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Trotz Flut, Corona und SprengungenVolksbank Euskirchen mit dem Jahr 2021 zufrieden

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Auf unruhige Monate blicken die Volksbank-Vorstandsmitglieder Hans-Jürgen Lembicz (l.) und Marc Güttes zurück. 

Euskirchen – Die Volksbank Euskirchen erlebt unruhige Zeiten. Zuerst Corona, dann die Flutkatastrophe, zu allem Überfluss Automatensprengungen in den Filialen Adendorf und Merzenich und ein Einbruch in Bad Münstereifel. Und natürlich der Ukraine-Krieg. Er ist zuallererst „eine menschliche Katastrophe“, sagt Vorstandssprecher Hans-Jürgen Lembicz, verstärkt aber auch die Unsicherheit im Bankengeschäft. Sie ist so groß, dass Lembicz und sein Vorstandskollege Marc Güttes für das laufende Jahr noch keine Prognose abgeben.

Vertreterversammlung

Der Blick auf 2021 fällt derweil zufriedenstellend aus. So formulierte es Lembicz im Vorfeld der Vertreterversammlung der Bank am Mittwochabend. Weil das City-Forum nicht mehr zur Verfügung steht, fand sie im Euskirchener Theater statt.

Nicht nur der Veranstaltungsort war neu, sondern auch das Format. Die Volksbank hatte stets in Generalversammlungen über das jeweils zurückliegende Jahr informiert. Doch nach einer Reihe von Fusionen (zuletzt mit der Volksbank Düren und der Raiffeisenbank Fischenich-Kendenich) ist die Zahl der Mitglieder derart stark gestiegen – auf mehr als 18.000 –, dass man aus praktischen Gründen zu einem neuen System übergegangen ist: Für je 150 Mitglieder wird nun, immer auf vier Jahre, eine Vertreterin oder ein Vertreter gewählt. Für die aktuelle Jahreszusammenkunft ergab sich daraus eine Delegiertenzahl von 122.

Von Flut hart getroffen

40 Kilometer neue Kabel

Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 hat die Volksbank Euskirchen hart getroffen. An mehreren Standorten waren monatelange Schließungen die Folge. Die Geschäftsstellen in Kommern und in Hardtbrücke sind mittlerweile wieder geöffnet. Nur kleinere Restarbeiten stehen dort noch aus.

In Bad Münstereifel strebt die Bank die Rückkehr zum Normalbetrieb für August an – „wenn alles gut läuft“, so Vorstandsmitglied Marc Güttes. Immerhin stehen den Kundenberatern Räume im Obergeschoss zur Verfügung.

Am größten sind die Schäden in der Hauptstelle in der Euskirchener Bahnhofstraße, wo die Mitarbeiter nach der Überflutung wie selbstverständlich beim Aufräumen halfen, was der Vorstand lobend hervorhebt. Die Bank beziffert den Sanierungsaufwand mit 4,5 Millionen Euro. „Erst seit vier Wochen haben wir wieder Strom“, sagt Güttes über das verwaiste Gebäude, das eine große Baustelle ist. Der Vorstand hat seine Büros nach wie vor in der Geschäftsstelle Zülpich, auch sämtliche Abteilungen sind seit fast einem Jahr in Ausweichquartieren untergebracht, unter anderem im ADAC-Domizil am Euskirchener Eifelring.

Güttes hofft, dass die Schalterhalle an der Bahnhofstraße im Oktober wieder zur Verfügung steht. Von außen sieht man dem Gebäude die vom Wasser angerichteten Zerstörungen nicht an. Innen ist der Arbeitsaufwand enorm. Bis jetzt seien schon 30 Kilometer an neuen Strom- und EDV-Kabeln eingezogen worden, sagt Güttes. Am Ende werden es 40 Kilometer sein.

