Storm before the calmEuskirchener gründet eigenes Klamotten-Label – mit Laden
Euskirchen – Mit einer Zeichnung fing alles an. Fünf Jahre später hat Christoph Rütt bei Instagram „sbtc_clothing“ mehr als 20.000 Follower und einen eigenen Klamotten-Laden in der Kreisstadt. Der Euskirchener verschickt seine selbst designten T-Shirts, Pullover, Tassen und Mützen in die ganze Welt. In Australien, Indonesien, Japan, Kanada und den USA trägt man die Mode mit der Aufschrift „Storm before the Calm“.
„Das ist einfach der Wahnsinn“, freut sich Rütt, der eine ausgearbeitete Version seiner ersten Zeichnung mittlerweile als buntes Tattoo am Bein trägt. Der gelernte Mediengestalter zeichnete im Dezember 2013 eigentlich nur etwas vor sich hin. Das Motiv gefiel ihm dann aber so gut, dass er es auf T-Shirts druckte: fertig waren die Weihnachtsgeschenke für Familie und Freunde. Die kamen so gut an, dass die Nachfrage nach von Rütt designten T-Shirts immer größer wurde. „Storm before the Calm“ war geboren.
„Ich fand den Spruch von Beginn an cool“, sagt der Euskirchener, der sich bewusst mit der Lebensfreude auseinandersetzt, die das Label verkörpern soll. Eigentlich wird der Spruch im Englischen andersherum genutzt: Calm before the Storm – Ruhe vor dem Sturm. „Man soll lieber im hier und jetzt leben. Jetzt ist man jung und voller Energie. Die Ruhe nach dem Sturm kann immer noch kommen“, erklärt der 33-jährige Designer. „Jetzt ist Sturm angesagt.“
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Groß ist mittlerweile auch der Ansturm auf seine Mode, die komplett von Hand bedruckt wird. Mitunter gehen laut Rütt so viele Online-Bestellungen ein, dass Mutter Roswitha und Vater Horst ihrem Sprössling unter die Arme greifen. „Wir sind ein echtes Familienunternehmen“, sagt Chris Rütt schmunzelnd.
Bevor er seine Werkstatt, das Lager und die Verkaufsfläche an der Baumstraße auf etwa 70 Quadratmetern nach seinen Wünschen und Vorstellungen einrichtete, organisierte er sein Unternehmen praktisch aus seiner kleinen Wohnung heraus.
Jetzt mit VW Bus unterwegs
Fast täglich fuhr er Pakete zur Post. „Das waren mitunter so viele, dass die gar nicht alle in seinen Renault Clio passten. Zum Glück hat er mittlerweile eine VW Bus“, sagt Vater Horst, der auch bei der Ausgestaltung des Ladens mit anpackte und Holz zurechtschnitt.
Bei den Textilien achte sein Sohn vor allem darauf, dass sie gewissen Kriterien unterliegen. „Mir ist sehr wichtig, dass die Klamotten unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wurden“, sagt der. Er habe bei seiner – größtenteils jüngeren – Kundschaft festgestellt, dass sie bereit sei, für wertige Produkte ein paar Euro mehr zu zahlen.
Apropos Kundschaft: Bei Instagram hat die schon einen eigenen Hashtag kreiert, unter dem die Mode aus Euskirchen die weite Welt erobert. Unter #stormsquad posten Fans des Labels ihre Bilder. „Das trägt natürlich zur Popularität bei“, freut sich Rütt, dessen Klamotten durch die Euskirchener Band Sewer Rats ebenfalls durch die Welt reisen. Die rockigen „Kanalratten“ tragen bei ihren Konzerten gerne „Storm“-Mode.
„Meine Motive orientieren sich oft an der Punkrock- und Tattoo-Szene“, berichtet Rütt, der seinen Laden mit viel Liebe zum Detail eingerichtet hat. Wer gerade vielleicht keine Lust hat zu shoppen, kann auf einer stilvollen Couch Platz nehmen und an einem alten Nintendo zocken. Außerdem hat Rütt Eisenrohre so miteinander verbunden, dass diese die obligatorischen Kleiderstangen, die ein Klamottenladen eben braucht, ersetzen.
Mittlerweile fertige er seine Skizzen nicht mehr auf einem Blatt Papier an, sondern modern auf einem Tablet. Das liege auch schon mal neben dem Bett, damit auch die nächtlichen Ideen direkt festgehalten werden können. „Ich arbeite ständig an einer neuen Kollektion“, sagt der Euskirchener, dessen Mode in kleinteiliger Handarbeit entsteht.
Seinen Laden an der Baumstraße 6-8 will Rütt zunächst nur samstags zwischen 13 und 18 Uhr öffnen – das nächste Mal also am 10. März. „Ich habe ja noch einen Beruf. Und mit dem Laden ist ein erster Traum schon in Erfüllung gegangen“, sagt er.