Anwohner von Weilerswist Süd äußern Bedenken zur möglichen Anbindung des Neubaugebiets an die Osttangente. Sie fürchten Lärm und mehr Verkehr.
Lärm und RasereiBewohner sehen Anbindung von Weilerswist Süd an Osttangente mit Sorgen
Die Weilerswister mögen sich in vielem uneins sein. Doch wenigstens darin, dass ein Ausbau der Ost- und Südtangente unabdingbar und längst überfällig ist, schienen sie seit einer Weile übereinzustimmen. Doch in der Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung und Wirtschaftsförderug (GeWi) am Donnerstag fanden sich etwa 30 Anwohner aus Weilerswist Süd ein, um in einer von der UWV beantragten Sitzungsunterbrechung neue Bedenken zu äußern.
Abstimmungen über Flächennutzung werden zur Grundsatzdiskussion
Eigentlich sollte in der Ausschusssitzung nur über eine Änderung des Flächennutzungsplans entschieden werden, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Bau der Osttangente zu schaffen. Es gehe also noch nicht um Detail-Fragen, klärte Myriam Kemp (Grüne) die besorgten Anwohner auf. Doch waren es genau diese Detail-Fragen, die die Anwesenden umtrieben.
Zur Einordnung: Ursprünglich sollte die Osttangente den Verkehr um die Ortskerne von Weilerswist und Großvernich herumführen. Den Anfang dieser Straße gibt es bereits. Vom Autobahnkreisel führt sie südlich am DM-Firmenzentrum vorbei und endet abrupt. Weil die bestehenden Nord-Süd-Verbindungen nicht ausgelastet sind, beschlossen Land und Kreis, den Straßenneubau zu stoppen. Die Gemeinde Weilerswist entschloss sich dazu, selbst eine verkürzte Version der Osttangente über die Felder bis zur Müggenhausener Straße zu bauen, doch das Geld fehlte.
Über die Planungen sind Müggenhausener erfreut, Südler besorgt
Nun sollte die Planung weiter angeschoben werden. Die neue Trassenführung soll einen zweiten Zugang nach Weilerswist Süd schaffen und auch ein zusätzliches Baugebiet südlich von Großvernich bis zum Friedhof er- und an die Osttangente anschließen. Deswegen meldeten sich in der Ausschusssitzung auch vornehmlich die Anwohner zu Wort, die heute in der Nähe des geplanten zweiten Zugangs in der Parkallee leben.
Eine Anwohnerin der Parkallee etwa fürchtet, dass ein spürbar großer Teil der Verkehrsteilnehmer künftig eben durch die Parkallee abkürzt, statt die Osttangente zu nehmen. Ein anderer Nachbar bedauerte öffentlich, beim Kauf des Hauses nicht darüber informiert worden zu sein, dass seine Straße künftig an die viel befahrene Osttangente angeschlossen werden würde. So gehe es vielen, sagte er. Wie künftig die Verkehrssicherheit gewährleistet werden könne, fragte ein weiterer Anwohner der Parkallee. Schließlich fahre man dort ungebremst von einer Schnellstraße ein.
Die Parkallee könnte zur „Einflugschneise“ werden
Deswegen nannte ein weiterer Anwohner die Straße „eine Einflugschneise“. „Wie können Sie die Sicherheit der Kinder in den Spielstraßen gewährleisten?“, wandte er sich an die Politiker. Es brauche ein bremsendes Verkehrshindernis wie etwa einen Kreisverkehr, damit die Straße nicht als „Landebahn“ genutzt werden könne. Schließlich lebten dort viele Kinder, die jünger seien als drei Jahre.
Was generell mit Lärmschutzwänden sei, wollte ein weiterer Anwohner wissen. Und: „Kann überhaupt gewährleistet werden, dass die ganzen Staus sich nicht einfach nur verlagern? Führt das Ganze wirklich zu einer Entzerrung?“
Ja, das Neubaugebiet habe eine Anbindung an die Osttangente, antwortete Martin Reichwaldt, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, auf die Fragen der Bürger. Aber bis dato sei das eben nur eine Darstellung im Regionalplan – nicht mehr, nicht weniger. Über das meiste könne auch nachher noch in der Straßenbauplanung verhandelt werden. Die Planungsunterlagen würden öffentlich ausgelegt, sodass alle Anwesenden sich einbringen könnten, noch bevor irgendetwas fest geplant werde.
Politiker: Die Bedenken der Bürger müssen gehört werden
Die Entlastung der Ortsdurchfahrten in Metternich, Müggenhausen, Schwarzmaar, Ottenheim, Derkum, Hausweiler und Großvernich sei unabdingbar, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dino Steuer. Und das gelte auch für eine zweite Zufahrt in Weilerswist Süd. Das sage er als Anwohner, der selbst täglich den Rückstau am Kreisverkehr erlebe. Aber natürlich müsse der reine Durchgangsverkehr, der durch eine zweite Zufahrt entstehen könne, verhindert werden.
„Die Politik ist gehalten, im Interesse des Allgemeinwohls zu entscheiden. Die Ost- und Südtangente wird laut unserer Auffassung für eine Entlastung von vielen Bürgerinnen und Bürgern im Gemeindegebiet beitragen.“ Für die CDU, so Steuer weiter, sei allerdings auch klar, dass die Planung der Ost- und Südtangente nur zusammen, nicht einzeln gedacht werden könne, deswegen forderte Steuer, die Änderung des Flächennutzungsplans der Osttangente so lange zurückzuhalten, bis die Südtangente (deren Ausbauplanung in der Sitzung vom Ingenieurbüro Fischer Teamplan präsentiert wurde) kommt.
Trotzdem müssten die Bürger und ihre Bedenken gehört werden, da waren sich Matthias Müller von der UWV, die die Menschen eingeladen hatte, Hans-Peter Nußbaum (FDP), Dino Steuer und Myriam Kemp einig. Deswegen erweiterte die UWV den Antrag der CDU: Bis September müsse eine Bürgerveranstaltung zu den Planungen der Ost- und Südtangente durchgeführt werden, in der das gesamte Unterfangen transparent erklärt werde. Erst dann sei eine gemeinsame Beschlussfassung für Ost- und Südtangente zu fassen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.