrift gewartet habe, die Rost jedoch nie anfertigen konnte. Er starb am 12. Dezember 1602 und wurde in der Pfarrei St. Martin beigesetzt. Die Grabplatte, die vor etwa 25 Jahren im Zuge der Renovierungsarbeiten beim Umzug in mehrere Teile zerbrach, harrt nun im Zülpicher Bauhof ihrer Restauration.

Zum Abschluss gab Wißmann noch die Anekdote zum Besten, dass sich der Steinmetz offenbar vertan haben muss, denn auf der Grabplatte steht als Todesjahr 1603. Man wisse jedoch aus sicheren Quellen, dass Rost bereits 1602 starb – der Fehler aber sei nie korrigiert worden. Wallraff stellte in Aussicht, dass der Platte möglicherweise zeitnah „ein angemessener Raum gegeben wird“, man sie also gegebenenfalls restaurieren und ausstellen wolle. Schließlich sei Rost für die Erschließung der Zülpicher Stadtgeschichte eine wichtige Persönlichkeit.

Das Buch kann für 25 Euro über den Geschichtsverein des Kreises Euskirchen erworben werden. Außerdem gibt es bei Reinhardts Lesewald in Zülpich einige Exemplare zu kaufen.