SLE-Kennzeichen„Sau-Lodrije-Eefeler“ auf großer Fahrt

Lange überlegen musste Pastor Theo Tümmler nicht: Für ihn stand fest, dass sein neuer Wagen ein SLE-Kennzeichen erhält. (Foto: Hamacher)
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Eifelland – Und die Geschichte wiederholt sich doch! Das gilt zumindest für das polizeiliche Kennzeichen SLE für Kraftfahrzeuge. Es musste im Zuge der kommunalen Neuordnung 1972, also vor gut 40 Jahren, dem Kennzeichen EU weichen. Damals verfügte die NRW-Regierung den Zusammenschluss der Kreise Schleiden und Euskirchen.
Doch seit dem 19. Februar besteht für Bürger und Unternehmen im gesamten Kreis die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge wieder mit SLE-Kennzeichen zu versehen. Davon wird über Erwarten viel Gebrauch gemacht. Die bereits erreichte Vielzahl springt ins Auge; die SLE-Kennzeichen vermehren sich wie die Pilze im Herbst. Und das auch querbeet: auf alten und neuen Autos, die von jungen und alten Fahrern gesteuert werden.
Das belegen auch die Zahlen, die das Straßenverkehrsamt Euskirchen zur Verfügung stellte. Danach sind seit dem 19. Februar 2088 Fahrzeuge mit dem SLE-Kennzeichen an- oder umgemeldet worden. Dies entspricht einem Anteil von 1,31 Prozent bei insgesamt rund 158 800 im Kreis zugelassenen Fahrzeugen. Auf den ersten Blick zwar noch keine berauschende Quote, auf den zweiten und unter Berücksichtigung der kurzen Zeit allerdings wohl. Dass davon die überwiegende Zahl der SLE-Nummern im Altkreis Schleiden und dabei insbesondere in der Stadt Schleiden „zu Hause“ sind (siehe Tabelle), überrascht keineswegs.
Die Gründe für die Renaissance des SLE-Kennzeichens sind vielfältig. Sie basieren teilweise auf der 1972 erfolgten kommunalen Neugliederung, die gegen den Willen und die Vorstellungen vieler Bürger geschah. „Viele Kfz-Inhaber, die ein Fahrzeug auf ein SLE-Kennzeichen um- oder anmelden, identifizieren sich so mit ihrer engen Heimat und dem früheren Kreis. Dahinter steckt auch ein gewisser Stolz“, verlautete es aus den Zulassungsstellen in Schleiden und Euskirchen. Dazu bekennt sich auch Pastor Theo Tümmler aus Reifferscheid, der kürzlich einen neuen Wagen mit SLE anmeldete. „Ich bin in Golbach geboren und aufgewachsen. Nach meiner priesterlichen Ausbildung erhielt ich meine erste Kaplanstelle in Schleiden. Und danach habe ich meine seelsorgerische Aufgabe ausschließlich im Altkreis Schleiden wahrgenommen. Es bedurfte daher keiner langen Überlegung, für welches Kennzeichen ich mich entscheiden würde.“
Birgit Esser von der Zulassungsstelle in Schleiden kennt weitere Gründe. „Für viele Kfz-Eigentümer ist das neue alte Kennzeichen ein Stück Nostalgie, eine Rückbesinnung auf frühere Zeiten. Wieder andere wollen mit dem neuen Kennzeichen Aufmerksamkeit erregen, beispielsweise in der Stadt. Sie wollen erreichen, dass man sie nach der Herkunft des Kennzeichens fragt. Oder so anderen Verkehrsteilnehmern ein Rätsel aufgeben, ohne gleich – wie früher üblich – als ,Sau-Lumpige-Eifeler’ erkannt oder gar beschimpft zu werden.“ In Sachen „Titel“ sind ebenso die „Sau-Lodrije-Eefeler“ bekannt – was wohl manch einer mit einem Augenzwinkern und auch mit gewissem Stolz tragen dürfte.
Vor allem jüngere Fahrzeuginhaber sehen im SLE-Kennzeichen ein Stück Kult, das sie im Übrigen auch etwas abhebt von anderen.
Durch das neue SLE-Kennzeichen erfährt die ehemalige Kreisstadt Schleiden zweifelsohne eine Aufwertung. 613 Fahrzeuge mit dem Kennzeichen SLE fahren in der Stadt. „Wir sehen darin ein Identifikationsmerkmal, ein Ausdruck der engen Beziehung zu unserer ehemaligen Kreisstadt. Das ist sehr erfreulich“, äußerte sich Bürgermeister Udo Meister – ohne jedoch die Beziehung zum Kreis in Frage stellen zu wollen. Verständlich, dass sich die Stadtverwaltung diesen Trend zu Eigen macht. „Wir werden, so ein Beschluss des Rates, neue und Ersatzfahrzeuge kontinuierlich mit SLE-Kennzeichen versehen“, ergänzte Meister. Den Anfang machte man bereits mit dem neuen Dienstwagen des Bürgermeisters.
Warum Bürger und Unternehmen in den vier Kommunen des Altkreises Euskirchen jetzt Zulassungen mit dem SLE-Kennzeichen vornehmen, verriet Sibylle Kremer, Leiterin der Zulassungsstelle in Euskirchen: „Darunter sind einige, die ursprünglich aus dem südlichen Teil des Kreises stammen und dies so bekunden.“ Und noch etwas hat sie erfahren: „Daneben gibt es einige Firmen im Euskirchener Land, die ihre zum Teil umfangreiche Fahrzeugflotte mit bis zu 30 Wagen mit den zwei Buchstaben des Firmenzeichnens und einer fortlaufenden Zahlenreihe ausstatten wollen. Die greifen mehr und mehr auf das SLE-Kennzeichen zurück, weil eine solche Nummernfolge bei einer EU-Kennzeichnung kaum noch möglich ist.“
Während sich die Kosten für die Zulassung eines neuen Fahrzeugs nicht verändert haben, muss man für die Umkennzeichnung tiefer in die Tasche greifen. Sie kostet zwischen 27,10 und 48,60 Euro plus Kosten für die Nummernschilder. Für die Wunschkennzeichnung mit Vorreservierung verlangt der Kreis 12,80, ohne Reservierung 10,20 Euro.
In der Stadt Heimbach, die im Zuge der Kommunalreform zum Kreis Düren wechseln musste, ist ein Rückgriff auf die SLE-Kennzeichnen nicht möglich. Doch auch im Kreis Düren sind alte Kennzeichen wieder eingeführt worden. Dort hat man nun die Wahl zwischen DN und JÜL (Jülich). Nach Angaben des Kreis Dürener Pressesprechers Josef Kreutzer sind 5375 JÜL-Kennzeichen bislang ausgegeben worden.