Bauten aus Holz könnten auch einer Flut standhalten, sagt Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump.
52 VorschlägeIn Nettersheim wurde der Holzbaupreis Eifel vergeben – das sind die Gewinner
„Wir sind hier alle auf dem Holzweg“, prägte Nettersheims Bürgermeister Norbert Crump ein Bonmot, das den Charakter des Abends treffend zusammenfasste. Während draußen der Schnee die Eifel einhüllte, versammelten sich am späten Freitagnachmittag im Holzkompetenzzentrum in Nettersheim Architekten und Bauingenieure, die sich dem Thema „Holzbau“ widmen. Sie wohnten der Vergabe des Holzbaupreises Eifel bei, dem heimlichen Oscar derjenigen, die davon überzeugt sind, dass Häuser nicht aus Stein und Beton gemacht sein müssen.
52 Projekte wurden für den Holzbaupreis Eifel vorgeschlagen
Mittlerweile zum fünften Mal war der Preis ausgelobt worden. 52 Projekte waren dazu eingereicht worden, die im Wettbewerbsgebiet errichtet worden waren. Das war auf die Eifel beschränkt, ihren nordrhein-westfälischen wie auch den rheinland-pfälzischen Teil, Luxemburg und Ostbelgien.
Eine achtköpfige Fachjury aus Architekten und Ingenieuren widmete sich der Bewertung der Arbeiten. Ihre Aufmerksamkeit richteten die Juroren auf gestalterische und konstruktive Merkmale, die Integration in die Umgebung, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und die werkstoffgerechte Verwendung des Holzes.
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18 Projekte, die Besonderheiten aufwiesen, seien nach der ersten Begutachtung in die engere Wahl genommen worden, schilderte Michael Müller, Vorsitzender der Jury, das Vorgehen bei der Bewertung. Schließlich seien 14 Preise ausgesprochen worden, wobei die hohe Anzahl der Vielfalt der Projekte geschuldet sei.
Viel Engagement bewiesen die Architekten, die mit Holz bauen wollten, um den Bedenkenträgern zu zeigen: „Es geht doch.“ Denn immer noch gebe es fehlende Regeln und Vorurteile bei denen, die die Entscheidungen treffen würden. Gerade bei den Genehmigungsbehörden sei noch viel Skepsis festzustellen. „Diskutieren Sie die Arbeiten und zeigen Sie den Entscheidern, dass es mit Holz geht“, forderte er die Anwesenden auf.
Zwei Sonderpreise wurden vergeben für Projekte, die die Wiederherstellung von flutgeschädigten Objekten zum Thema hatten, unter anderem die Sanierung des „Roten Hauses“ in Mechernich. Die Flut habe bewiesen, dass Bauten aus Holz auch der Flut hätten standhalten können, betonte Crump.
Nicht die Preisverleihung allein sei für die Teilnehmer Motivation, zu der Veranstaltung zu kommen, sagte Hannsjörg Pohlmeyer vom Holzcluster RLP, der bei allen fünf Auslobungen des Holzbaupreises Mitglied der Jury war. „Allein im Austausch kommt man auf neue Ideen“, erklärte er. Kollegen ließen sich gern von preisgekrönten Projekten inspirieren. Das Holzkompetenzzentrum sei dafür der richtige Ort.
„Nettersheim war Vorreiter beim Thema. Holz war hier immer stark, aber auch Lehm und Stroh“, sagte er. Immer größer werde das Interesse für den Holzbau. Bundesweit liege der Marktanteil laut dem Bund Deutscher Zimmermeister mittlerweile bei 22 Prozent. NRW rangiere mit 14,8 Prozent noch unter dem Durchschnitt, vor allem Baden-Württemberg sei mit einem Marktanteil von 35,2 Prozent gut vertreten.
„Holz ist ein wunderbarer Werkstoff“, schwärmte Christoph Böltz, Leiter des Regionalamtes Hocheifel/Zülpicher Börde. Das werde jeden Tag deutlich, nachdem seine Behörde wieder in das von den Flutschäden sanierte Holzkompetenzzentrum zurückgekehrt sei. Wichtig sei die Nachhaltigkeit des Werkstoffes, wobei mittlerweile jeder versuche, mit diesem Begriff zu glänzen. Aber: „Erfunden haben es die Förster“, so Böltz.
