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Neuer Supermarkt In knapp einem Jahr soll der Rewe in Gemünd öffnen

Lesezeit 5 Minuten
Vier Männer haben Maurerkellen in der Hand und legen die Grundsteine für den neuen Supermarkt.

Die Grundsteine legten der künftige Marktbetreiber Thomas Okon (v.l.), Bürgermeister Ingo Pfennings, Generalunternehmer Sascha Bräuer und Rewe-West-Vorstand Uwe Hoeveler.

Mehr als 15 Jahre wurde diskutiert, verhandelt und der Baubeginn immer wieder verschoben. Nun wird am Hermann-Kattwinkel-Platz in Gemünd gearbeitet, der Grundstein ist gelegt. Im November 2023 soll der neue Rewe öffnen.

Dass dies ein Tag für große Worte werden würde, war klar. Immerhin haben die Gemünder lange genug darauf warten müssen. Logisch, dass Bürgermeister Ingo Pfennings sich da nicht lumpen lässt. „Auch Mythen können wahr werden“, befindet er am Montag zur offiziellen Grundsteinlegung des Rewe-Markts. Das passt schon, schließlich sind mehr als 15 Jahre seit der ersten Idee ins Land gegangen, viele haben nicht mehr geglaubt, dass das Projekt je realisiert wird.

Bei Formulierungen im Zusammenhang mit Weihnachten ist Pfennings deutlich defensiver. Die hätten auch nicht gepasst, schließlich wird seit Monaten am Hermann-Kattwinkel-Platz gearbeitet. Und bis der Supermarkt eröffnet wird, wird ein knappes Jahr ins Land gehen – wenn alles läuft wie geplant.

Rewe hat das Heft in die Hand genommen

Nach vielen Jahren der Debatten, Verhandlungen, Stillstände und verschobenen Bautermine ist erst Ende 2020/Anfang 2021 richtig Bewegung in die Sache gekommen, als die Rewe West eG das Heft in die Hand genommen hat und dem Investor, der jahrelang im Spiel war, das Grundstück hat abkaufen können.

Jedoch: Nach der Flut war an den geplanten Baubeginn im Sommer 2021 nicht zu denken. Stattdessen hat Rewe der Stadt das Gelände, das ebenfalls komplett überflutet worden war, als „Schrottplatz“ zur Verfügung gestellt. Bis zum Herbst sind dort Dutzende von der Flut zerstörte Autos gelagert worden, bis die Besitzer ermittelt, die Verfahren mit den Versicherungen abgeschlossen und die Wagen verschrottet waren.

Hochwasserschutz kostet zwei Millionen Euro

Währenddessen haben die Rewe-Verantwortlichen neu geplant, um den Markt hochwassersicher zu bauen. Um etwa zwei Millionen Euro verteuern diese Maßnahmen nach Angaben von Rewe-West-Vorstand Uwe Hoeveler den Neubau. Einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag wird das Gebäude demnach kosten – ohne Einrichtung und Ware.

Was die Mehrkosten verursacht hat und seit dem Abriss des alten Post-Gebäudes im Spätsommer entstanden ist, ist zwar weitgehend nicht mehr zu sehen, fasziniert Rewe-Prokurist Alfred H. Friesdorf aber nach wie vor. Zunächst ist das komplette Gelände um rund 1,40 Meter erhöht worden.

Auch Mythen können wahr werden.
Ingo Pfennings

Sowohl zum Ufer der Urft als auch zum Waldhang hin sind Schutzmauern gebaut worden. Mit Blick auf den Hochwasserschutz sagt Friesdorf, dass dadurch keine Verengung des Gewässers herbeigeführt werde – die Mauer sei schließlich auch vorher da gewesen, nur eben nicht so hoch. Und dass das Gelände zum Hang abgestützt werden muss, sei auch von vorneherein klar gewesen.

Zudem ist unterirdisch neben dem 100 Kubikmeter Wasser fassenden Löschwasserbehälter ein 250 Kubikmeter großer Retentionsbehälter entstanden. Im Falle eines Hochwassers läuft das Wasser dort hinein und wird gesammelt. Nein, sagt Friesdorf, eine Katastrophe verhindert solch ein Behälter nicht. Aber er fängt Wasser in dem Volumen auf, das der Natur durch den Neubau zur Ausdehnung fehlt. Dies sei ein Bestandteil der Baugenehmigung und mit der Unteren Wasserbehörde abgestimmt.

Komplexe Baustelle auf engem Raum in Gemünd

Eine weitere Herausforderung sieht Friesdorf in der Arbeit auf dem begrenzten Raum – gerade während der Tiefbauarbeiten. Es sei eine knifflige Angelegenheit gewesen, all die Bagger und Co. zu koordinieren. „Das war wie Ballett“, sagt Friesdorf. Daher ist er auch voll des Lobes für Generalunternehmer Sascha Bräuer und sein Team: Der unterirdische Teil der Baustelle sei schon sehr komplex. Und der Rest? „Wenn wir aus dem Dreck sind, kann das eigentlich jeder“, so Friesdorf mit Blick auf die Bodenplatte, die gerade abschnittsweise gegossen wird.

Na dann. Jetzt sieht es also sehr gut aus mit dem neuen Supermarkt. Bis März soll das Gebäude stehen, bis September der Innenausbau dauern und im November Eröffnung sein. 2023. Was bitte soll da noch schiefgehen? Eigentlich nichts. Doch manch ein Gemünder bleibt nach anderthalb Jahrzehnten voller Irrungen und Wirrungen lieber erstmal beim im Ort mittlerweile geflügelten Wort: „Ich glaub das erst, wenn ich den ersten Einkaufswagen da rausgeschoben hab’.“


Ein Gemünder übernimmt

Der Chef des neuen Rewe steht schon in den Startlöchern. Für Thomas Okon ist das Projekt mehr als ein Job, mehr als die Erfüllung des Traums von der Selbstständigkeit. Es ist eine Herzensangelegenheit – es ist nach Hause kommen. Immerhin hat der 38-Jährige die ersten 25 Jahre seines Lebens in Gemünd verbracht.

2010 hat Okon die Leitung des Rewe-Markts in der Mechernicher Marienau übernommen. „Mach das mal zwei Jahre, dann kommst Du nach Gemünd“, so Okon, habe man ihm damals gesagt. Es sollte anders kommen. Zehn Jahre ist er in Mechernich geblieben, inzwischen leitet er seit zwei Jahren einen Markt in Bonn und lebt mit seiner Freundin in Leverkusen.

Aus den Augen verloren hat er das Projekt in Gemünd nie. Und nun nimmt es endlich Formen an. „Ich bin wohl nicht der einzige Gemünder, der sich so sehr gefreut hat, als endlich die Bagger angerollt sind“, sagt Okon, der in seinem Markt auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Gastfreundschaft setzen will. Nun sitzen er und seine Partnerin auf im Geiste gepackten Koffern. Er will nicht nur in etwa einem Jahr den Markt eröffnen, sondern auch in die Region ziehen – so sich denn eine Immobilie findet. (rha)