Die Entsorgung der Industrieruine der einstigen Ruhr KG bei Nettersheim-Buir ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauern wird.
„Lost Place“Ein Schritt zur Entsorgung der Industrieruine bei Nettersheim ist gemacht
In Trippelschritten geht es derzeit vorwärts. Seit Jahren ist die geplante Sanierung der aufgelassenen Gebäude der Ruhr KG im Wald bei Buir eine Hängepartie. Doch nach einem Behördentermin im Juli ist die Marschroute klar. Den ersten Schritt tat der Nettersheimer Bauausschuss mit der Empfehlung an den Rat, dass die Gemeinde sich die Immobilie aneignen soll.
Wobei das streng genommen bereits der zweite Schritt war, um das ins Stocken geratene Verfahren wieder in Gang zu bringen. Die Chance, die Sanierung des ehemaligen Holzimprägnierwerkes in Angriff zu nehmen, ergab sich nur, da sowohl das Landesumweltministerium als auch die Bezirksregierung beim Behördentermin signalisiert hatten, der Verwendung von Ersatzgeldern des Kreises Euskirchen zur Finanzierung des Eigenanteils zuzustimmen.
Die Aneignung durch die Gemeinde Nettersheim war ein Knackpunkt
Bis dahin war genau dieser Punkt das Sandkorn im Behördengetriebe gewesen. Das herrenlose Gelände hatte längst eine Berühmtheit als „Lost Place“ erlangt. Doch da noch die alten Druckkessel in dem Gebäude sind, besteht die Gefahr, dass sich in der Ruine gesundheitsgefährdende Stoffe gesammelt haben. Ein klarer Fall für den AAV, den Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung in Hattingen.
Er übernimmt die Planung und Entsorgung von kommunalen Gebäuden, die kontaminiert sein könnten – inklusive 80 Prozent der Kosten. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Immobilie im Besitz einer Kommune ist, die dann den Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent zu tragen hat. Genau dazu war aber die Gemeinde Nettersheim nicht bereit: Per Ratsbeschluss war festgelegt, dass sie das Eigentum nur übernehme, wenn daraus keine Folgekosten entstehen.
Ein Termin im Juli an der Ruhr-KG-Ruine brachte den Durchbruch
Die Lösung dieses Dilemmas sind nun die Ersatzgelder, die der Kreis gemäß Landschaftsgesetz bei Bauprojekten erhält, wenn bei Eingriffen in die Natur kein entsprechender Ausgleich geschaffen werden kann. Doch mit dieser Konstruktion war das NRW-Umweltministerium nicht einverstanden.
Erst bei dem besagtem Behördentermin im Juli konnte hierbei Einigkeit erzielt werden, als das Ministerium der Verwendung der Ersatzgelder zustimmte. „Alle wollen die Altlast da wegkriegen“, schilderte Bürgermeister Norbert Crump die Stimmung bei dem Treffen an der Industrieruine.
Nun stimmte der Bauausschuss einer Eigentumsübernahme zu. Die Zeit drängt, denn bereits im November tagt der Vorstand des AAV, der die Mittel für die Erstellung eines Rückbaukonzeptes bewilligen muss. „In drei bis vier Jahren ist das alles bereinigt“, gab Crump seiner Hoffnung Ausdruck.
Nach Perspektiven für die Entsiegelung der übrigen Betriebsflächen fragte Franz-Josef Hilger (UNA). Die seien als Ersatzflächen für den Weiterbau der A1 vorgesehen, informierte Crump – aber: „Ob wir das jemals erleben werden, weiß ich nicht.“ Das stehe im Augenblick nicht zur Debatte.