Das „Rote Haus“ in Mechernich hielt die Jury für preiswürdig
Wer die Berichterstattung zur Bundeswaldinventur verfolgt habe, müsse das Gefühl gehabt haben, der Wald speichere kein Kohlendioxid mehr. Das sei aber Unfug. „Die Mitarbeiter, die das verfasst haben, sollten entlassen werden“, forderte er. Denn der Effekt der Speicherung sei lediglich schwächer als bei der letzten Waldinventur gewesen.
Wichtig beim Bau sei die Kreislaufwirtschaft. Denn alte Werkstoffe zu schreddern, sei kein Kreislauf, so Böltz. Richtig sei es, wenn die Materialien zurückgewonnen würden.
„Holz ist der einzige Rohstoff, der nachwächst“, schwärmte Dr. Ralf Petercord, Referatsleiter für Waldbau und Holzwirtschaft im NRW-Landwirtschaftsministerium. Auch sei die Anlage von Wäldern immer noch die einzig bekannte Methode, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen. Holz sei viele Jahrhunderte lang ein traditioneller Werkstoff gewesen, bevor die Menschen zu der Auffassung kamen, es sei besser in Stein zu bauen. Jetzt werde Holz wiederbelebt.
„Sie sind die Vorreiter“, lobte er die Anwesenden. Die Projekte zeigten auch, wie man wirtschaftlich mit Holz bauen könne. Weitere Informationen gibt es im Internet.
Das sind die Preisträger
Jeweils einen Preis erhielten: Ulrich und Ilse Königs, Köln, für die Kultur- und Sporthalle in Alfter.
FAT architects, Munsbach (Luxemburg), für zwei Mehrzweckgebäude in Dudelange (Luxemburg).
Witry und Witry, architecture urbanisme, Echternach (Luxemburg), für den Generationscampus Wobrécken in Esch-sur-Alzette (Luxemburg).
Werk.um, Botta Lückgen Steffen und Partner, Darmstadt, für das Interim Regino-Gymnasium in Prüm.
Banz + Riecks, Bochum, für ein Bürogebäude in Niederzissen.
Witry und Witry, architecture urbanisme, Echternach (Luxemburg), für ein Zweifamilienhaus in Hersberg (Luxemburg).
Einen Sonderpreis „Flut“ erhielt Lüderwaldt Architekten, Köln, für die Sanierung des „Roten Hauses“ in Mechernich.
Ebenfalls einen Sonderpreis „Flut“ erhielt Susanne Raulf, Raulf Architekten, für die Sanierung der Holzbausiedlung „Auf den Steinen“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Eine Anerkennung erhielten
WW+ architektur + management, Esch-sur-Alzette (Luxemburg), für den Schulcampus in Echternach.
GROPYUS Technologies, Berlin, für das Wohnhochhaus „Zero.One“ in Weißenthurm.
Baurmann.dürr, Karlsruhe, für das Forstamt Meulenwaldhaus in Trier.
Sylvia Lewe-Fiedler, LVR Rheinland, und Rongen Architekten, Wassenberg, für das Internatswohngebäude in Euskirchen.
Elmar Paul Sommer, Monschau, für die Atelier- und Ferienwohnung „Haus Graf“ in Monschau.
Agathos Baukontor/Bernward Sutmann, Roetgen, für ein Büro, ein Lager und eine Wohnungsaufstockung in Raeren (Belgien).
In die engere Wahl kamen:
Jonas Architectes, Ettelbrück (Luxemburg), für den Firmensitz eines Ingenieurbüros in Contern (Luxemburg).
MGF Architekten, Stuttgart, für eine Zweifeldsporthalle in Trier.
Baut architektur für die Erweiterung der Grundschule in Köln-Flittard.
Jonas Architectes, Ettelbrück (Luxemburg) für die Umnutzung eines Hauses in Beidweiler.