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Nach der FlutGemünder bauen Brauerei mit viel Liebe zum Bier wieder auf

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Kennerblick: Bei allen Produktionsschritten prüft Braumeister Anton Schmitt die Qualität des Bieres.  

Schleiden-Gemünd – Ein derartiges Lob vom Chef ist schon etwas Besonderes. „Herr Schmitt, was Sie hier geschafft haben, hätte keiner meiner anderen Braumeister hingekriegt“, sagt Wolfgang Scheidtweiler zu Anton Schmitt. Scheidtweiler ist Besitzer der Gemünder Brauerei, Schmitt der Braumeister. Der 70-Jährige ist sichtlich geschmeichelt, widerspricht aber nicht. Denn er weiß selbst, dass Fachleute es für unmöglich gehalten hatten, die Abfüllanlage wieder in Betrieb nehmen zu können.

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Die Flut hatte die Maschinen unbrauchbar gemacht. Doch nun läuft die Abfüllanlage wieder.

Doch es ist gelungen, unüberhörbar. Klirrend und scheppernd ziehen die braunen Flaschen durch den Flaschenkeller, werden gewaschen, geprüft, befüllt, mit neuen Etiketten versehen, in Kästen gepackt und ins Lager gefahren. Es ist eine feuchte Angelegenheit, Bier und Wasser sind auf dem Fußboden, Gummistiefel und Anglerhose der angesagte Flaschenkeller-Chic.

Scheidtweilers Entscheidung für die Gemünder Brauerei

Vor fast sieben Monaten hat davon keine Rede sein können. Nach der Flut hat die Existenz der Gemünder Brauerei kurzzeitig auf der Kippe gestanden. „Ich dachte: Das war’s, die Brauerei ist zu“, berichtet Schmitt vom Morgen des 15. Juli, als er die Schäden gesehen hat.

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Das neue Bier verkostet Wolfgang Scheidtweiler.

Doch Scheidtweiler hat anders entschieden. „Ich war noch am Abend vorher mit meinem Versicherungsvertreter hier“, erinnert er sich. Da sei nicht absehbar gewesen, welche Katastrophe sich anbahnt. „Ich habe gesagt: Hier war mein Start, hier wird wieder aufgebaut“, beschreibt der umtriebige Unternehmer seine Verbundenheit zu der Braustätte, die er nach dem Tod seines Vaters 1972 übernommen hatte. In den ersten Tagen nach der Flut hat er seinen Hauselektriker aus der Firmenzentrale in Pforzheim nach Gemünd beordert, damit dieser möglichst schnell den Strom wieder ans Laufen bringt.

Weitere Projekte in der Eifel

Bauarbeiten in den Klöstern

Auch in den Klöstern Steinfeld und Mariawald, in denen sich Scheidtweiler engagiert, tut sich einiges. So werden im Steinfelder Salvatorianerkloster 30 Einzelzimmer umgebaut und auf den Vier-Sterne-Standard des neuen Gästehauses gebracht. 22 Doppelzimmer mit Bad entstehen. „Wir hatten in den alten Zimmern eine Belegung von 30 und im Gästehaus von 70 Prozent“, so Scheidtweiler. Seit zwei Jahren stehen im Benediktinerinnenkloster 30 Einzelzimmer für Gäste bereit. Dort wird für die Trappistinnen aus dem Kloster Maria Frieden bei Dahlem die Klausur für deren Bedürfnisse umgebaut. Der Bereich soll am 3. Mai übergeben werden, kündigte Scheidtweiler an.

Für das neue Sudhaus der Klosterbrauerei Mariawald hat Scheidtweiler am Mittwoch die Baugenehmigung beantragt. Im Bereich der Terrasse der Gastronomie sollen dort die markanten Kupferkessel aufgestellt werden. Durch eine Erweiterung der Gastronomie sollen 60 weitere Plätze entstehen. (sev)

Das Mariawalder Bier

Das Bier, das in Mariawald entstehen soll, ist bereits entworfen. Der Probesud, den Braumeister Anton Schmitt kreiert hat, ist bereits in die Flaschen gefüllt. „Das Bier wurde noch vor der Flut gebraut und hat das Hochwasser in den Tanks gut überlebt“, sagt Scheidtweiler. Die längere Reifezeit schade dem Bier nicht.

