Kulturabend auf Hof VelbrückExperte erklärte in Müggenhausen die Eigenarten Schottlands

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Michael Klevenhaus sitzt gestikulierend auf einem Stuhl, neben ihm musiziert Thomas Zöller auf einer Concertina.

Michael Klevenhaus (vorne) erklärte im Kulturhof Velbrück in Metternich spannend gälische Sprache, Kultur und Geschichte. Begleitet wurde er von Thomas Zöller.

Michael Klevenhaus und Thomas Zöller gastierten mit gälischer Musik in Weilerswist-Müggenhausen. Ihr Instrumente sind ungewöhnlich.

Wer hätte gewusst, dass man Gälisch studieren kann? Der erste Deutsche, der seinen Master in dieser alten, keltischen Sprache gemacht hat, war Michael Klevenhaus. Er gilt selbst im Mutterland Schottland heute als Experte für Gälische Sprachen (es gibt vier davon) und Kultur. Im Kulturhof Velbrück in Metternich gab der Schauspieler, Sänger und Gastronom nicht nur einen musikalischen Einblick in die raue Welt der Gälen, sondern erzählte auch spannend von den politischen und kulturellen Eigenheiten Schottlands.

Die musikalische Begleitung lieferte mit Thomas Zöller ein Dudelsackspezialist aus dem Taunus. In den verschiedensten Gruppen und Formationen, bei Gothic- und Folk-Festivals und als Dozent für Dudelsackmusik an der 2005 von ihm gegründeten Dudelsack-Akademie ist er aktiv. „Es gibt im europäischen Raum etwa 150 verschiedene Pipes“, erklärt er den faszinierten Zuhörern. Pipe wird der Dudelsack auf Englisch genannt.

In Weilerswist erklangen Dudelsack, Concertina und Shruti-Box

Anders als die sehr schwungvolle und rhythmische irische Folk-Musik präsentierten die beiden Künstler eine ruhige, sphärische und mystische Klangmischung. Teilweise bestanden die Lieder und Balladen nur aus der gesungenen Melodie, ohne Begleitung. Manche Zuhörer sahen sich an gregorianische Gesänge erinnert. Bei anderen Stücken kamen Dudelsack, Concertina (ein kleines Handgerät, das in der Funktion einem Akkordeon ähnelt) und Shruti-Box zum Einsatz.

Zur Shruti-Box erklärt Klevenhaus: „Als die Engländer nach Indien kamen, brachten sie das Harmonium mit. Die Inder waren fasziniert vom Klang. Ein Harmonium ist aber unpraktisch, weil es zu groß ist zum Mitnehmen. Und so entwickelten sie ein kleines Blasebalg-Instrument in der Größe eines Aktenkoffers. Das wiederum fand Gefallen bei den Kolonialherren und seinen Weg bis nach Schottland.“

Klevenhaus erzählte mit sanfter Stimme teils grausame Geschichten

Um die eingängigen Melodien Schottlands der Nachwelt zur Verfügung zu stellen, beauftragte man Ludwig van Beethoven, einige zu orchestrieren. Es entstanden seine 25 „Scottish Songs“. Klevenhaus singt die Lieder jedoch in ihrer Ursprungsform, ohne gesangliche Überzeichnung, ohne großen Rahmen. Einfach, warm und sanft erzählt seine Stimme aus Märchen, Sagen und teils grausamen Geschichten.

Jedes Lied erhält durch die Erklärung des Hintergrunds einen eigenen Zauber. Erschütternd beschreibt Klevenhaus etwa die Entstehung der Landlords. Um Geld zu machen, sattelten sie um auf Schafzucht, für die man viel Land benötigte. Um daran zu kommen, lockten sie unter einem Vorwand die Männer einer Region an den Strand und versklavten sie nach Amerika. Die Frauen, die sie suchten, wurden ebenfalls verschifft.

Zurück blieben leere Häuschen, Kinder, Land. Und im Kulturhof ein Publikum, das die spannende Zeitreise genoss, zu der Klevenhaus und Zöller sie mitnahmen.

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