Warten auf SpendenEuskirchener Hilfsverein in Bredouille nach WDR-Charity-Sendung
Euskirchen/Bad Münstereifel – Michael Schlögel ist sauer. „Ich werde sogar im Restaurant darauf angesprochen, was eigentlich mit den Spendengeldern ist“, berichtet der Vorsitzende des Euskirchener Vereins „Stark für Kinder“: „Ich kann immer nur sagen, dass wir bisher keinen Cent erhalten haben.“ Er sei es satt, sich zu rechtfertigen für eine Fernsehsendung, zu der er eigentlich nie hin wollte, so Schlögel.
Was ist passiert? Am 26. November 2021 strahlte der WDR die Sendung „Der Westen hält zusammen – Wir helfen Kindern nach der Flut“ aus und sammelte mit Unterstützung von Prominenten Spendengelder. Einer der Vereine, die gefördert werden sollte, war der Verein „Stark für Kinder“. Doch laut Schlögel hat der Verein, der sich seit fünf Jahren für Kinder einsetzt, keine Gelder erhalten, die an diesem Abend gespendet worden sind. „Ich kenne keinen, der bisher irgendwelche Gelder erhalten hat“, so der Euskirchener.
Für die Verteilung der Spendengelder ist nicht der WDR zuständig, sondern nach eigenem Bekunden die Hilfsorganisation „Aktion Deutschland Hilft“, die mit im Boot saß.
Angebot abgelehnt
Mark Offermann ist Pressesprecher der Hilfsorganisation. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt er: „Für die gesamte Charity-Aktion ,Der Westen hält zusammen – Wir helfen Kindern nach der Flut’ sind über sieben Millionen Euro bei der Aktion Deutschland Hilft eingegangen.“ Die Spendengelder werden laut Offermann zweckgebunden für Kinder, die von der Flut betroffen sind, eingesetzt. Und zwar nach einem vorher festgelegten Verteilungsschlüssel, der sich nach den Hilfskapazitäten der einzelnen Bündnisorganisation richte.
282,1 Millionen Euro Spendengelder
„Aktion Deutschland Hilft“ ist das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen. Ziel des Bündnisses ist, eine effizientere Verwendung von Spendengeldern zu erwirken und Menschen in Not gemeinsame, schnelle und koordinierte Hilfe zu leisten.
Auch im Rahmen der Flutkatastrophe war das Bündnis aktiv. „Für Betroffene des Hochwassers sind seit Beginn des Spendenaufrufs 282,1 Millionen Euro zusammengekommen. Diese werden wie die Spendengelder der WDR-Charity-Aktion nach einem Verteilungsschlüssel an unsere Bündnisorganisationen verteilt, der sich nach den Hilfskapazitäten richtet“, sagt Mark Offermann, Sprecher der „Aktion Deutschland Hilft“. (tom)
Am Abend der Sendung sei man ins Gespräch mit Schlögel gekommen, berichtet Offermann. Dabei sei auch unmissverständlich klargemacht worden, dass Spendengelder nicht über „Aktion Deutschland Hilft“ direkt, sondern über den Weg der Bündnisorganisationen eingesetzt würden. So zahle beispielsweise „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“ Fördergelder von bis zu 30.000 Euro an vom Hochwasser betroffene Vereine oder solche, die vom Hochwasser Betroffene unterstützen. „Die Möglichkeit einer Antragstellung bei Help wurde Herrn Schlögel unterbreitet, woraufhin auch die Organisation selbst dem Verein ,Stark für Kinder’ ein Hilfsangebot zugesandt hat. Dieses Angebot wurde bisher nicht wahrgenommen“, sagt Offermann.
Das bestätigt Schlögel auf Nachfrage. „Das Angebot kam sogar schon vor der Sendung. Darauf haben wir aber nicht reagiert, weil wir nicht in irgendeine Falle tappen wollten.“ Zudem habe das Angebot „null Komma nichts“ mit der Sendung zu tun gehabt. Daher habe er das Angebot auch im Nachhinein nicht angenommen, so der Stark-für-Kinder-Chef.
Gemeinsame Lösung?
Und wie geht es nun weiter? „Es ist uns ein Anliegen, dass der Verein weiterhin die Möglichkeit erhält, mit seinem Verein über Spendengelder gefördert zu werden. Um den Prozess zu erleichtern, steht die ,Aktion Deutschland Hilft’ im Austausch mit Herrn Schlögel, um gemeinsam eine gute Lösung zu erarbeiten“, teilte Offermann im Gespräch mit dieser Zeitung mit.
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Michael Schlögel hofft, dass die Kinder bei der Debatte um die WDR-Charity nicht der große Verlierer sein werden. „Wenn am Ende die vielen kleinen Spender, die wir seit Jahren haben, nicht mehr spenden, weil sie denken, dass wir sehr viel Geld von der Fernsehsendung haben, haben wir ein Problem. Denn wir haben kein Geld erhalten und dann würden uns die Spenden aus der Region fehlen“, sagt er.