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Interview mit Marco Schönecker„Euskirchen fehlt ein Freibad“

Lesezeit 4 Minuten
Marco Schönecker und Jörn Schneider geben ein Konzert.

Sind wieder als Et Kapellchen unterwegs: Marco Schönecker (hinten) und Gitarrist Jörn Schneider.

Marco Schönecker, Sänger des Duos Et Kapellchen, spricht über seinen musikalischen Werdegang und seine Zeit als Fußballspieler unter Trainer Heinz Flohe in Euskirchen und Lommersum.

Berufsschullehrer in Köln, Fußballer in Euskirchen und Lommersum unter Heinz Flohe, Jugendtrainer von Markus Pröll, Frontmann einer Schlager-Party-Band und Sänger und Geschichtenerzähler bei Et Kapellchen: Auf Marco Schönecker trifft das alles zu. Wichtig dabei ist seine positive Einstellung.

Herr Schönecker, Sie stimmen am 23. Dezember wieder auf das Weihnachtsfest ein. Was erwartet die Zuschauer im Euskirchener Casino?

Marco Schönecker: Es gibt unser Kombipaket, bestehend aus Comedy, Live-Musik und 80er-Party. Ich nehme das Publikum mit auf eine Reise ins Euskirchen der 80er-Jahre: ins alte Schwimmbad, in die Innenstadt, also ins Euskirchen meiner Jugend.

Euskirchener Kneipen-Kultur

War Euskirchen damals besser?

In bestimmten Bereichen schon, es gab eine Kneipen- und Disco-Kultur. Und es gab ein Freibad für die Bürger. Das fehlt heute.

Sie machen schon länger Musik. Wie hat das angefangen?

Ich bin 1996 vom Besitzer der Diskothek „Schlaflos“ angesprochen worden. „Du bess doch joot drupp?“, fragte er. Er wollte eine Schlagerparty veranstalten. Ein paar Tage später sah ich dann den Hinweis auf die Party mit Marco S. & Band. Das war nicht abgesprochen. Ich habe dann zu Playbackmusik live gesungen. Hauptsache war, dass wir Spaß hatten. Wir sind später sogar in Köln im Gloria oder im Bürgerhaus Stollwerck aufgetreten.

Nach 20 Jahren ein Instrument

Wie kam es zum Kapellchen?

Mein Kollege Jörn Schneider war auf einer der Partys und hat mir eine gute Stimme bescheinigt. Jörn hat in einer Band gespielt und hatte die großen Konzerte satt. Wir haben uns 2016 zu zweit als Kneipenband zusammengetan. Ich war seit 20 Jahren in einer Band, jetzt brauchten wir zum ersten Mal ein Instrument. Mittlerweile haben wir ein dreistündiges Repertoire.

Sie covern, schreiben aber auch eigene Texte.

Mein erstes Lied war „Alles netto“ über die Halbwelt von Euskirchen. Es gibt aber auch noch „Jank zu Tinder“ und unser neuester Song „Middachs frei“, in dem ich den Lehrermangel thematisiere und mir überlegt habe, wie man neue Lehrer bekommt. Und mittags frei zu haben, ist das Hauptargument.

At widder ne Jong!
Marco Schöneckers Vater nach der Geburt seines vierten Sohnes

Ein wichtiger Bestandteil Ihrer Konzerte sind ja auch immer die Verzällcher.

Ich will, dass die Leute mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gehen.

Woher haben Sie ihren Humor?

Ich war schon immer eine rheinische Frohnatur. Als Schüler war ich der Klassenclown. Und ich musste mich gegen drei ältere Brüder durchsetzen. Ich bin in Köln-Mülheim, zu Hause im Schlafzimmer, geboren. Und als mein Papa mich zum ersten Mal gesehen hat, war er fassungslos: „At widder ne Jong!“

Heinz Flohe als Förderer

In Köln blieben Sie nicht lange. Wie ging es weiter?

Wir zogen erst nach Wißkirchen, da habe ich mit dem Fußball angefangen. Von dort ging es für mich zum TuS Zülpich, wo ich auch in die Kreisauswahl kam. Und dann wechselte ich nach Euskirchen. Mein Förderer beim ETSC war Heinz Flohe, denn der hat immer auf die Jugend gesetzt. Wenn einer einen Ball geradeaus schießen konnte und ehrgeizig war, dann wurde er von Flohe gefördert. Es ging für mich ja bis hoch in die Verbandsliga.

Flohe hat Sie später auch weggelockt. Wie kam’s dazu?

Flohe wurde 1992 Trainer in Lommersum und suchte Spieler. „Marco, kumm met zo mir“, sagte er mir. Als ich ihn auf Geld ansprach, antwortete er nur: „Do jidd et nix, do krisste ne Sack Ärpele.“

Fünf Jahre Freibier

Also wurde in Lommersum kein Geld bezahlt?

(lacht) Mein Vater hat fünf Jahre Freibier und eine Jahreskarte bekommen.

Sie wurden dann selbst Trainer und hatten prominente Spieler.

Ich war Trainer der B-Jugend von Lommersum, in der Markus Pröll, Björn Phau und Boris Notzon spielten. Ich habe sogar als Trainer mit Frank Schaefer vom 1. FC Köln die Verhandlungen wegen Markus Pröll geführt.

Da muss ich erst die Leiterin vom Seniorenheim fragen.
Marco Schönecker

Zuletzt tauchte Ihr Name noch mal in einem Spielbericht auf.

Ich kam vom Joggen mit Nino Flohe, da hatte mein Ex-Spieler Nobby Pütz, Co-Trainer von Frauenberg, angerufen. Ich sollte mich in der Bezirksliga auf die Bank setzen. „Da muss ich erst die Leiterin vom Seniorenheim fragen“, war meine Antwort. Ich habe dann tatsächlich in der zweiten Halbzeit gespielt, hatte drei Ballkontakte. Zwei davon waren Grätschen.


Marco Schönecker (51) lebt mit seiner Frau Britta, einer Grafikdesignerin und Künstlerin, und seiner Tochter in einem Zülpicher Außenort. Der Berufsschullehrer in Köln hat 2016 mit seinem Kollegen Jörn Schneider das Duo Et Kapellchen gegründet.

Karten für den Auftritt am Freitag, 23. Dezember, im Euskirchener Casino gibt es ausschließlich per E-Mail.