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Nach verlorenen WahlenDetlef Seif zum Rücktritt aufgefordert

Lesezeit 5 Minuten

im Zentrum der Kritik: Detlef Seif sieht zwar Handlungsbedarf bei der Arbeit der CDU, aber nicht beim Personal.

  1. Detlef Seifs Parteikollegen erheben schwerwiegende Vorwürfe gegen ihren Kreisvorsitzenden.
  2. Er sei für vergangene Wahlniederlagen verantwortlich.
  3. In einem Brief an den Kreisvorstand fordern sie Konsequenzen.

Kreis Euskirchen – Nach der verlorenen Landrats- und Kommunalwahl brodelt es weiter mächtig in der Kreis-CDU. Elmar Scholzen, graue Eminenz der Partei aus Schleiden, fordert in einem Schreiben an den Kreisvorstand den Rücktritt des Kreisvorsitzenden. Detlef Seif müsse für die Wahlniederlagen von Manfred Poth und Johannes Winckler die politische Verantwortung übernehmen. „Es gibt viele an der Basis, die dieser Meinung sind“, betont Scholzen, der bekannt dafür ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Seif räumt ein, dass es Defizite gegeben habe und verspricht: „Die nächsten Wahlkämpfe werden besser geführt.“ Er selbst sei „hochmotiviert“ und werde „den Kopf nicht in den Sand stecken“.

Der Vorwurf: Seifs Wahlkampfstrategie sei falsch gewesen

Scholzen hatte den Brief einen Tag nach der verlorenen Landratswahl an den Kreisvorstand geschickt. Darin wirft er Seif vor, die falsche Wahlkampfstrategie gewählt zu haben und nach der Niederlage von Manfred Poth gegen Günter Rosenke 2015 für das „nächste Desaster“ gesorgt zu haben. Winckler habe wie zuvor auch Poth vom Vorsitzenden und den Vorstand „nie die Unterstützung erhalten, die der Volkspartei CDU angemessen gewesen wäre“. Statt bei Ramers nachzuhaken, welchen Plan er für den Kreis habe und wie er beispielsweise die Streichung der Elternbeiträge für die Kitas finanzieren wolle, sei „der nächste Kandidat aus Lustlosigkeit, Unfähigkeit und persönlichen Machtspielen und Ansprüchen vorgeführt“ worden. Winckler meinte dazu auf Anfrage, dass Seif ihn unterstützt habe. Ansonsten wolle er nicht über Namen sprechen, sondern die Dinge intern diskutieren. „Wenn ich Probleme mit Leuten habe, spreche ich sie direkt an“, erklärt Winckler.

Fordert Konsequenzen: Elmar Scholzen.

Da Scholzen mit den Ergebnissen der CDU-Klausurtagung, die am Samstag in Steinfeld stattgefunden hat, nicht zufrieden ist, hat er sich nun an die Öffentlichkeit gewandt. „Bei der Tagung ist nicht viel rausgekommen. Seif hat alle eingenordet.“

„Ich habe kein Mandat und kann deshalb sagen, was ich denke.“ Bei der CDU gehe es oft doch nur noch um Pfründe. „Viele halten lieber den Mund, weil sie irgendwann mit Hilfe der Partei wiedergewählt werden wollen.“ Man müsse sich fragen, was Seif der Kreispartei gebracht habe und ob die Trennung vom Amt und Mandat nicht sinnvoll sei. „Die Entfernung von seiner Schlafstelle Berlin bis Losheim ist mit 660 Kilometern sicherlich zu groß. Da kriegt man nicht mehr mit, was im Wahlkreis geschieht“, schießt Scholzen in Richtung Vorsitzender.

Seif sieht eher das "Phänomen Markus Ramers" als Ursache für seine Niederlage

Er achte den Schleidener als „engagiertes CDU-Mitglied“, könne seine Kritik in großen Teilen aber nicht nachvollziehen, kontert Seiff. Den Vorwurf, er bekomme in seiner „Schlafstelle Berlin“ gar nicht mit, was im Kreis passiere, weist er zurück: „Ich habe in Berlin 23 Sitzungswochen. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt im Wahlkreis.“ Auch während der Sitzungswochen halte er den Kontakt und sei gut erreichbar. Auch in puncto Wahlkampfführung habe er eine andere Meinung als das Schleidener CDU-Mitglied: „Scholzen wollte einen aggressiven Wahlkampf gegen Markus Ramers führen, der aus meiner Sicht unter der Gürtellinie gewesen wäre.“ Das sei aber nicht der Stil der CDU. Das Ergebnis der Landratswahl habe mehrere Ursachen, sei aber vor allem auf das „Phänomen Markus Ramers“ zurückzuführen.

Der SPD-Politiker habe sich in den fünf Jahren als stellvertretender Landrat und als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung der Kreissparkasse gut in Szene gesetzt. „Wir haben uns die Ergebnisse genau angeschaut. Ramers hat zwischen 12 und 30 Prozentpunkten mehr Stimmen als seine Partie bekommen und sogar im zweiten Wahlgang noch deutlich zugelegt“, führt der CDU-Vorsitzende aus. Seine Partei habe es dagegen nicht geschafft, dem Wähler den eigenen Kandidaten und seine fachlichen Qualitäten zu vermitteln. Für Winckler sei er rund um die Uhr erreichbar gewesen und habe ihn intensiv unterstützt. Insgesamt sei das Ergebnis auch nicht so schlecht gewesen. Man habe im Trend der Nachbarkommunen gelegen: „Wir sind mit 14,5 Prozentpunkten Vorsprung noch die stärkste Kraft im Kreis und stellen sieben von elf Bürgermeistern.“

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Trotzdem sei das Ergebnis auch Anlass, die Parteiarbeit und den Wahlkampf zu überdenken: „Wir müssen in vielen Bereichen die Arbeit optimieren. Das gilt beispielsweise für die Arbeit mit soziale Medien, die interne Kommunikation und die frühzeitige Aufstellung von Kandidaten.“ Ramers habe sich fünf Jahre auf die Wahl vorbereitet: „Da müssen wir von lernen. Die CDU muss nun schnell einen Landratskandidaten finden und darf nicht drei oder vier Jahre warten.“ Bei der Klausurtagung in Steinfeld habe es eine vierstündige intensive Diskussion gegeben, aber nicht zu Personalfragen. Jeder Kandidat sei letztlich verantwortlich für die Kampagne. „Das bereitgestellte Budget und die Unterstützung durch die Partei waren bei den Wahlkämpfen von Poth und Winckler in Ordnung.“ Die Ergebnisse sind für Seif auch noch Nachwirkungen von 2009, „als die CDU ohne Not ihren Landrat Günter Rosenke vergrault hat“. Wer jetzt personelle Konsequenzen fordere, müsse auch sagen, wer die Arbeit übernehmen solle. „Wir haben kein Überangebot an Personal“, macht Seif deutlich.

Ingo Pfennings sieht die CDU vor großen Aufgaben.

Der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Ingo Pfennings stimmt Scholzen zum Teil zu: „Wir haben aus der Wahlniederlage von 2015 nicht die richtigen Schlüsse gezogen.“ Neben der Niederlage bei der Landratswahl habe man auch die Kreisstadt verloren. „Das kann nicht unser Anspruch sein. Das habe ich bei der Tagung deutlich gemacht.“ Man müsse dem Bürger ein ansprechendes inhaltliches und personelles Angebot machen: „CDU allein reicht nicht. Und wir müssen mehr für unsere Erfolge werben.“