Umstellungen im HandelBuchhandlung-Kunden zeigen enorme Loyalität
Kreis Euskirchen – Kreis Euskirchen. Das Durchhaltevermögen der Einzelhändler wurde gewaltig auf die Probe gestellt. Auch der lokale Buchhandel, der ab Montag wieder unter Auflagen öffnen dürfen soll, ist betroffen: Während bei Onlineriesen wie Amazon wie gewohnt bestellt werden konnte, konnten die Händler durch die Schließung ihrer Läden ihren Geschäften nicht wie gewohnt nachgehen. Wie sind die inhabergeführten Läden im Kreis mit der Krise umgegangen? Mit Hashtags wie #supportlocals oder #buchladenliebe wurde in den Sozialen Netzwerken dazu animiert, Läden durch die Krise zu begleiten.
„Corona beschleunigt die Klarheit, die der kleine, inhabergeführte Einzelhandel jetzt braucht“, sagt Josef Mütter. Er betreibt die Buchhandlung Mütters in Bad Münstereifel. Er sitzt im leeren Laden hinter der Verkaufstheke, nimmt Anrufe und Bestellungen seiner Kunden entgegen. Diese fahre er mehrmals in der Woche aus.
Schokolädchen als Dank
Doch die Kunden im Laden fehlen, die er vor Ort beraten kann. Denn davon leben die inhabergeführten Läden: Von dem Wissen über Autoren und Geschichten, von der persönlichen Beratung. So sind Buchhändler eben auch gute Menschenkenner und kennen zu beinahe jeder Lebensphase das passende Buch. Die Bestellungen alleine halten die Geschäfte jedoch bei fehlender Laufkundschaft nicht am Leben. Der Gutscheinkauf helfe, sagt Mütter. „Vor ein paar Tagen hat ein langjähriger Kunde einen Gutschein über 500 Euro gekauft“, erzählt er gerührt. Der ältere Herr habe ihm zwar nicht garantieren können, den Gutschein jemals einzulösen, doch er habe die Buchhandlung zumindest unterstützt.
Bestellungen und Lieferservice
Unterstützt werden können die lokalen Buchhandlungen etwa durch Gutschein-Käufe. Sie profitieren davon, wenn die Kunden diese erst mit etwas Abstand zur Corona-Krise einlösen.
Bestellungen sind häufig online oder per Telefon möglich. Hier sollten Kunden Bestellungen möglichst gebündelt aufgeben. Eine Auslieferung eines einzelnen Reclamheftes ist für die Buchhandlungen nicht kostendeckend. Die genauen Modalitäten von Lieferdiensten, Abholmöglichkeiten und Bezahlung variieren ein wenig von Buchhandlung zu Buchhandlung. Es empfiehlt sich, dies abzusprechen.
Die Beratung „mit dem Telefonhörer in der Hand“ gehört auch für Claudia Reinhardt, Inhaberin von Reinhardts Lesewald in Zülpich, derzeit zum Alltag. Genauso sind beispielsweise ihre Euskirchener Kollegen von Rotgeri und Thalia erreichbar, ebenso die Buchhandlungen Fey in Weilerswist sowie Mütters und die Leserei in Bad Münstereifel, Backhaus in Nettersheim sowie die Buchhandlung Wachtel in Gemünd, die Bücherecke in Blankenheim, Schwinning in Mechernich und Lesezeichen in Hillesheim. (the/sev)
Auch Heribert Blömeke, Inhaber der alteingesessenen Euskirchener Buchhandlung Rotgeri, schätzt gerade im Moment die Freundlichkeit und Loyalität langjähriger Kunden. Seit 108 Jahren existiert die Buchhandlung. Seit 1928 werden Bücher, Schulbedarf und Papeterieartikel an der Bahnhofsstraße verkauft. Auch während der Laden geschlossen ist, nehmen Blömeke und seine Ehefrau Bestellungen telefonisch, per E-Mail und Fax entgegen.
Einzelhandel im Wandel
Täglich liefern sie in der Kernstadt aus und fahren alle zwei bis drei Tage umliegende Dörfer mit Waren an. „Da gibt es manchmal auch ein Schokolädchen als Dank“, sagt Blömeke. Natürlich sei es schön, wenn die Menschen nach wie vor bei ihnen bestellten. Auch Schulranzen würden angefragt. Doch damit es sich rentiert, sollten Bestellungen mit Bedacht gewählt sein. „Unterstützen kann man uns vor allem, wenn man zwei, drei Bücher bestellt“, sagt er. Es lohne sich nicht, drei Tage in Folge die gleiche Adresse mit je einem Buch zu beliefern.
„Das ist nun eine spannende Zeit“, so Mütter. Er wolle nicht jammern. Doch der Einzelhandel befinde sich im Wandel, den die Gesellschaft mitgestalten könne. Und wie einige seiner Kollegen öffnet auch er sich experimentierfreudig den Möglichkeiten von Instagram und Co.. Vielleicht eine Chance? Fest steht: Beratung kann das Internet nicht leisten, die obliegt dem Buchhändler des Vertrauens — auch wenn diese zur Zeit meist telefonisch stattfindet.