Mit Erzählungen aus seinem Leben unterhielt der Autor und Arzt Dr. Manfred Lütz sein Publikum in Zülpich bestens.
Amüsant geplaudertManfred Lütz erzählte in Zülpich aus seinem Leben
Wäre es nicht so kühl geworden, hätte das Gartengespräch mit Manfred Lütz tatsächlich als „Schwade im Jade“ stattfinden können. Aber Petrus hatte die Besucher der überaus unterhaltsamen Veranstaltung mit Dr. Manfred Lütz, dem Arzt, Psychotherapeuten, Kabarettisten, Theologen und Autor zahlreicher Bücher, lieber aus der Kälte in die nach ihm benannte Kirche St. Peter in Zülpich gelotst.
Hier konnte sich Lütz, gerüstet mit Mikrofon und Beamer, ausgiebig über die Fragen von Marianne Komp auslassen und das breite Spektrum seines Lebens in herrlich amüsanten Geschichten ausbreiten. Kein dunkles Wölkchen konnte sein sonniges Gemüt trüben und kein Insekt für unwillkommene Unterbrechungen sorgen. Derart ungestört ließ er seine Zuhörerschar an seinem großen Schatz an Lebenserfahrung teilhaben.
Das sonst für eine Kirche unübliche Lachen konnten die rund 140 Zuhörer schier nicht zurückhalten. Lütz, der zunächst ein Grundstudium der Philosophie absolviert und mit Theologie und Medizin seine Kompetenzen erweitert hatte, war von 1989 bis 1997 Leitender Arzt in der Stotzheimer Klinik St. Martin für Suchterkrankte und zur selben Zeit Oberarzt der psychiatrischen Abteilung des Marien-Hospitals in Euskirchen.
„Die meisten Erfahrungen in Psychologie habe ich allerdings bei meinen Touristenführungen in Rom gesammelt“, sagt er lächelnd. „Fahren Sie mal nachmittags um 14 Uhr mit einem Bus voller Touristen, die noch kein Mittagessen hatten, durch Rom. Da lernen Sie die Menschen aber kennen.“ Während seiner Studienzeit in Rom, so berichtet er, habe er sich im Sommer Geld mit Touristenführungen verdient. Den wichtigsten Satz bei Reiseführungen hat er bis heute parat: „Das ist ein Ort, an den Touristen normalerweise nicht hinkommen.“
Der Psychotherapeut tritt manchmal als Kabarettist auf
Aus seinem medizinischen und therapeutischen Bereich hat er viele Beobachtungen abgeleitet, die Eingang in seine Bücher gefunden haben: „Auch wenn man gesund stirbt, ist man tot. Es gibt Menschen, die leben nicht richtig, die leben nur vorbeugend. Ich gehe lieber gut essen.“
Auch in seinen Buchtiteln finden Mischungen aus Lütz' Erfahrungen und Humor Niederschlag. Einer lautet: „Irre, wir behandeln die Falschen – unser Problem sind die Normalen“. Lütz tritt manchmal im Senftöpfchen in Köln als Kabarettist auf.
Manfred Lütz ist witzig, aber nie oberflächlich
Doch trotz der witzigen Art, über Themen zu sprechen, ist er nicht oberflächlich. In St. Peter spricht er offen darüber, dass er Christ ist. Ein Christ, der sich Sorgen darüber macht, was aus dem Glauben wird: „Wir Christen müssen das Christentum wieder in den Vordergrund stellen. Kirchendebatten sollten wir vermeiden. Stattdessen vielleicht beten.“
Ganz praktisch nennt er Sätze, die das Christentum von allen anderen Weltanschauungen und Religionen unterscheiden: „Liebet eure Feinde! Und: Tut Gutes denen, die euch Böses tun!“ „Das gibt es in keiner anderen Kultur“, ist er überzeugt. Das Theologiestudium findet er hingegen in mancher Hinsicht schwierig: „Der Sinn des Theologiestudiums ist es, einfache Dinge am Ende so auszudrücken, dass sie keiner mehr versteht.“ Sein Anliegen ist die Verständlichkeit.
Und Kunst ist für ihn ein Weg, sich den Geheimnissen des Glaubens auf besondere Weise zu nähern, wie er anhand der Pietà von Michelangelo verdeutlicht. In dieser Skulptur, die den toten Jesus im Schoß von Maria, seiner Mutter, darstellt, erkennt er im Gesichtsausdruck der Mutter ein Lächeln. Ein Lächeln des Glaubens. Sein neues Buch hat er auch mitgebracht: „Der Sinn des Lebens“. Kein bescheidener Titel, wie er selbst feststellt.
Aber so erleben die Zuhörer ihn in St. Peter. Er ist ein Überzeugter, der wenig an seinen Ansichten zu zweifeln scheint – und der auf ein erfolgreiches und buntes Leben zurückblicken kann. Am Ende des Abends sagt Moderatorin Marianne Komp das, was wohl die meisten an diesem Abend denken: „Kommen Sie doch bitte noch einmal zu uns.“