An einer Vision für eine grünere Gemeinde möchten die Mitglieder des Vereins Weilerswist Zero arbeiten. Künstliche Intelligenz soll helfen.
ChatGPTMithilfe von KI will der Verein „Weilerswist Zero“ die Gemeinde grüner gestalten
„Liebes ChatGPT, bitte mach Weilerswist grüner.“ Als Michael Detscher aus Weilerswist sich mit seiner Idee zum ersten Mal an die künstliche Intelligenz gewendet hatte, ließ das Ergebnis zu wünschen übrig: „Es sah mehr aus wie eine Szene aus einem Comicheft, als ein Bild von Weilerswist.“ Die Idee, die hinter seiner Anfrage an das Programm stand, war die Erstellung einer sogenannten Realutopie für die Gemeinde.
Realutopien seien Entwürfe von Städten, wie sie in Zukunft aussehen könnten, erklärt Barbara Lehmann-Detscher. Wer den Begriff im Internet in eine Suchmaschine eintippt, findet Bilder, die aus einer Science-Fiction-Serie stammen könnten. Die Stadt Köln sieht aus, als liege sie an der Riviera, die Gebäude rund um den Dom sind genauso begrünt wie die Hohenzollernbrücke, ein grüner Papagei flattert durchs Bild, durch den Rhein fließt türkises Wasser.
Realutopien sind Entwürfe von Städten, wie sie aussehen könnten
„So etwas könnten wir uns auch für Weilerswist vorstellen“, sagt Lehmann-Detscher, aber den passenden Prompt (also den richtigen Befehl für die künstliche Intelligenz) zu finden, sei eben nicht so leicht. Mit den Befehlen „mehr Bepflanzung“, „weniger Autos“ und „weniger Versiegelung“ haben die Eheleute Detscher es schon versucht.
Barbara Lehmann-Detscher und Michael Detscher sind Mitglieder des neu gegründeten Vereins „Weilerswist Zero“, einer Initiative, die sich der Idee verschrieben hat, die Gemeinde als lebenswerten Ort zu erhalten. Die Bilder, die sie mithilfe künstlicher Intelligenz erstellen wollen, sind für sie nur der Startpunkt einer Entwicklung.
„Es geht nicht nur um die Fotos. Sie sind für uns nur ein Werkzeug, um unsere Vision zu teilen“, sagt Detscher. Was der Verein entwickeln wolle, sei nicht bloß ein technisch einwandfreies KI-Bild. „Wir wollen Sehnsüchte wecken und den Wunsch, etwas zu verändern.“ Das Bild sei nur Stein des Anstoßes.
Dabei gebe es genug Gründe, etwas verändern zu wollen, findet Lehmann-Detscher. Einer sei die extreme Dürre in den Jahren 2018 und 2019. Ein anderer die Flutkatastrophe 2021. „Dass der Klimawandel eines der größten Probleme ist, wissen wir seit den Achtzigerjahren“, sagt Lehmann-Detscher, die sich schon genauso lange für den Klimaschutz einsetzt. „Leider vergessen wir das manchmal. Und dann muss es erst extrem trocken oder extrem nass werden, damit wir uns daran erinnern.“
Deswegen sei das erklärte und übergeordnete Ziel des neu gegründeten Vereins Klimaneutralität. Dafür stehe das „Zero“ in ihrem Namen. Zero bedeutet null. „Also null Emissionen“, sagt Detscher. Und dieses Ziel erreiche man weder nur im Kleinen noch allein im Großen, findet sie. Und weil man im Großen oft so wenig handlungsfähig sei, hatten die zehn Mitglieder des jungen Vereins die Idee, sich in Weilerswist selbst zu engagieren.
Weilerswist Zero plant Workshops und Bürgerinitiativen
Konkret plant der Verein, Veranstaltungen anzubieten in Form von Workshops und Bürgerinitiativen, um Ideen zu sammeln. Das kommunale Klimaschutzkonzept, das gerade entwickelt wird, wollen die Mitglieder im Auge behalten, und dazu beitragen, es „mit Leben zu füllen“.
Wenn man Barbara Lehmann-Detscher und Michael Detscher nach ihren Ideen fragt, dann sprudelt es nur so aus ihnen heraus. „Flächen, die ohnehin schon versiegelt sind, könnte man für Solarenergie nutzen“, sagt Lehmann-Detscher. Oder man könnte mehr Häuser begrünen oder mehr Bäume pflanzen. Zum Beispiel entlang der Erft. „Stellen Sie sich das mal vor, man könnte im Schatten nach Müggenhausen spazieren.“ Und zeitgleich wäre etwas getan für Biodiversität und den Wasserhaushalt.
Natürlich gehe das alles nicht über Nacht. Und auch wenn die Vereinsmitglieder vorhätten, eng mit Politik und dem Klimamanager der Gemeinde zusammenzuarbeiten, wissen sie, dass sie auch hier und da an politische Grenzen stoßen werden. „Die Hebel, um wirklich nachhaltig etwas zu verändern, liegen ganz sicher nicht im Rathaus von Weilerswist“, sagt Lehmann-Detscher. Und selbst auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene werde es Grenzen geben, dessen seien sich alle Mitglieder bewusst.
Trotzdem sei es wichtig, zu schauen, was gestaltet werden kann. Deswegen wolle der Verein im Herbst erst einmal Menschen einladen, zum Reden, Diskutieren und Träumen. Denn die Vision komme zuerst. Und vielleicht, so hofft das Ehepaar, ist unter den Interessierten ja auch jemand, der es schafft, ChatGPT dazu zu bringen, eine ansehnliche Realutopie für die Gemeinde zu entwerfen.
Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachen
Aktuell sucht der Verein Weilerswist Zero weitere Interessierte, die Gesprächsangebote mitgestalten wollen und sich als Bürgerinnen und Bürger für die Gemeinde engagieren möchten.
Jedes Talent sei willkommen, sagt Barbara Lehmann-Detscher. Um eine gemeinsame Vision für ein grüneres Weilerswist umzusetzen, seien schließlich viele Ideen und Fähigkeiten vonnöten. Kontakt aufnehmen könne man über die Website, oder per E-Mail.