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Müllabfuhr in NettersheimEigenbetrieb zahlt sich für die Nettersheimer aus

Lesezeit 5 Minuten
Nettersheim_Muellwerker

Mit dem neuen Müllfahrzeug sind Daniel Barkowski (l.) und Bernd Stollenwerk  in Nettersheim unterwegs.

  1. Die Eifelgemeinde Nettersheim entsorgt den Müll ihrer Bürger in Eigenregie.
  2. Kluges Wirtschaften in der Abfallentsorgung hat den Nettersheimern lange Jahre stabile Müllgebühren beschert.
  3. Doch die Aussichten sind auch für die Nettersheimer nicht mehr ganz so rosig.

Nettersheim – Ein orange-farbenes Müllfahrzeug und zwei Mitarbeiter – mehr ist nicht erforderlich, um den Müll der Nettersheimer Bürger zu entsorgen. Im Gegensatz zu neun anderen Kommunen im Kreis, die die Abfallentsorgung gemeinsam ausschreiben und vergeben, erledigt dies in Nettersheim ein eigener Betrieb. „Das hat sich bewährt“, sagt Norbert Crump, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.

Seit 2005 habe es auf dem Abfallsektor in Nettersheim keine Gebührenerhöhung gegeben. „Wir haben seit 15 Jahren Stabilität und konnten jede Menge Serviceleistungen für die Bürger einführen“, so Crump.

Außerdem sei es nicht nur gelungen, einen sechsstelligen Fehlbetrag auszugleichen, sondern auch einen Überschuss zu erwirtschaften, so dass auch dieses Jahr die Gebühren stabil bleiben.

Eigenständigkeit nach hohem Fehlbetrag

Der Ursprung des Nettersheimer Sonderweges datiert aus dem Jahr 2007. „Wir hatten einen Fehlbetrag in sechsstelliger Höhe in unserem Gebührenhaushalt, den wir nur durch eine Gebührenerhöhung hätten wettmachen können“, erinnert sich Crump, der damals die Müllentsorgung mit aufgebaut hat.

Norbert_Crump

Norbert Crump

Da hätten die Überlegungen begonnen, wie eine Gebührenerhöhung vermieden werden könne. „Der große Vorteil, wenn wir die Abfallentsorgung in Eigenregie machen, ist, dass wir die Mehrwertsteuer einsparen“, erläutert Crump. Außerdem gebe es noch einige Stellschrauben, die nachjustiert werden könnten. Einen großen Ertrag habe bislang auch die Vermarktung des Altpapiers gebracht.

Um ein Müllfahrzeug zu erwerben, sei damals eine Delegation der Verwaltung zu einer Messe nach Nürnberg gefahren. Ende 2007 sei dann der Vertrag mit der kreisweiten Abfallentsorgung gekündigt worden, so dass zum 1. Januar 2008 der eigene Abfallbetrieb starten konnte. „Wir mussten über die Dörfer tingeln, um alle Papiertonnen auszutauschen“, erinnert sich Crump an die Anfänge.

Insgesamt 7200 Mülltonnen werden geleert

3200 Restmüll-, 3200 Papier- und 800 Biotonnen werden von Bernd Stollenwerk und Daniel Barkowski in der Gemeinde geleert. Nur die gelben Tonnen werden von dem Entsorger Schönmakers im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD) geleert. Die Gemeinde entsorgt auch den Sperrmüll. Der Sondermüll wird allerdings von einem Fachunternehmen weggekarrt.

Altpapiertonne ist kostenlos

Die Möglichkeiten, die die Gemeinde Nettersheim ihren Bürgern bietet, sind nicht gering. So können diese, wenn sie sich im Rathaus einen Schein abgeholt haben, ihren Sperrmüll kostenlos beim Abfallwirtschaftszentrum des Kreises in Strempt abliefern. Auch die Altpapiertonne wird kostenlos gestellt.

Zweimal im Jahr gibt es die Möglichkeit, Grünschnitt schreddern und abfahren zu lassen, genauso oft gibt es eine Laubsammelaktion. Das Angebot gibt es nicht zum Nulltarif.

Entsorgungskosten steigen um bis zu 40 Prozent

Im Dezember 2021 enden die bisherigen Verträge für die Müllentsorgung in den Gemeinden Bad Münstereifel, Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Mechernich, Schleiden, Weilerswist und Zülpich. Sie müssen neu ausgeschrieben werden.

