WesternstadtEs gibt ein Wiedersehen in „Lubbock Town“
Lommersum – Es herrscht gähnende Leere. Wo noch vor rund einem Jahr etwa 20 Holzhäuser, liebevoll detailliert nachgebaut, an eine Westernstadt aus dem Amerika des 19. Jahrhunderts erinnerten, herrscht eine Stimmung wie in so vielen Western: Der einsame Cowboy reitet in das Städtchen, das wie ausgestorben wirkt. Die Westernstadt „Lubbock Town“ nahe Lommersum gibt es nicht mehr. Nur die von weiten her klingende Mundharmonika und die knarrenden Türen muss man sich denken.
Der Abrissbagger hat ganze Arbeit geleistet. Nur vier Häuser sind ihm entkommen. Und doch soll diese Stadt eine Zukunft haben. Die Mitglieder des Vereins „Lubbock Town“ wollen dem Areal wieder Leben einhauchen. Erste Fortschritte sind bereits zu sehen.
Den Saloon, der einstige Mittelpunkt des nachgebauten Pionierstädtchens Lubbock, haben sie schon fast wieder komplett aufgebaut. Am 3. Mai soll er wieder in alter Pracht öffnen. Dann will der Verein mit der Wiedereröffnung das erste Fest in „Lubbock Town“ feiern. Nachdem der Pachtvertrag der Western- und Indianerfreunde Köln für das Areal der Westernstadt ausgelaufen war, hatten sie den größten Teil der Stadt abgerissen. Nur die Häuser der Familie Milz blieben (fast) vom Abriss verschont, weil diese ihre Eigentumsverhältnisse an den Bauten dokumentieren konnten.
Marlene und Hermann Milz, die das Westernstädtchen vor über 40 Jahren aufgebaut haben, sind entsetzt, dass kaum noch etwas von dem steht, in das sie jahrelang viel Kraft und Arbeit investiert haben. „Aber wir werden die Stadt wieder aufbauen. Es wird zwar einige Zeit dauern, aber wir bauen die Häuser wieder auf – für die nächsten 40 Jahre“, sagt Walter Milz, Vorsitzender des Vereins „Lubbock Town“, entschlossen. Der Sohn von Marlene und Hermann Milz ist praktisch in der Westernstadt groß geworden, hat deren Aufbau und Wachsen miterlebt.
Er übernahm auch vom Vater den Vorsitz der Western- und Indianerfreunde Köln, die 1957 von Hermann Milz gegründet worden waren. 2010 trat Walter Milz krankheitsbedingt zurück, wurde ein Jahr später sogar aus dem Verein ausgeschlossen.
Dem Hobby frönen können
„Meinen Eltern blieb dies als Ehrenmitglieder des Vereins erspart“, so Milz. Der neue Verein, der jetzt die Westernstadt wieder aufbaut, hat aktuell 22 Mitglieder. Walter Milz: „Es sind viele darunter, die vom alten Verein ebenfalls ausgeschlossen wurden oder von selbst von weggegangen sind.“ Sie setzen jetzt alles daran, „Lubbock Town“ wieder aufzubauen und hier wieder einen Ort entstehen zu lassen, in dem sich Freunde des „Wilden Westens“ treffen und ihrem Hobby frönen können.
Weil die 17 Häuser plus Kirche ganz abgerissen wurden, müssen zunächst Baugenehmigungen für die Errichtung neuer Häuser eingeholt werden. Milz: „Wir werden wohl auch nicht wieder 17 neue Häuser bauen. Aber mehr als zehn sollen es schon werden.“
Auch die zerstörten Wasser- und Elektroleitungen werden komplett neu verlegt. „Das ist am Ende preiswerter, als die alten zu flicken“, so Walter Milz. Im Februar haben die Vereinsmitglieder, nach einer Bestandsaufnahme mit den Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau des Saloons begonnen.
Und hier wurde schon eine Menge geschafft, nachdem der Abrissbagger auch diesem Gebäude heftig zu Leibe gerückt war.
„Wir habe die Fenster erneuert, die Holzdecke ab- und wieder anmontiert, um die Stromleitungen verlegen zu können. Der Ofen wurde erneuert und die Bodendielen mussten, wie auch Teile der Wände, erneuert werden“, berichtet Walter Milz. Auch die Platten der runden Saloon-Tische werden selbst geschreinert und auf alte Tische aus einem Kindergarten befestigt.
Das Mobiliar für Bar und Küche wurde im Internet gefunden. Freunde und Bekannte der Vereinsmitglieder helfen, wo sie nur können.
Und auch der Arbeitseinsatz lässt keinen Zweifel aufkommen: Am Samstag, 3. Mai, wird um 16 Uhr die Wiedereröffnung des Saloons von „Lubbock Town“ mit Live-Musik kräftig gefeiert.