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WeihnachtsfeierWeilerswister Jugendparlament macht Geflüchteten eine Freude

Lesezeit 4 Minuten
Ein Junge schmückt einen Weihnachtsbaum.

Um den Kindern in der Unterkunft ein schönes Fest zu bereiten, schmückt Magnus von Elstermann den Weihnachtsbaum.

Die 26 Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments in Weilerswist haben in der Geflüchtetenunterkunft eine Weihnachtsfeier mit vielen Aktionen für die Kinder organisiert.

Weihnachten ist ein Fest, an dem man an alle denkt. Dabei ist es egal, welche Sprache sie sprechen, wo sie herkommen oder welcher Religion sie angehören. Das findet jedenfalls Magnus von Elstermann, Pressesprecher des Kinder- und Jugendparlaments Weilerswist.

Deswegen haben die 26 Mitglieder des Parlaments dieses Jahr eine Weihnachtsfeier in der Geflüchtetenunterkunft an der Martin-Luther Straße in Weilerswist organisiert.

Für die Party ist der schlichte weiße Aufenthaltsraum ganz bunt geworden. Es gibt selbst gebackene Kekse, Trinktütchen und Schokoladennikoläuse. An den Bastelstationen können die Kinder Schneemänner aus weißen Socken und Reis herstellen – oder Tannenbäume aus Holzspachteln, Leim und grüner Glitzerfarbe.

Projekte der Weilerswister Jugendlichen zu Weihnachten

Zu Weihnachten hätten die Mitglieder des Parlaments schon immer gemeinnützige Projekte verwirklicht, sagt von Elstermann. So habe es in den vergangenen Jahren zum Beispiel schon Weihnachtspakete gegeben, die der Tafel gespendet wurden – aber Weihnachten in der Geflüchtetenunterkunft, das gab es bisher nicht.

„Wir haben geflüchtete Ukrainer in der Klasse“, sagt Parlamentsmitglied Lars Kappe. „Und denen wollten wir eine Freude bereiten“, ergänzt Luca Jost, der stellvertretende Vorsitzende. So seien die Mitglieder des Parlaments auf die Idee gekommen, eine Weihnachtsfeier zu organisieren, sagt von Elstermann.

Selbstgebackene Kekse liegen auf Tellern.

Für die Party hat das Kinder- und Jugendparlament Kekse gebacken.

Die jungen Politiker können nur erahnen, was es bedeutet, aus seinem Land zu flüchten und alles, was man hatte und kannte, hinter sich zu lassen. Luca Jost weiß nur, wie er gern behandelt würde, müsste er von heute auf morgen fliehen. Er würde sich wünschen, freundlich aufgenommen und gut behandelt zu werden, erzählt er. Er würde sich wünschen, dass die Menschen vor Ort sich bemühen, ihm zu helfen, wo es möglich ist. Er würde sich wünschen, in eine Gemeinschaft aufgenommen zu werden.

Ein Gefühl des Willkommenseins vermitteln

Und darum gehe es, sagt von Elstermann: „Wir wollen den Geflüchteten das Gefühl geben, dass sie hier willkommen sind.“

„Die geflüchteten Kinder hatten total Lust auf diese Feier“, erzählt Luca Jost. Dabei hätten sie nicht nur Lust auf das Fest gehabt, sondern wollten auch in der Vorbereitung helfen. „Sie wollten sich einfach beteiligen – zum Beispiel dabei, den Raum herzurichten.“

An den einzelnen Bastelstationen zeigt sich, wie groß die Lust der Kinder ist, sich anzuschließen und mitzumachen. Ein Highlight der Party ist das Schneemannbasteln mit Parlamentsmitglied Lea Hoffmann und dem Parlamentsvorsitzenden Simon Krämer. Weiße Socken werden aufgeschnitten, mit Reis befüllt und in der Mitte zugeknotet. So entstehen zwei weiße Kugeln, die mit Knöpfen, Mützen und Schals zum Schneemann werden.

Irgendwie funktioniert die Kommunikation immer

Während Lea Hoffmann versucht, einen Knoten in die Schneemann-Socke zu machen, stellt sich ein Junge neben sie. „Russki?“, fragt er. Er hält eine Socke in den Händen.

„Manchmal finde ich es schwierig, mich zu verständigen“, sagt Hoffmann. Aber meistens funktioniere es doch irgendwie. Mit Händen und Füßen. Simon Krämer kommt Hoffmann zur Hilfe. Er hat eine große Schere dabei und schneidet die weiße Socke des Jungen an der richtigen Stelle auf.

Kommunikation klappe am Ende doch immer, erzählt Krämer. „Vor allem, wenn die Kinder schon die wichtigsten Worte können“, ergänzt Hoffmann. Die wichtigsten Worte sind ihr zufolge: „Ja, Nein, Ok und Verstanden.“

Die meisten Gäste der Feier kommen aus der Ukraine

Von Elstermann erzählt, dass es auch ungemein helfe, wenn jemand dabei sei, der Russisch spreche. Das könnten nämlich die meisten Ukrainer. In der Schule sei das häufig der Fall und einen jungen Übersetzer hätten sie auch im Parlament.

Kinder sitzen an einem Tisch und basteln.

Aus Holzspachteln basteln die Kinder Tannenbäume.

Die meisten Kinder auf der Weihnachtsfeier des Kinder- und Jugendparlaments sind aus der Ukraine geflüchtet. Die meisten sind Christen. Doch längst nicht alle, weiß von Elstermann. Einige Kinder hätten die üblichen deutschen Weihnachtsbräuche noch nicht gekannt. Und auch in der Ukraine sehe Weihnachten oft anders aus, wirft Parlamentsmitglied Lars Kappe ein. In der Ukraine feierten orthodoxe Christen das Weihnachtsfest zum Beispiel erst am 6. Januar.

Doch um das streng religiöse Fest gehe es sowieso nicht, erklärt von Elstermann. Sondern einfach nur darum, den anderen Kindern eine Freude zu bereiten. Ein Fest zu organisieren, bei dem alle mitmachen dürfen und niemand vor der Tür bleiben müsse. „Und wie man sieht, freuen sich die Kinder. Auch die, die das Weihnachtsfest so, wie wir es feiern, bisher nicht kannten“, sagt von Elstermann.

Weihnachtsbaum in den Farben der Ukraine

Am Tannenbaum hängen ein paar glitzernde Bäume aus Holzspachteln. Viele sind grün angemalt. Auf einigen steht in glitzernder Schrift „Christmas“, andere sind blau und gelb – in den Farben der ukrainischen Flagge.

Wie man einen Weihnachtsbaum basteln sollte, erklärt das 15-jährige Parlamentsmitglied Eleni Almpanis den Kindern am Tisch nicht. Oder wie ein Weihnachtsbaum aussehen sollte. Almpanis sitzt nur mit den Kindern am Basteltisch, bastelt ihren eigenen Baum und hilft den Kindern hin und wieder, wenn sie nicht weiterkommen. Dann schieben sie Almpanis ihre Holzstäbchen wortlos unter die Finger und Almpanis klebt sie zusammen.

Über das Ziel, das das Kinder- und Jugendparlament mit der Weihnachtsfeier verfolge, sagt Lars Kappe: „Wir machen einfach etwas mit anderen Kindern und haben Spaß dabei. Darum geht es.“