Danach wird die Entsorgung dort höchstwahrscheinlich bis zu 40 Prozent teurer. Zum einen liege das an gestiegenen Kosten durch Mindestlohn und Personalmangel bei den Entsorgerfirmen, sagt Lothar Hilgers von der Stadt Mechernich. Zum anderen gebe es kaum Bewerberfirmen. Was das konkret für die Bürger bedeutet, entscheidet sich im Herbst, wenn die neue Ausschreibung endet.

Ein weiterer Grund dafür, dass in einigen Gemeinden im Kreis die Abfallgebühren steigen, ist, dass die Gebühren der Kreismülldeponie zum 1. Januar erhöht wurden. Pro Tonne Restmüll beispielsweise verlangt der Kreis von kommunalen und privaten Anlieferern nun 21,50 Euro mehr als noch im vergangenen Jahr.

Das liegt vor allem daran, dass die Gebühren 2019 durch Rücklagen aus Überschüssen der Vorjahre stark subventioniert waren. Diese sind nun aufgebraucht. (jre)

Laut Crump kostet das Schreddern ab 20, das Laubsammeln ab 10 Euro. Die Weihnachtsbäume werden indes im Januar kostenlos eingesammelt.

Seit zwei Jahren gibt es die kostenlose Grünabfall-Sammelstelle im Zingsheimer Gewerbegebiet. Sie ist von April bis November täglich geöffnet. „Das Angebot wird gut angenommen“, berichtet Crump.

30.000 Euro sind im aktuellen Haushalt dafür eingestellt. Für junge Familien gibt es die Möglichkeit, eine „Pflege- und Pamperstonne“ für rund 18 Euro zusätzlich zu der normalen Restmülltonne zu erhalten.

„Davon habe ich als Vater zweier Kinder auch profitiert“, berichtet Crump lachend. Denn gerade, wenn mehrere Kinder, die Windeln benötigten, im Haushalt seien, sei die normale Tonne schnell voll.

Wer keine Biotonne benötigt, sondern lieber selbst kompostieren möchte, kann von der Gemeinde einen ein mal ein Meter großen Holzkomposter ordern. „Der erste Komposter ist kostenlos, den zweiten gibt es für 15 Euro“, so Crump.

Neues Fahrzeug seit Mitte 2019

„Das ist so fein, damit kann man sogar in Urlaub fahren“, scherzt Bernd Stollenwerk über das neue Müllfahrzeug, das die Gemeinde angeschafft hat. Seit 2008 arbeitet er für die Gemeinde. Mit seinem Kollegen Daniel Barkowski ist er für die Müllentsorgung zuständig. 238.000 Euro hat das neue Fahrzeug gekostet, das seit Mitte 2019 im Einsatz ist.

Das alte Gefährt habe mittlerweile 20.000 Betriebsstunden absolviert und sei reparaturanfällig geworden. „Es ist natürlich gut, dass Stollenwerk gelernter Kfz-Mechaniker ist und deshalb vieles selber machen konnte“, sagt Crump. Doch durch die Reparaturen des alten Fahrzeuges seien viele Kosten angefallen, die nun eingespart werden könnten.

Die Aussichten verfinstern sich

Für 2020 erwartet Crump erhebliche Schwierigkeiten. So habe der Kreis die Gebühren für die Deponie-Nutzung deutlich erhöht: „Das macht bei uns einen Mehraufwand von 45.000 Euro aus.“ Zudem sei der Preis für Altpapier eingebrochen. Statt rund 90 Euro pro Tonne würden nur noch rund zehn gezahlt.

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Dadurch fehlten zwischen 50.000 und 80.000 Euro. Allerdings sei 2016 ein Überschuss von 14.000 Euro erzielt worden, der als Sonderposten zur Verfügung stehe. Auch die gesunkenen Unterhaltskosten durch das neue Fahrzeug entlasteten den Etat. Crump: „Für nächstes Jahr können wir Gebühren-Anpassungen nicht ausschließen, wenn der Papierpreis sich nicht erholt.“

Wie auch in anderen Kommunen werden alle Gebührenzahler durch wildes Müllabladen belastet. „Das ist ein Schweinerei, dass das bei den Angeboten, die wir machen, noch immer gemacht wird“, schimpft Crump.

Bis zu 20.000 Euro pro Jahr müsse die Gemeinde dafür aufwenden. Eine neue Abfallsatzung soll entwickelt werden. Die jetzige stamme von 2001. „Damit sollen kleinere Tonnengrößen möglich werden, die dem Bedarf angepasst werden können“, so Crump. Das könne ein Anreiz zur Müllvermeidung sein.