AboAbonnieren

LiteraturprojektWeilerswister schreibt Buch über Dieter Meyer und seine Eselin

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Von Hand aufgezogen hat Dieter Meyer seine Verona. 

Weilerswist/Kreuzau – Wenn Verona Dieter Meyers Stimme hört, spitzt sie ihre langen weißen Ohren und tapst zum Zaun. Ihren „Papa“ erkennt sie sofort. Verona ist ein Esel und Dieter Meyer ihr menschlicher Ziehvater.

Seit 21 Jahren lebt das ungewöhnliche Gespann zusammen, die ersten anderthalb Jahre sogar in derselben Wohnung. Und auch seitdem wollte Verona nie weit weg. Meyers übrige Eselherde auf der Weide war ihr nie geheuer. „Verona will von den anderen Eseln nichts wissen“, sagt Meyer und lacht. Deshalb lebt die weiße Eselstute in einem Stall auf dem Parkplatz hinter Meyers Imbiss „Wurstkönig“, nur wenige Treppenstufen von ihrem „Papa“ entfernt.

Die Geschichte von Verona und Dieter Meyer ist einzigartig. Und genau deshalb will Meyer sie zu Papier bringen. Hilfe bekommt er dabei von dem Weilerswister Adi Kuhlmann, der selbst Eselfreund ist und auch schon ein Buch mit Texten und Gedichten rund um Esel verfasst hat.

Mehr als 50 Esel zu Höchstzeiten

Die beiden kennen sich erst seit kurzer Zeit. Kuhlmann und seine Frau suchten nach dem Tod ihrer zwei geliebten Esel neue Tiere und gerieten über Bekannte an Meyer. Der hatte in den vergangenen 30 Jahren viele Esel. „Die Standardmenge waren immer 35.“ Zu Höchstzeiten seien es sogar mehr als 50 gewesen, berichtet Meyer. „Das war einfach Liebe zu Eseln. Weil – so ein Esel ist was Besonderes.“ Doch in den vergangenen Jahren hat er sich schweren Herzens von den meisten Eseln getrennt. Mit seinen 80 Jahren sei er nicht mehr der Jüngste. „Wenn mir was passieren würde, hätte meine Tochter einen Bauernhof, der nichts bringt.“ Denn Geld verdiene man mit einer Eselherde nicht.

Deshalb hat Meyer viele seiner Esel verkauft. Obwohl es ihm in der Seele wehtue. „Die sind alle bei mir geboren. Es fühlt sich an, als wären das alle meine Kinder.“ Interessierte Käufer schaut sich Meyer deshalb ganz genau an. „Ich gehe nach dem Gesicht“, sagt er. Bei den Kuhlmanns stimmte das Gefühl.

Neuer Inhalt

„Ein Leben ohne Esel ist möglich, aber sinnlos“ – das Motto von Dieter Meyer (r.) und Adi Kuhlmann hat sich Letzterer aufs T-Shirt gedruckt.

Ein Buch für einen schönen Esel

In dem gemeinsamen Buch soll es nun um Verona gehen. Mit ihr zusammen ist Meyer durch NRW und Rheinland Pfalz gereist, war auf der Domplatte, bei der Wuppertaler Schwebebahn, Karnevalszügen und in den Weinbergen. Anfangs habe er mit Verona noch kleine Kunststückchen gezeigt, aber irgendwann habe er sich gedacht: „Das ist doch kein Zirkusesel.“ Statt akrobatische Nummern zu zeigen, führte er Verona von da an mit zahlreichen Blumen dekoriert zu den Festivitäten. „Ich wollte einen schönen Esel haben. Und ein schönes Bild.“

Eine besondere Bindung haben die beiden auf ihren Reisen zu dem kleinen Ort Dernau an der Ahr aufgebaut. Denn: Das Wappentier von Dernau ist ein Esel. Und als Meyer und Verona das erste Mal in Dernau waren wurden sie gleich herzlich in Empfang genommen. Viele Jahre später stellte Meyer seiner Verona in Dernau sogar ein Denkmal aus weißem Marmor. Leider wurde dieses bei der Flut 2021 zerstört, doch Meyer hat schnell noch einen Marmoresel aus China kommen zu lassen. Inzwischen steht er wieder an seinem Platz in Dernau.

"Verona immer dabei"

Die Dernauer sollen auch Exemplare von seinem Buch bekommen. Meyer will ihnen damit ein Stück weit etwas zurückgeben. „Der ganze Ort ist mir gut.“ Wann das Buch erscheinen wird, wo es gedruckt wird, wie viele Exemplare es geben wird und wo es ausgelegt oder verkauft wird – all das ist noch nicht geklärt. Nur eines sei klar, sagen Kuhlmann und Meyer: Beide wollen damit kein Geld verdienen. Und eine zweite Sache steht schon fest. Der Titel. „Verona immer dabei“ soll das Buch heißen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Heute hat Meyer neben Verona noch sechs weitere Esel. Auch diese würde er bei einem passenden Käufer schweren Herzens abgeben. Verona aber, werde er niemals verkaufen. „Die nimmt er mit ins Grab“, sagt Kuhlmann und lacht.