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Erneute Verschiebung bei Supermarkt-BauPlan für neuen Rewe verzögert sich weiter

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Rewe Gemünd

Einen Baubeginn 2017 verkündet weiterhin ein Plakat an der einstigen Post. Doch ob und wann ein neuer Rewe in Gemünd gebaut wird, steht in den Sternen.

Schleiden/Gemünd – Frust ablassen und Fristen setzen – mehr blieb den Schleidener Politikern nicht. Denn Neues hatte Andreas Mankel, Vorstand der 7x7 Invest AG aus Bonn, ihnen nicht zu berichten. Dabei war sein Auftritt im Stadtrat durchaus mit Spannung erwartet worden. Vertritt er doch den Investor, der den neuen Rewe-Markt bauen will, auf den man in Gemünd seit zehn Jahren wartet.

Dabei hatte bei Mankel noch bis kurz vor dem Beginn der Sitzung am Donnerstag um 18 Uhr die Hoffnung regiert. Hoffnung darauf, dass man bei Rewe vielleicht den Vertrag unterschreibt, das von 7x7 auf dem Gelände des einstigen Feuerwehrgerätehauses zu bauende Gebäude für einen Vollsortimenter zu mieten. Doch das war nicht passiert.

Daher blieb auch Mankel nur, den Schleidenern einen Einblick in die Philosophie des Unternehmens zu geben: Dass man vor zehn Jahren beschlossen habe, in Gemeinwohl-Projekte zu investieren und dabei den Einzelhandel von der grünen Wiese in die Orte bringen zu wollen.

Plan A, B und C

Vor allem nutzte er die Gelegenheit, all die Malaise zu schildern, mit der 7x7 aus seiner Sicht beim Gemünder Projekt zu kämpfen hatte und hat. Ein Problem seien demnach Post und Telekom gewesen. Doch dies sei zwischenzeitlich gelöst: Das einstige Postgebäude kann abgerissen werden, es bleibt ein Gebäude von der Größe einer Doppelgarage, in dem die Technik der Telekom untergebracht werden kann. Ein weiteres Problem ist nach Darstellung Mankels Rewe selbst.

Stimmen

Manfred Müller (CDU): „Das ist eine unendliche Geschichte. Mit fehlt der Glaube, dass es in absehbarer Zeit weitergeht.“ Denken müsse man an die Gemünder, die nicht so mobil seien und nicht mal eben nach Kall oder Schleiden zu den nächsten Vollsortimentern fahren könnten.

Wolfgang Heller (SPD) bezeichnete die Lage als eine Katastrophe für einen Ort wie Gemünd und sorgte sich um das Abwandern der Kaufkraft in die Nachbarschaft. „Es ist irritierend und erschreckend, nach zehn Jahren noch solche Aussagen zu bekommen. Ich bin’s einfach satt. Warten und vertröstet werden in solch einer entscheidenden Frage ist unzumutbar.“

Rolf Hörnchen (FDP): „Es gibt wieder nichts Neues, nichts Konkretes. Ich will sehen, dass der Bagger anfängt zu arbeiten und nicht nur Zusagen hören.“

Gerd Breuer (UWV): „Dieses Pingpong über zehn Jahre mit gegenseitigen Zuweisungen, warum was nicht funktioniert, bringt nichts. Warum nutzt ein Unternehmen nicht die Option, die Kaufkraft von knapp 4000 Einwohnern an Ort und Stelle zu halten? Ich bin überzeugt, dass weder 7x7 noch Rewe noch ernsthaftes Interesse hat.“

Petra Freche (Grüne): „Ich bin zwar nicht so bewandert in der Psyche von Großkonzernen. Aber ich denke, wenn Rewe etwas will, dass das auch zügig realisierbar ist.“

Geplant sei ein Gebäude nach dem „Green Building Standard“, der weitgehend CO2 -neutrale Märkte vorsieht. Diese seien ob der Bauweise teurer, zudem schlage die entsprechende Zertifizierung alleine mit 50000 Euro zu Buche. Wirklich problematisch sei, dass bei Rewe nun die Anforderungen verändert wurden und daher neu verhandelt werde.

Daher sei der Mietvertrag, der laut Mankel seit einem halben Jahr unterschriftsreif bei Rewe liegt, noch nicht unterzeichnet. Daher habe man eine Verlängerung der Baugenehmigung beantragt, die seit zwei Jahren vorliege. Vom Bauunternehmer, mit dem man sich längst handelseinig sei, erhalte man nur noch die regelmäßigen Mitteilungen über die aktuell üblichen Kostensteigerungen.

Wann und ob überhaupt nun tatsächlich Bewegung in die Angelegenheit kommt, vermochte auch Mankel nicht zu sagen. Doch selbst wenn der Vertrag sofort unterschrieben werde, dauere es wohl zwei Jahre, bis die ersten Kunden im Markt einkaufen könnten. Für die Übergangszeit brachte er ein Provisorium in einer Art Zelt-Markt auf rund 500 Quadratmetern ins Gespräch.

Drei Pläne für den neuen Markt

Doch darauf gingen die Politiker gar nicht ein, implizierte dies doch, dass 7x7 und Rewe das Projekt wirklich angehen. Und daran hat man erhebliche Zweifel. In aller Deutlichkeit machten die Politiker ihrem Unmut Luft. Dabei wurde auch klar, dass man nicht an irgendwelchen Schuldzuweisungen interessiert ist, wer nun zu verantworten hat, dass dieses und jenes aus diesen und jenen Gründen nicht funktioniert hat. Es kristallisierten sich die Pläne A, B und C heraus, die nun alle gleichermaßen verfolgt werden sollen. Plan A ist demnach die Realisierung des Vorhabens von Rewe und 7x7.

Plan B wäre, dass 7x7 Ausschau nach einem anderen Partner hält. Im Bereich der Vollsortimenter käme im Prinzip nur Edeka infrage. Doch mit einem neuen Partner müssten auch neue Pläne erstellt werden. Und Plan C sieht die Suche nach einem neuen Standort vor. Laut Bürgermeister Ingo Pfennings ist man in dieser Richtung bereits unterwegs: „Für dieses Worst-Case-Szenario werden bereits zwei bis drei Alternativgrundstücke geprüft.“ Genauer wollte er sich da nicht auslassen – die Erfahrung zeige doch, dass Verkaufspreise prompt steigen, sobald Namen oder Orte publik würden. Neue Pläne müssten auch dann erstellt werden.

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Und dann wäre da noch eine mögliche Frist. Bis Ende des Jahres hat man laut Mankel bei 7x7 anvisiert, dass die Angelegenheit ins Rollen gebracht wird. Doch das ist den Schleidenern zu lange. Für die nächste Ratssitzung, die für den 26. September terminiert ist, ist eine neue Runde angesetzt. Auf Vorschlag von Pfennings werden dann Vertreter von 7x7 und Rewe eingeladen. Pfennings: „Entweder sagen beide Ja – oder es muss eine andere Lösung her.“