Personal dringend gesuchtSchleidener wird im Ruhestand zum Bademeister
Schleiden – Rote Badehose und in Zeitlupe am Strand entlanglaufen – die Serie „Baywatch“ hat für reichlich Klischees bei Rettungsschwimmern gesorgt. Die Realität sieht allerdings anders aus. Viele Schwimmbäder suchen derzeit händeringend Personal für den Beckenrand, weil es zu wenig Bademeister und Rettungsschwimmer gibt.
Erhard Hanf (62) aus Schleiden weiß um den Personalmangel. Dass er nun aber das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen der DLRG in Silber gemacht habe, sei nur ein Zufall gewesen.
DLRG-Prüfung vor 40 Jahren schon mal gemacht
„Ich habe schon länger überlegt, dass ich mal wieder den Rettungsschwimmer machen möchte“, sagt Hanf. Vor knapp 40 Jahren war er schon einmal Rettungsschwimmer. Damals hat er während seines Studiums im Schleidener und Gemünder Freibad als Rettungsschwimmer gearbeitet.
Bei der Prüfung der DLRG wusste er, was auf ihn zukommt: „Man muss das wirklich wollen. Für mich war das ein bisschen wie Sport in der Gruppe.“ Andere seien nach der zweiten Übungsstunde nicht wiedergekommen.
Entkleiden im Wasser gehört zu Prüfungsaufgaben
Neben einer theoretischen Prüfung, in der unter anderem Fragen zu Atmung und Blutkreislauf, Gefahren am und im Wasser sowie Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen gestellt werden, und einem Erste-Hilfe-Kurs müssen die Prüflinge auch eine umfangreiche praktische Prüfung absolvieren.
Neun Einzelaufgaben – unter anderem 300 Meter Schwimmen in Kleidung in höchstens zwölf Minuten mit anschließendem entkleiden im Wasser, 25 Meter Streckentauchen und 50 Meter Transportschwimmen in höchstens 1,30 Minuten – gehören dazu, aber auch eine kombinierte Aufgabe, die ohne Pause in einer bestimmten Reihenfolge absolviert werden muss: Beginnend mit einem Sprung kopfwärts ins Wasser, über 20 Meter Schwimmen in Bauchlage, dem Lösen aus einer Umklammerung und abschließend mit einer dreiminütigen Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Mit Ehrenamt bis zum Rentenalter warten
Eigentlich wollte er mit dem Ehrenamt warten, bis er Rentner ist. Hanf arbeitet im Außendienst. „Die letzten Jahre werden ruhiger werden, da überlegt man, was man in seiner Freizeit machen kann“, so Hanf.
Doch nun, wo er den Schein in der Tasche hat, hat er jetzt schon seine Hilfe angeboten: Wer regelmäßig zum Schwimmen gehe, komme mit dem Badepersonal ins Gespräch, sagt Hanf. „Da merkt man schon, dass es knapp ist. Zur Not könnte ich auch schon im Sommer helfen“, sagt er. Die Schleidener haben sein Angebot positiv aufgenommen, so Hanf. Außerdem verliert der Schein nach zwei Jahren seine Gültigkeit und muss erneuert werden.
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Lars Eßer (22) war ebenfalls mit Hanf im Kurs für den Rettungsschwimmer. Er ist seit 2006 bei der DLRG, hat im Bad Münstereifeler Schwimmbad als Aufsicht gearbeitet und steht momentan durch sein Studium im Schwarzwald am Beckenrand.
Studierender mag die Atmosphäre im Schwimmbad
„Das kann ein relativ entspannter Job sein“, sagt Eßer. „Wir sind dafür da, auf die Schwimmer aufzupassen.“ Eßer mag die Atmosphäre im Schwimmbad gerne: „Die Menschen erzählen unglaublich viel im Schwimmbad.“ Das gefalle ihm auch an dem Job so gut, und meist seien es entspannte Sechs-Stunden-Schichten.
Hanf überlegt nun, noch sein Gold-Abzeichen zu machen. „Das ist so ein Ego-Ding“, sagt der 62-Jährige lachend.