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Tag des Offenen DenkmalsSäcke auf den Speicher gebuckelt

Lesezeit 2 Minuten

Romantische Baudetails finden sich am Hof Friedrichsruh in Kessenich, in dem Dr. Karl Ditges ein Geheimnis lüften wird.

Euskirchen – Warum verfügt das Gut Friedrichsruh in Kessenich über so gewaltige Speicherräume? Karl Ditges will das Geheimnis morgen lüften, das der Erbauer, ein Tuchfabrikant, mit sich herumtrug, als er den landwirtschaftlichen Betrieb errichten ließ. Viele schöne Architekturdetails haben sich an der malerischen Anlage erhalten, und wer mag, kann morgen einmal versuchen, einen 100 Kilogramm schweren Sack über eine steinerne Wendeltreppe auf den ersten von mehreren Dachböden zu tragen. Dies mussten die Knechte damals tun, denn es gab keinen Hebekran.

Das Gut Friedrichsruh liegt an der Fahrradroute, die sich die Stadt Euskirchen für den Tag des Offenen Denkmals ausgedacht hat. Und weil sich die mehr als 30 Kilometer lange Tour in zwei Schleifen unterteilen lässt, bietet sich das Gut Friedrichsruh als Station der nur acht Kilometer langen Tour besonders für den Besuch von Familien mit Kindern an. Die Gastgeber haben sich einiges an Unterhaltung ausgedacht. Außerdem werden in der Hofanlage Waffeln gebacken, die zugunsten der Initiative „Frauen für Frauen“ verkauft werden sollen.

Corinna Relles, die bei der Stadt Euskirchen für Denkmalpflege zuständig ist, hat sich bei der Zusammenstellung des Programms am Motto der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ orientiert. Es lautet: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?“ Weil Relles aber alle Denkmäler „schön“ fand, hat sie die Themen auf das Unbequeme zugespitzt. So geht es im Gut Friedrichsruh etwa um die „unbequem zu bewältigende Wendeltreppe“. An der Römischen Wasserleitung soll gezeigt werden, wie Ingenieure das „unbequeme Gelände“ überwanden. Auf dem Friedhof an der Frauenberger Straße geht es um Grabanlagen, die Menschen unbequem wurden. „30 schöne Gräber, bei denen es keine Angehörigen mehr gibt, haben wir schon in Pflege vermittelt, 16 sind noch zu haben.“

In der Martinschule soll der Architekt zeigen, wie aus der „unbequemen Schule“ bequeme neue Wohnungen werden. „Beim Aufräumen sind interessante Dinge aus früherer Zeit zu Tage gekommen, zum Beispiel eine ,Bravo‘ mit dem Bild von Ingrid Steeger. Sie war versteckt worden, wohl weil sie jemandem unbequem war.“ Am Fresenturm in der Euskirchener Stadtbefestigung kann man sehen, welche Unbequemlichkeiten die Pfadfinder auf sich nehmen, um den Turm weiter nutzen zu können. Denn wegen des Brandschutzes musste nicht nur eine hässliche Treppe an das Gemäuer gesetzt werden. Ein Fenster musste vergrößert und zum Notausgang umgebaut werden. Manche Unbequemlichkeiten nimmt man gerne in Kauf. So zeigt in Kirchheim ein Architekt und Zimmermann, wie man Fachwerk und Lehm richtig saniert.