Auch die Klimaanlage wird ersetzt, ebenso die Heizung. Sie wird von Gas auf ein Hybridsystem mit Wärmepumpe umgestellt, erklärt Güttes: „Wir nutzen die Chance, um auf den Stand der Technik zu kommen.“ Die Server stehen künftig nicht mehr im Keller und im Erdgeschoss, sondern sicherer in einer der oberen Etagen. (ejb)

Güttes und er fühlten sich zeitweise mehr als Krisenmanager denn als Bankvorstand, sagt Lembicz mit Blick auf die Folgen von Pandemie und Hochwasser. Trotz der Turbulenzen und des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus entspreche das Geschäftsergebnis für 2021 den Erwartungen.

Die Jahresbilanz

Güttes spricht von einem sehr erfreulichen Wachstum. So ist die Bilanzsumme um 4,7 Prozent gestiegen, von 1,904 auf 1,994 Milliarden Euro. Auch die bilanzwirksamen Kundeneinlagen haben sich erhöht – um 133 Millionen auf 1,72 Milliarden. „Das lag vor allem an Versicherungsleistungen von 70 Millionen Euro, die im Zusammenhang mit der Flut an unsere Kunden geflossen sind. Viele haben ihr Geld noch nicht wieder verbaut, sondern bei uns angelegt“, so Lembicz. „Dafür haben wir keine Negativzinsen berechnet, die wir selbst aber in der Regel zahlen müssen.“

Im Kreditgeschäft hat die Bank ihre Ausleihungen auf 1,03 Milliarden Euro gesteigert. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 40 Millionen Euro.

Vier-Milliarden-Euro-Grenze geknackt

Eine weitere Zahl macht Lembicz „durchaus ein wenig stolz“: die Summe des gesamten betreuten Kundenvolumens. Sie ergibt sich, wenn man auch das Geld berücksichtigt, das Kunden auf Vermittlung der Volksbank bei deren Verbundpartnern oder in Aktiendepots angelegt haben. „Wir haben erstmals die Vier-Milliarden-Grenze überschritten – nicht schlecht für eine regionale Bank“, sagt der Vorstandssprecher mit dem für ihn typischen Unterstatement.

Gewinnverteilung

Für das Geschäftsjahr 2021 weist die Bilanz der Volksbank einen Überschuss von 2,94 Millionen Euro aus. In der Vertreterversammlung schlugen Vorstand und Aufsichtsrat vor, den Mitgliedern eine Bardividende von 5,0 Prozent auf die Geschäftsguthaben auszuschütten und zusätzliche eine Bonuszahlung in Höhe von 1,0 Prozent zu leisten. Unter dem Strich ergibt sich dadurch ein Betrag von knapp 500 000 Euro. Das Gros des Gewinns soll in die Rücklagen fließen, um die Eigenmittel der Bank zu stärken.

Die aktuelle Entwicklung

Die wirtschaftliche Entwicklung macht Lembicz Sorgen. Die Inflation, derzeit knapp 8 Prozent, führe zu einer hohen Kaufkraftminderung. Wer faktische Verluste verhindern und Geld anlegen wolle, solle auf eine breite Streuung achten und zum Beispiel in Aktienfonds investieren.

Baufinanzierung

Auch wenn die Zinsen im Allgemeinen noch niedrig sind – bei der Baufinanzierung sind sie seit Januar deutlich gestiegen, von 0,9 auf mittlerweile 2,7 Prozent.

Diese Entwicklung führt mit galoppierenden Baukosten und sinkender Kapitaldienstfähigkeit dazu, dass die Volksbank bei der Vergabe von Baukrediten momentan sehr zurückhaltend agiert. Allein der Zinsanstieg bedeute, dass die monatliche Belastung eines Kunden, der 200 000 Euro als Kredit aufnehme, um 300 Euro höher sei als noch im vergangenen Jahr, sagt Lembicz.

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„Rechnet man die späteren Betriebskosten des Hauses hinzu, muss der Kunde im Monat 500 Euro mehr aufbringen als vor dem Ukraine-Krieg.“ Vor diesem Hintergrund rate man manchen Interessenten von dem angestrebten Kreditgeschäft ab.