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Troll Archäologie„Erst der Bagger und zuletzt der Pinsel“

Lesezeit 4 Minuten

Bei Eiseskälte auf Spurensuche: Ines M. Grohmann und Stefanie Grohmann-Troll finden auf manchem Acker Münzen und Scherben oder auch mal eine seltene Öllampe.

Weilerswist – Sie sind spannenden Geschichten auf der Spur. Tagtäglich suchen Stefanie Grohmann-Troll und Ines M. Grohmann aus Weilerswist nach Hinweisen auf die Vergangenheit. So entdeckten sie bei der Grabung in Frechen-Königsdorf an der drittgrößten „villa rustica“ (römischer Bauernhof) des Rheinlandes eine Bronzelampe in Form eines Frauenfußes mit Sandale, legten Teile eines römischen Auxiliarkastells in Dormagen frei, brachten in Bergheim einen germanischen Hof aus der Römerzeit (1. Jahrhundert nach Christi Geburt) ans Tageslicht und entdeckten bei der Verlegung einer Gasleitung in Düsseldorf Spuren aus der vorrömischen Eisenzeit.

Beide haben vor einem Jahr die Firma „Troll Archäologie“ gegründet und bieten nun ihr Fachwissen und ihre berufliche Erfahrung unter dem Dach des kleinen Unternehmens an.

Schon jahrelang haben die Archäologinnen als Freiberuflerinnen gearbeitet und dabei im Rheinland bemerkenswerte Funde gemacht. Stefanie Grohmann-Troll hat beispielsweise in der Mönchengladbacher Citykirche bei Arbeiten zum Einbau von Heizungsschächten eine archäologische Sensation an Licht gebracht: Unter der Kirche hatte es bereits im 13. Jahrhundert eine romanische Kirche gegeben. „Die Bauarbeiten mussten teilweise umgeplant werden. Nun sollen die spektakulären Funde durch archäologische Fenster der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, so Stefanie Grohmann-Troll.

Doch „nur“ auszugraben, ist nicht die alleinige Tätigkeit der beiden Archäologinnen. Ines M. Grohmann verweist darauf, dass die kleine Firma mit modernster digitaler Technik vermisst und digitale Pläne von Funden und archäologischen Hinterlassenschaften erstellt. So können diese und das untersuchte Gelände auf historische Karten und Pläne übertragen werden.

Gutachten, die Beratung Bauwilliger oder die Durchführung von Ausgrabungen gemäß den Vorgaben des Denkmalschutzgesetzes gehören ebenfalls zum Tätigkeitsfeld der Archäologinnen. „Wir nehmen aber auch Sachverhalts

ermittlungen vor, untersuchen, ob archäologische Befunde zu erwarten sind und welche Ausdehnung die Fundstellen haben können“, sagt Ines M. Grohmann.

Außerdem bietet das kleine Unternehmen, das je nach Aufgabe schnell auf die Mitarbeit von einem Dutzend Experten zurückgreifen kann, Prospektionen an. Dabei wird das archäologische Potenzial einer Fläche ermittelt. Die kleine Firma arbeitet baubegleitend , etwa bei Unterfangungen, Abrissarbeiten, Straßen- und Kanalbaumaßnahmen. „Wenn in solch einem Fall von Baubegleitung archäologische Befunde auftauchen, werden sie so schnell wie möglich dokumentiert. Oberstes Gebot ist, die laufenden Arbeiten so wenig wie möglich zu behindern“, stellt Stefanie Grohmann-Troll klar.

Die beiden Archäologinnen betonen, dass sie als Dienstleister viele Arbeiten aufgrund eingespielter und effizient Arbeitsweise kostengünstig erledigen können. „Wir arbeiten mit vielen erfahrenen Kollegen zusammen, verfügen im Bedarfsfall über ein eingespieltes und sehr effizient arbeitendes Baggerteam. So kommt bei uns ein eigens angefertigter, 3,5 Meter breiter Baggerlöffel zum Einsatz, der eine schnelle Vorgehensweise garantiert“, sagt Ines M. Grohmann.

Für Bauherren bedeute die Verpflichtung der kleinen Firma nicht etwa die Unsicherheit, ob das Team die Aufgabe schaffen könne, sondern die Sicherheit, „dass wir als Chefs vor Ort sind“, so Stefanie Grohmann-Troll. Das verkürze Kommunikationswege und erleichtere die Arbeit. „Erst kommt der Bagger, dann die Schaufel, der Kratzer und zuletzt der Pinsel“, sagen die beiden Archäologinnen.

Doch damit ist die Arbeit noch lange nicht getan. Denn die Befunde müssen vor Ort dokumentiert, bearbeitet und eingemessen werden. Fundstücke wie Tonscherben, Münzen oder Armbänder werden sauber in Fundtüten verpackt und beschriftet. Zu Hause werden die Messdaten computertechnisch in entsprechenden Listen digital erfasst, damit der Verlauf einer Grabung und die Funde für die Nachwelt nachvollziehbar festgehalten werden können.

Zwei Arbeitszimmer mit Blick auf den Garten in der Vernicher Erftaue gehören zum Arbeitsbereich des Archäologenpaares. „Wir verbringen während eines Projekts etwa ein Drittel der Arbeitszeit vor den Computerbildschirmen, geben Daten in spezielle Datenbanken ein und bestimmen Fundstücke“ schildert Ines M. Grohmann, die immer noch fasziniert davon ist, was manche Grabung ans Tageslicht bringt. „Im Gegensatz zum eher theoretischen Studium gestaltet sich die Arbeit im Gelände deutlich abwechsungsreicher. Wenn man im Feld Spuren von Siedlungen findet und irgendwann Zusammenhänge zwischen diesen Spuren und dem Leben der Menschen herstellen kann, ist das unglaublich spannend.“

Bekannte Fundstellen in der Umgebung einer Fläche deuteten manchmal darauf hin, was man zu erwarten habe. Doch was man tatsächlich finde, sei bisweilen schon eine echte Überraschung.

„Seit dem Studium haben wir so an die 200 Grabungen begleitet, die meisten als Freiberufler“, schätzen die beiden Weilerswisterinnen. Untersucht haben sie übrigens auch den Baugrund für ein Baugebiet gegenüber der Pferdeklinik Müggenhausen nördlich der Pfarrkirche St. Rochus. Hier hofften sie, Reste des vermuteten Wassergrabens der Burganlage zu finden – doch vergeblich.

Beide gehören auch dem Geschichts- und Heimatverein Weilerswist an und arbeiten in einem Radius von rund 100 Kilometern rund um Weilerswist, weil dies binnen einer Autostunde gut erreichbar sei.