Nach der Flutt Maf Räderscheidt steckt am 70. Geburtstag mitten im Neubeginn
Schleiden – Ein „Fluchtpunkt“ im wahrsten Sinne ist das Kameradschaftshaus in Vogelsang gewesen. Hier hat Maf Räderscheidt einen Neubeginn starten können, nachdem die Flut in ihrem Gemünder Atelier alles zerstört und ihr Lebenswerk mit sich gerissen hatte. Die kalten Tage in dem großen Gebäude, das sich kaum auf eine auch nur ansatzweise akzeptable Temperatur hat heizen lassen, sind inzwischen Geschichte.
Fachwerkhaus am Schleidener Markt ist neues Domizil
Die Künstlerin ist zu neuen Ufern aufgebrochen: In einem jahrhundertealten Fachwerkhaus am Schleidener Markt, wenige Gehminuten von ihrem Wohnhaus entfernt, hat sie ein neues Domizil für ihre Kunst gefunden. Mit ihrem inzwischen erschienenen Buch „Die Nichtschwimmerin“ ist sie immer wieder auf Lesereise. In der Kölner Galerie Studio Novo Artspace stellt sie derzeit aus. Und am Montag hat sie ihren 70. Geburtstag gefeiert.
Dem Kölner Galeristen Robert Mohren ist es, auch mithilfe von Räderscheidts Tochter Rosa, gelungen, Werke aus den fünf Jahrzehnten künstlerischen Schaffens zusammenzutragen. So ist unter dem Titel „Die Küsse der Farben“ – so, wie das Atelier in Gemünd geheißen hat – tatsächlich eine kleine Retrospektive zu sehen.
Räderscheidt hat Mut und positive Einstellung
Die Trauer darüber, dass es wegen der tausenden zerstörten Werke nie eine große Rückschau geben wird, währt in diesem Gespräch bei Räderscheidt nur kurz. Ihr Mut und die positive Einstellung gewinnen schnell die Überhand. „Ich will nicht Opfer sein“, sagt sie – fast schon trotzig. Als Beschenkte fühle sie sich: „Ich habe meine Hände. Damit kann ich wieder etwas schaffen.“
Wie eine Besessene arbeite sie derzeit: „Ich muss mein Lebenswerk neu machen.“ 360 Bilder hat sie seit der Flut bereits geschaffen, vieles auf gespendetem Material, das ihr Freunde und Kollegen zur Verfügung gestellt haben. Auf keinen Fall sollen ihre Werke nochmal in Gefahr geraten. Da sie nach der Flut einen „Sicherheitstick“ entwickelt habe, sei nun alles so konzipiert, dass die Bilder schnell gerettet werden können.
Neues Atelier vermittelt Sicherheit
Vertrauen setzt sie dabei auch in das alte Haus am Markt. Erbaut kurz nach der großen Feuersbrunst Anfang des 17. Jahrhunderts hat es zwei Weltkriege überlebt, zahlreiche kleine Scharmützel – und die Flut. „Es hat etwas hexisches – das passt zu mir. Und es vermittelt Sicherheit“, sagt sie. Es soll nicht nur ihr und ihren Bildern dienen. Räderscheidt möchte darin den Geist vermitteln, der die ganze Region seit der Flut so prägt: positiv, solidarisch, kreativ. Kleine Matinees sollen dort stattfinden oder Lesungen. Eines ist ihr großes Ziel: „Die Menschen sollen etwas in ihrem Herzen mitnehmen.“
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Geben ist ihr wichtig. Doch was wünscht sie sich nach dem vergangenen Katastrophenjahr zum runden Geburtstag? „Ich wünsch’ mir nix, ich hab’ doch alles“, sagt sie reflexhaft. Denkt kurz nach. „Irgendwann mal einen Katalog von all meinen verlorenen Sachen zu haben, in dem ich auf dem Sofa schmökern kann“, fällt ihr ein. Und denkt erneut nach. „Nein, das wäre ein Eitelkeitswunsch. Das ist nicht so wichtig.“ Wichtig sind ihr indes die Tiere. Und dafür hat sie einen Wunsch: „Dass ich noch drei oder vier Katzen und Hunden das Leben retten kann.“