TourismusHeimbach schließt das Haus des Gastes
- Das Haus wird am 31. Oktober geschlossen.
- Die Grünen sprechen von einem Tabubruch.
- Ein Anschlusskonzept für das Gebäude fehlt.
Heimbach – Die Haushaltslage ist schwierig, die Stadt Heimbach muss seit Jahren sparen. Spätestens 2023 soll der Haushalt aber ausgeglichen sein. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt alles auf den Prüfstand, es sind einschneidende und unangenehme Entscheidungen nötig. In Heimbach trifft es nun das Haus des Gastes. Die Mehrheit im Stadtrat beschloss, das Haus zum Saisonende am 31. Oktober zu schließen und den darin integrierten Büchereibetrieb aufzugeben.
Sie ist aber, wie Bürgermeister Peter Cremer ausführte, unumgänglich. „Sparen tut an einigen Stellen weh, ist unpopulär und unliebsam“, sagte Cremer auch in Richtung der rund 30 Heimbacher, die an der Ratssitzung teilnahmen. Die meisten von ihnen erfuhren von den Schließungsplänen erst kurz vor oder während der Sitzung.
Arbeitsgruppe setzte Rotstift an
Eine Spar-Arbeitsgruppe, die der Haupt- und Finanzausschuss eingesetzt hat, arbeitete insgesamt 27 potenzielle Möglichkeiten der Haushaltskonsolidierung aus.
Mit dem „Haus des Gastes“, dem Wasser-Info-Zentrum sowie den Info-Punkten im Nationalpark-Tor und dem Resort Eifeler Tor betreibt die Stadt Heimbach vier Einrichtungen für ihre überlebenswichtige „Hauptschlagader“, den Tourismus. Alle vier sind an sechs bis sieben Tagen in der Woche geöffnet. Das kostet: Personal, Reinigung, Heizung und Beleuchtung müssen bezahlt werden. Hier setzte die Arbeitsgruppe den Rotstift an.
35.500 Euro Einsparung
Das Ergebnis: Das „Haus des Gastes“ kann sich die Stadt nicht mehr leisten. 26.000 Euro an Personal und rund 6000 Euro Bewirtschaftungskosten werden gespart. Weitere 3500 Euro können durch die Schließung der Bücherei gespart werden. Macht in der Summe 35.500 Euro.
Im mehr als 30 Jahre alten Haus ist laut Cremer kurz- bis mittelfristig mit kostenintensiven Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen (Dach, Fenster, Heizung) zu rechnen. Auch das kostet Geld, das Heimbach nicht hat.
Die Tourismus-Stadt Heimbach ohne ein „Haus des Gastes“ und ohne eine kulturelle Einrichtung wie eine Bücherei? Grünen-Politiker Herbert Marx sprach von einem „Tabubruch“, vom „Stück Seele der Stadt“, einem Gebäude „mit Flair, Charisma und einem sich bietenden Bild des Friedens“.
Funktionen werden verlagert
Die Funktionen des Hauses sollen in andere Einrichtungen verlagert werden. So sollen Aufenthaltsräume für Gäste im Nationalpark-Tor und im Wasser-Info-Zentrum (WIZE) angeboten werden. Im WIZE sollen auch die Naturerlebnis- und Kunstausstellungen Platz finden. „Dies hat zur Folge, dass sich die Ertragssituation dort um circa 3000 Euro jährlich verbessert“, so Cremer.
Die Einstellung des Büchereibetriebs resultiere in erster Linie aus der Tatsache, dass nur noch etwa 70 Erwachsene im Jahr das Angebot nutzen. Cremer: „Hier müssen wir der Realität ins Auge sehen. Da stehen 9900 Medien, die seit Jahren nicht ausgeliehen worden sind.“ Als Alternative sollen die Kinder- und Jugendbücher in die Grundschule und Kindergärten verteilt und in den Orten offene Bücherschränke oder -räume eingerichtet werden. Ehrenamtler sollen sie betreuen.
SPD und Grüne stimmten gegen die Schließung
CDU-Fraktionsvorsitzender Heinz Breuer: „Die Schließung ist nicht schön, aber das Haus wird zu wenig genutzt.“ FDP-Vorsitzender Hubert Kast: „Wir haben vielleicht den Fehler gemacht, nicht mal früher den Rotstift anzusetzen.“ SPD-Frau Ulla von Gagern bemängelte: „Die Bürger wurden nicht informiert.“ Mit den Stimmen der SPD und Grünen-Politiker Marx war das Haus nicht zu retten, die anderen Parteien stimmten für die Schließung.
Einige Heimbacher, die zur Sitzung gekommen waren, bemängelten neben unzureichenden Informationen auch ein fehlendes Anschlusskonzept für das Haus. Außerdem wurde bemängelt, dass nicht intensiver über ein wirtschaftliches Konzept zur Rettung des Hauses nachgedacht wurde. Bürgermeister Cremer: „Die Entscheidung ist schmerzhaft. Die gesparten 35.500 Euro werden den Haushalt nicht retten, aber es zeigt, dass wir uns ernste Gedanke machen.“
Was mit dem städtischen Gebäude geschieht, ist unklar. Die Heimbacher hoffen auf einen privaten Investor.
Touristische Einrichtungen
Auf dem Meuchelberg gegenüber Burg Hengebach ist das Haus des Gastes in exponierter Lage. Es ist barrierefrei eingerichtet.
Das Café von Josef Krupp ist in einem Teil des Gebäudes, der in dessen Privatbesitz ist. Es ist von der Schließung nicht betroffen. Krupp kündigte an, seinen Betrieb fortführen zu wollen.
Die Schließung einer der anderen touristischen Einrichtungen scheidet derzeit aus. Das Wasser-Info-Zentrum ist bis Oktober in finanziellen Zweckbindungen. Wird es sofort geschlossen, könnten Rückzahlungen von Fördermitteln folgen.
Für die Touristinfo im Bahnhof gebe es laut Cremer die Verpflichtung, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der Info-Punkt im Resort Eifeler Tor ist mit 22 000 Besuchern ein Magnet. Er ist aus Sicht der Politiker für die Gästebetreuung unerlässlich.