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Schützenfest in SchwerfenDer Vogel fiel erst beim 148. Schuss

Lesezeit 4 Minuten

Ein väterlicher Klaps vom Präsidenten: Johannes Kursch (r.) gratulierte dem neuen Schützenkönig Dominik Reibold.

Zülpich-Schwerfen – Dominik Reibold* ist der neue Schützenkönig in Schwerfen. Mit dem 148. Schuss holte er beim ersten Schützenfest nach dreijähriger Pause den letzten verbliebenen Rest des Holzvogels von der Stange.

Es war um 18.44 Uhr am Montagabend, als sich am Ortsrand von Schwerfen neben dem Schützenhaus die Spannung in einem wilden Jubel löste: Mehr als 100 Zuschauende hatten über fast zwei Stunden zuvor das Königsschießen der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft verfolgt. Am Ende waren es noch acht Männer und mit Birgit Krause eine Frau gewesen, die den Titel unter sich ausmachen wollten. Von zunächst rund 50 Startenden hatten 41 vorher ihre Teilnahme zurückgezogen.

Neunte Runde

Die neunte Runde des Wettkampfs hatte begonnen. Jetzt trat Dominik Reibold an den Schießstand und ließ sich erneut das auf einer Schiene eingehängte Großkaliber von den beiden Schießmeistern Thomas Strick und Thomas Kursch einrichten.

Reibold setzte sich rücklings auf einen bereitstehenden Stuhl und nahm Maß. Über Kimme und Korn sah er in 13 Metern Entfernung und steile 11,40 Meter über ihm keinen Königsvogel mehr. Alle „Federn“ der zu Beginn eher an eine Sonne erinnernden Trophäe waren schon abgeschossen worden, auch der „Körper“ bis auf einen schmalen Holzstreifen an der Haltestange.

Glückwunschreigen

Das sei jetzt wohl so etwas wie „Streichholzschießen“, hatte es unter den Zuschauern vorher geheißen, doch Reibold behielt die Nerven. Sein Schuss, der 148. der Konkurrenz, saß, das Holzstück fiel zu Boden. Reibolds Schützenkameraden, die Zuschauenden und vor allem seine Ehefrau Steffi jubelten. Nichts hielt sie mehr, alle stürmten wie erlöst auf die neue Majestät zu. Ein langer Glückwunschreigen begann.

„Wir haben einen neuen König!“ Das ist für die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft in Schwerfen 2022 eben kein alle Jahre wieder ertönender Ausruf. Die alten Majestäten Georg und Sabine Harff aus Bleibuir hatten coronabedingt immerhin drei Jahre lang die Königswürde inne. Denn das Schützenfest war 2020 und 2021 bis auf einen – unter den geltenden Corona-Schutzauflagen erlaubten – Feldgottesdienst ausgefallen.

Drei Jahre Schützenkönig

Nun musste Georg Harff nach drei Jahren – „länger war nur der Schützenkönig von 1937 bis 1947 im Amt“ so Harff – die Kette weiterreichen. Als letzte Tat in alter Würde sozusagen durfte er beim Königsschießen den ersten Schuss abgeben.

Der Moment, in dem der Königsvogel fiel: Jubel bei den Zuschauern (l.) beim Schwerfener Schützenfest. 

Schon vor dem Königsschießen hatte es weitere Wettkämpfe gegeben. Längst ist es bei den Schützenvereinen im Kreis Euskirchen keine Selbstverständlichkeit mehr, dass auch Bambiniprinz, Schülerprinz und Jungschützenprinz ausgeschossen werden. Vielerorts ist dafür die Zahl der Aktiven in den Vereinen einfach zu klein geworden.

Mitgliederzahl wächst

Nicht so in Schwerfen. Hier haben die Sebastianer derzeit 120 Aktive, weitere 100 Inaktive, und die Zahl der Mitglieder wächst weiter. „Heute Morgen hat sich schon wieder ein halbes Dutzend Leute angemeldet“, freute sich Präsident Johannes Kursch am Rande der Wettkämpfe auf dem Schießplatz neben dem Vereinshaus.

Er war selbst 1978, 2003 und 2011 König geworden „und bei allen drei Schießen war die Zahl der Aktiven jeweils deutlich gestiegen gegenüber den vorherigen“, so Kurschs kleine Privatstatistik.

Beliebte Ausflüge

Warum die Schwerfener Mitgliederzahlen so gegen den Trend sogar wachsen? Kursch ist das nicht ganz klar. Man biete gerade den Kindern etwa gemeinsame Ausflüge an. Das gefalle auch den Eltern, die selbst im Verein sind, mutmaßte der Präsident. Und sonst liege es vielleicht an der „guten Schwerfener Luft“. Im Dorf gibt es jedenfalls derzeit einige Familien, die schon in der dritten Generation bei den Schützen dabei sind, in einem Fall sogar schon in der vierten.

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Alle zusammen feierten am vergangenen Wochenende so das erste reguläre Schützenfest seit drei Jahren. Mit Livemusik von „Ten Ahead“ am Samstagabend im ausverkauftem Festzelt, beim Festumzug inklusive Vorbeimarsch am Sonntag nach dem Festgottesdienst und beim Königsball am Abend mit der Band „Top Gun“.

Frühstück am Montag

Das von der Frauengemeinschaft Schwerfen zubereitete Frühstück im Schützenhaus eröffnete schließlich den Schützenfestmontag, an dem die Wettkämpfe und das abschließende Feuerwerk auf dem Programm standen.

In Schwerfen, so viel steht fest, kann das Königspaar Reinhold und Steffi auf einen großen Hofstaat setzen. Ein Jahr lang. 2023 soll der turnusmäßige Machtwechsel erfolgen. Eine coronabedingte Zwangspause, die wünscht sich auch in Schwerfen keiner mehr.

*Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich hatten wir einen falschen Namen des Schützenkönigs im Artikel stehen. Diesen haben wir mittlerweile korrigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.