„Nemus Mariae Tripel“, so der unter Verwendung des lateinischen Wortes für Mariawald gewählte Name des neuen Bieres, ist ein helles Starkbier mit neun Prozent Alkoholgehalt. Es wird nach einem alten Rezept der Trappisten gebraut. „Wir haben Trappistenhefe aus Belgien verwendet“, so Scheidtweiler. Anders als bei Trappistenbieren werde allerdings kein Zucker hinzugefügt. „Ganz nach dem deutschen Reinheitsgebot“, so der Diplom-Braumeister. Eine erste Verkostung erfreut den Brauereichef: „Nicht zu bitter, nicht zu süß, rundum gelungen. Das ist selten, dass ein erster Sud so gut gelingt.“ Auf den Markt kommt das Bier, wenn es in Mariawald gebraut werden kann. (sev)

Vieles ist zügig so weit instandgesetzt worden, dass seit Ende Oktober wieder gebraut wird. Doch die Abfüllung hat sich als Sorgenkind erwiesen. Diese Maschinen stammen aus der Gründungszeit der Brauerei. Sie wiederherzustellen, haben sämtliche Fachleute für unmöglich erklärt. Bis eine Lösung gefunden war, haben Partnerbrauereien für die abgesoffenen Gemünder Kollegen die Abfüllung übernommen.

Braumeister und seine Freunde retten die Maschinen

Doch Anton Schmitt hat das Thema keine Ruhe gelassen. Mit Hilfe von Freunden und Bekannten hat er die Maschinen komplett auseinandergebaut, gesäubert wieder zusammengesetzt. „Ich hatte den Vorteil, dass ich bereits 2018 den Flaschenkeller überarbeitet hatte, so kannte ich die Maschinen“, so Schmitt. Doch er ist ehrlich: „Einer allein schafft gar nichts. Doch ich habe die Leute so begeistert, dass es geklappt hat.“ Besonders Joachim Urfell aus Wallenthal und Siegfried Lang aus Gemünd seien immer wieder da gewesen, hätten ihn nicht hängenlassen.

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Das Gemünder Bier reift in offenen Gärtanks heran.

Im November seien die Maschinen gelaufen, doch um sicher zu sein, dass alles klappt, habe er erst zwei Wochen vor Weihnachten offiziell verkündet, dass wieder abgefüllt werden könne. „Eine Produktion ist eine Perlenkette, wenn da an einer Stelle etwas schiefgeht, funktioniert es nicht“, so Schmitt. Doch es funktioniert – auch wenn sich der Lebenszyklus der Anlage seinem Ende zuneigt. Denn angesichts der Unsicherheit sind im Herbst neue Maschinen bestellt worden, die im April geliefert werden. „Hätte ich gewusst, dass die Anlage wieder läuft, hätte ich natürlich nicht bestellt“, sagt Scheidtweiler schmunzelnd.

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Nach der Wäsche werden die Flaschen gründlich kontrolliert.

Zudem wird auf dem bisherigen Parkplatz das Gelände erhöht und ein Bürotrakt errichtet, so dass dieser Bereich bei Überschwemmungen sicher wäre. Der neue Dampfkessel ist ebenfalls in der Höhe installiert. „Vielleicht werden wir wasserdichte Schotten einbauen, wie am Bodensee“, überlegt Scheidtweiler.

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Im Gemünder Brauhaus in der Fußgängerzone ist der Wiederaufbau nicht soweit. „Ich würde da gerne einen Trupp Handwerker reinschicken, doch das Gebäude gehört der Stadt Schleiden“, so Scheidtweiler. Und die sei verpflichtet, EU-weite Ausschreibungen für die Gewerke zu veranlassen. „Wir hätten das in vier Wochen soweit, dass der Gastraum in Ordnung wäre“, so Scheidtweiler. Die zerstörten Sanitäranlagen könnten zunächst durch einen Toilettencontainer ersetzt werden. „Ich fände es wichtig, dass in Gemünd im Sommer etwas ist, wo man hingehen kann“, betont er.