Model Leonie Bentzinger„Sturz vom Hochhaus hat Spaß gemacht“

Gefragtes Model mit eigenen Vorstellungen: Leonie Bentzinger ist Abiturientin und Model zugleich. Die Schule hat für die 19-Jährige im Moment aber Vorrang.
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Weilerswist – Ihre Maße: 88-60-90. Auf eine Körpergröße von 1,77 Metern verteilen sich 58 Kilo. Fett? Fehlanzeige. Trotzdem ist Leonie Bentzinger schon gesagt worden, dass sie zu dick für einen Job sei. „Es ist ein sehr oberflächliches Geschäft. Ich kann mir ja schlecht eine Rippe brechen, um schlanker zu sein“, sagt Bentzinger.
Die 19-Jährige ist Model und spricht ganz offen über „ihr“ Geschäft. „Das Schönheitsideal, das die Werbung mitunter verbreitet, beeinflusst junge Mädchen in negativer Art und Weise“, so die Weilerswister Gesamtschülerin. Magersucht und Essstörungen seien ein ständiger Begleiter – nicht nur in Modelkreisen, sondern auch mitunter in ihrem Bekanntenkreis. Sie selbst esse aber für ihr Leben gern. „Ich frühstücke sogar vor Terminen“, scherzt sie. Dennoch mag die Schülerin aus Odendorf ihren Job. „Ich komme viel rum, lerne fremde Kulturen kennen und komme mit spannenden Menschen ins Gespräch“, so Bentzinger, die bei der Frankfurter Modelagentur „EastWestModels“ unter Vertrag steht.
Derzeit hat sie das Modeln allerdings auf ein Minimum reduziert. Das Abitur hat für die 19-Jährige eindeutig Priorität. Einen Job hat sie Anfang Januar aber dennoch angenommen. „Das war etwas Besonderes“, sagt sie lächelnd. Um was es sich genau handelt, darf sie aber nicht verraten. Nur soviel: Sie spielt in einer TV-Werbung eine junge Frau, die sich von den Zwängen der Gesellschaft befreien möchte. Als symbolischen Akt reißt sie sich dafür ihre Kleider vom Leib und lässt sich von einem Hochhaus fallen. „Das war mein erster großer Videodreh und der hat richtig Spaß gemacht“, so Bentzinger.
Bis zum Abiball sollen die Jobs zunächst einmal ruhen. Statt Laufsteg ist Lernen angesagt. Bentzinger: „Bei den Leistungskursen Biologie und Psychologie wird das auch sicherlich nicht wenig.“ Für die Zeit nach dem Abitur hat das junge Model schon ganz konkrete Vorstellungen. Zunächst will die angehende Abiturientin für drei Monate nach Argentinien. „Work and Travel“ hat sie sich vorgenommen. Land, Kultur und Menschen kennenlernen und dabei am liebsten noch Rinder und Pferde über unendlich erscheinende Weiden treiben. Danach will sich die 19-Jährige, die im Alter von 13 Jahren im Kreta-Urlaub entdeckt wurde, voll aufs Modeln konzentrieren. Am liebsten drei Jahre lang. Anschließend will sie „irgendwas mit Medien, Sport und Eventmanagement“ studieren.
Neben dem Dreh für die Werbung kann Bentzinger schon auf weitere Erfahrungen im Model-Geschäft verweisen. So lief sie vor ein paar Jahren bei der Berliner „Fashion Week“ für das Mode-Label „Blacky Dress“. „Da war ich ganz schön nervös, weil meine High Heels zwei Nummern zu groß waren“, erinnert sich die 19-Jährige. Erschwerend kam hinzu, dass ausgerechnet vorher ein Model vom Laufsteg gefallen war, weil es zu nah am Rand „stöckelte“. „Ich glaube, ich bin ganz schön verkrampft gelaufen“, scherzt Bentzinger. Mittlerweile seien das Laufen auf 13-Zentimeter-Absätzen und Posen für die Kamera Routine geworden. Das Laufen auf High Heels habe sie nicht intensiv geübt. Überhaupt habe sie sich an das Geschäft gewöhnt. „Haare wäscht man sich als Model immer einen Tag vorher, weil sonst das Styling nicht funktioniert“, so Bentzinger. Dass ihr beim Foto-Shooting ständig jemand mit Pinsel und Make-up im Gesicht herumfummelt, gehöre ebenfalls dazu. Das Nachwuchsmodel: „Auch wenn es am Ende eines Sechs-Stunden-Tags schon nerven kann.“ Genervt ist Bentzinger auch von Model-Sendungen im Fernsehen. „Die Jobs, die die Mädchen bekommen, sind schon toll, aber es hat nicht viel mit dem Model-Alltag zu tun.“
Wenn Bentzinger einen Job macht, bekommen ihre Mitschüler das mittlerweile schon gar nicht mehr immer mit. „Häufig sage ich, dass ich krank bin“, so Bentzinger. Gelernt wird mitunter während der Zugfahrt nach Berlin oder im Flieger nach Mailand. Den schönsten Job – abgesehen vom Werbedreh – habe sie in Istanbul gehabt. Grund seien vor allem die zahlreichen Aktivitäten abseits des Shootings gewesen und die netten Kollegen. Gerade in der Anfangszeit wurde sie von ihrer Mutter Alexandra und Vater Peter begleitet. „Ich war ja schon sehr jung. Da war mir das wichtig, dass sie dabei sind“, so Bentzinger, die sich bei „EastWestModels“ sehr wohlfühlt. Die Agentur sei nicht zu groß und die Leiter wissen, welche Jobs sie gerne mache.