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„Spannungen“ im KraftwerkEin intensives Camp für 34 Top-Musiker in Heimbach

Lesezeit 4 Minuten
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Im leeren Saal des Kraftwerks proben die Künstler tagsüber.

Heimbach – Üben, üben, üben – das Leid der meisten Musikschüler. Manchen fällt es leicht, wenn eine besondere Begabung mit der Leidenschaft zur Musik zusammenfällt. Die können dann ihr Instrument zum Lebensunterhalt nutzen, reisen durch die Welt von Konzert zu Konzert. Und wenn sie nicht reisen, dann heißt es: Üben, üben, üben.

Auch das Kammermusikfestival Spannungen macht da keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, da der Zeitplan besonders eng getaktet ist. Die 34 Musiker müssen auf die Probeorte verteilt werden, damit am Abend drei, vier oder mehr neue Stücke aufgeführt werden können. Eine Herausforderung für die Künstler, die dafür auch mal eine Nachtschicht einlegen oder um 6 Uhr anfangen zu proben.

Kühne Vorhaben der Musiker in Heimbach

Unter einer Grafik der Düsseldorfer Künstlers Jörg Immendorf sitzt Claudio Bohórquez im Haus Schönblick und studiert den Cellopart für das Streichquartett in E-moll von Giuseppe Verdi. Mit höchstem Respekt nähere er sich dem Streichquartett von Verdi. „Wir spielen zum ersten Mal in dieser Konstellation zusammen, das ist eigentlich kühn“, sagte er.

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Seinen Part fürs Streichquartett probt  Claudio Bohórquez.

Mit faszinierender Leichtigkeit fliegen die Finger des Berliner Musikprofessors über das Griffbrett. Sind die Spannungen so etwas wie ein Feriencamp, bei dem tagsüber geprobt und abends konzertiert wird? „Ein guter Vergleich“, stimmt er lachend zu.

Die Musiker können Zeit miteinander verbringen

„Es gibt eine Tradition von Kammermusikfestivals im Sommer“, erläutert er. Da die professionellen Musiker immer auf der Welt unterwegs seien, hätten sie nie die Möglichkeit, Zeit miteinander zu verbringen. „Da schafft man sich Nischen, wo man sich treffen kann“, sagt er. Sich zu sehen und miteinander Musik zu machen, das geht bei den Spannungen.

„2004 kam ich in die Welt der Spannungen“, erinnert er sich, damals noch auf Empfehlung seines Lehrers Boris Pergamenschikow. Das Festival biete Gelegenheit, neue Stücke auszuprobieren oder alte neu zu interpretieren. „Es gibt Raum für Experimente, man kann etwas ausprobieren“, so Bohórquez.

Zauberhafte Momente auf der Bühne des Kraftwerks

In der Kammermusik sei der Dialog entscheidend: „Man befruchtet sich gegenseitig.“ Beweisen muss sich keiner der Spannungen-Künstler. In Heimbach sind allesamt hochkarätige Künstler, die den Beruf lieben und mit Leidenschaft Musik machen. Alle wollen ihr Bestes geben und auf der Bühne nach zauberhaften Momenten suchen.

Vor dem Haus Schönblick steht Geigerin Antje Weithaas. Sie ist nervös. Der Probenplan ist durcheinander, die Musiker für die Probe sind noch nicht da. Da der Spiritus rector Lars Vogt aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort ist, lastet viel Verantwortung auf ihr. Schnell verschwindet sie im Proberaum, um sich vorzubereiten.

Die Proben finden nur in Heimbach statt

Auch zwei Räume weiter in der Kapelle wird geprobt. Auch wenn das Trio gerade Pause macht, wiederholt Florian Donderer hochkonzentriert wieder und wieder die komplizierten Violinphrasen des Streichtrios von Paul Hindemith, das am Abend aufgeführt werden soll. „Vielleicht sollten wir diesen Satz etwas langsamer nehmen“, schlägt er vor.

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 Die Kapelle im Haus Schönblick ist der Probenraum für Florian Donderer, der an seinem  Part im Streichtrio von Paul Hindemith arbeitet.

„Keiner hat vorher die Stücke geprobt, die erste Probe findet in Heimbach statt“, sagt Dr. Andreas von Imhoff, Produzent der Spannungen. Es seien alles absolute Topleute – das gebe es in dieser Konstellation äußerst selten. Der Austausch der Musiker bei den Proben sei enorm. Jeder sauge wie ein Schwamm die Einflüsse der anderen auf. „Das ist das Einmalige hier, die intensiven Proben vor Ort. Du stehst unter Spannung. Und dann der Gang auf das Podium, wo du vor 500 Leuten stehst.“ Dort müsse funktionieren, was tagsüber geprobt worden sei: „Das ist Stress, und die Musiker brauchen extreme Konzentration.“

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In den Anfängen sei die Idee gewesen, die Musiker eine Woche in Heimbach zusammenzubringen. Das sei bei den engen Konzertplänen nicht mehr möglich: „Jetzt reisen einige Musiker eher ab, andere kommen später.“ Nach dem Konzert sitzen die Künstler gerne im „Hotel Am Giebel“ zusammen. „Das ist wichtig, gemeinsam loszulassen, zu lachen und auch mal einen zu trinken“, so Imhoff. Die jungen Musiker lechzten danach, hier Erfahrungen sammeln zu können: „Spannungen ist ein Markenzeichen.“