Jahrestag der ReichspogromnachtSchüler gedenken in Schleiden der jüdischen NS-Opfer

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Alois Sommer mit einer Gruppe von Schulkindern. Einige tragen eine weiße Rose in der Hand.

Altbürgermeister Alois Sommer berichtete Einzelheiten über die Verfolgung der einst in Schleiden lebenden Juden.

Am Jahrestag der Reichspogromnacht zeigte Altbürgermeister Alois Sommer Schülern Schauplätze des jüdischen Lebens in Schleiden.

Mit einer Gedenkveranstaltung zur Mittagszeit gedachten am Donnerstag rund 30 Teilnehmer am 85. Jahrestag der Reichspogromnacht der damals in Schleiden lebenden Juden, die Opfer von Vertreibung und Ermordung geworden sind. Unter den Teilnehmern waren auch Schüler des Sleidanus-Gymnasiums, die sich mit dem Thema befasst hatten.

Treffpunkt waren die Stolpersteine, die zur Erinnerung an die Familien Haas und Rosenbaum am Markt und in der Sleidanusstraße verlegt worden waren. Ab dem 9. November 1938 waren sie systematischer Verfolgung ausgesetzt, wurden in der Folge deportiert und in Vernichtungslagern im Osten Europas ermordet.

Drei Stolpersteine erinnern an Mitglieder der Familie Haas aus Schleiden. Auf dem Boden daneben liegen drei weiße Rosen.

Schüler des Sleidanus-Gymnasiums legten Rosen an den Stolpersteinen in der Innenstadt ab.

Altbürgermeister Alois Sommer ging kurz auf die Lebensumstände eines jeden der insgesamt acht Opfer der Shoah aus Schleiden ein. Für die Schüler erinnerte er an die ehemalige Bebauung des Marktes und die mit deren Abriss verschwundene Steinstraße, in der die zwei Familien Haas lebten und arbeiteten.

Stolperstein-AG des Sleidanus-Gymnasiums kümmert sich um Denkmäler

Auch die Erinnerung an die in der Sleidanusstraße wohnende Familie Rosenbaum ließ Sommer in seiner Ansprache wach werden. „Die Schüler haben die genauen Geschichten der Menschen, für die die Stolpersteine hier verlegt wurden, bisher noch nicht gehört“, sagte Heike Schumacher, Lehrerin am Gymnasium. In der vergangenen Woche hätten die Schülerinnen und Schüler aus der Stolperstein-AG und der Stufe Q2 die Stolpersteine geputzt und wieder auf Hochglanz gebracht.

Sowohl Sommer als auch der scheidende evangelische Pfarrer Erik Schumacher nutzten die Gelegenheit, um auf den wachsenden Antisemitismus in Deutschland aufmerksam zu machen. Antisemitismus dürfe nicht akzeptiert werden, egal wie man die Politik in Israel finde.

Alois Sommer: „Niemand von ihnen ist zurückgekehrt“

„Juden in Deutschland können nicht mehr unbeschadet in ein Café gehen. Sie werden angefeindet, angespuckt und ins Gesicht geschlagen“, sagte Schumacher. Genauso wie man Araber nicht für die Taten des IS verantwortlich machen könne, hätten in Deutschland lebende Juden keine Verantwortung für den Staat Israel, betonte er.

„Niemand von ihnen ist zurückgekehrt“, sagte Alois Sommer mit Blick auf die ermordeten Schleidener Juden. Seit ihrer Vertreibung habe es keine jüdische Wohnbevölkerung mehr in Schleiden gegeben. Diese Menschen hätten friedlich in der Stadt gelebt und niemandem etwas getan, sie seien unschuldig gewesen. „So etwas darf sich nie und nirgendwo wiederholen“, mahnte der Altbürgermeister.

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